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Die Brennessel wird oft als Unkraut bezeichnet, aber sie ist auch Wildgemüse, Heilkraut und vor allem Artenvielfaltförderer, denn sie ist eine essentielle Futterpflanze für die Raupen von vielen Schmetterlingen! |
Andererseits müssen auch wir Freizeitgärtnernde zugeben: Stehen diese Wildpflanzen im Gemüse- oder Staudenbeet oder an einer anderen Stelle im Garten, wo man sie nicht will, wollen auch wir HobbygärtnerInnen sie an dieser Stelle loswerden. Diese Wildkräuter sind nämlich Licht-, Wasser- und Nahrungskonkurrenten zum Feldsalat, zu Radieschen, Porree und eigens angebauten Kulturpflanzen. Sie bieten außerdem Schnecken ein feuchtes Milieu und damit Verstecke. Durch die schlechtere Belüftung der Kulturpflanzen inmitten von unerwünschten Beikräutern können diese leichter von Pilzkrankheiten befallen werden. Aber auch wenn einzelne Beete und Bepflanzungen (halbwegs) vom "Unkraut" befreit werden sollen, muss man nicht den ganzen Garten wildkrautfrei halten.
Wie bei fast allem, gibt es auch bei der Bekämpfung von "Unkraut" im Garten vorbeugende Maßnahmen und die direkte Bekämpfung.
Unkrautbekämpfung durch "falsches Saatbeet"
Wenn im Frühjahr die Ausaat- und Pflanzzeit von Gemüse beginnt - zuerst im Gewächshaus und Frühbeet* und wenig später auch im Freiland, beginnt auch die Zeit der Unkräuter, die als Samen im Boden auf ihre Zeit warten. Saatgut benötigt zum Keimen Wärme und Feuchtigkeit - das gilt auch für Unkrautsamen. Sät oder pflanzt man Gemüse, Kräuter oder anderes in ein gut vorbereitetes feinkrümeliges Beet, dann wachsen da nicht nur die gewünschten Kulturpflanzen, sondern auch die Unkrautsamen, die in der Erde schlummerten, bis sie durch die Bodenbearbeitung nahe genug an die Oberfläche kamen.Anzeige
Mit einem Trick - einem so genannten "falschen Saatbeet" bzw. "falschen Saatbett" - kann man jedoch die Zahl der Unkräuter reduzieren: Man bereitet das Gemüsebeet schon zwei Wochen vor der geplanten Pflanzung sorgfältig vor und gießt es wie üblich an. Das Unkraut beginnt zu keimen. Kurz vor der eigentlichen Pflanzung nimmt man den Unkrautwurzeln den Kontakt zum Boden, indem man das Beet vorsichtig oberflächlich abrecht oder hackt. Das macht man am besten an einem trockenen, warmen Tag, damit das Unkraut schnell vertrocknet. Achtung: Stärkere Bodenbewegungen muss man jetzt vermeiden, damit man nicht neue schlafende Unkrautsamen aus tieferen Schichten nach oben holt. Pflanzt man nun in das so vorbereitete Beet haben die Gemüsepflanzen einen schönen Vorsprung, bis eventuell tiefer liegende Unkrautsamen auskeimen.
Die Falsches-Saatbeet-Methode ist auch vor der Aussaat oder Pflanzung von spätem Feldsalat oder Spinat im Freiland, Frühbeet oder Gewächshaus zu empfehlen. Die Bestände sind ohne unerwünschte Beikräuter luftiger und weniger durch Pilzkrankheiten gefährdet. Ohne die Falsches-Saatbeet-Methode muss man das Unkraut vor allem bei breitwürfiger Aussaat in regelmäßigen Durchgängen von Hand entfernen (bei Reihenpflanzung reicht meist schnelles Durchhacken). Das Jäten von Hand ist gerade im kühl-feuchten Herbst eine todlangweilige Arbeit, die in die Knochen geht - dagegen macht das falsche Saatbeet kaum Arbeit, lediglich steht die Fläche für etwa zwei Wochen nicht zur Verfügung.
Zwar stammt die Falsches-Saatbeet-Methode aus dem Gemüsebau, doch lässt sie sich auch bei der Neuanlage/Neubepflanzung von anderen Beeten anwenden, beispielsweise vor der Aussaat/Bepflanzung mit Sommerblumen, Zweijährigen, Stauden und Gehölzen.
Unkrautbekämpfung durch Mulchen
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Unkrautbekämpfung mit gelochter Mulchfolie funktioniert, ist aber nicht so ökologisch. |
Tipp: Stroh unter Erdbeeren hält die Erdbeeren vom Boden fern, sie bleiben sauber und trockener, was auch vor Pilzkrankheiten schützt.
Dicke Auflagen von Rindenmulch, Holzhäcksel und Ähnlichem sind wegen der enthaltenen Gerbstoffe vorwiegend zum Mulchen unter gut angewachsenen Gehölzen oder als Wegebelag geeignet.
Vor allem bei Stauden muss man hinsichtlich des Mulchmaterials die Bedingungen am natürlichen Standort dieser Pflanzen berücksichtigen. Während sich die einen mit einer nicht zu dicken Auflage eines organischen Materials (zerkleinertes Laub z. B. von Ahorn, Eberesche und Haselnuss; Kakaoschalen) wohlfühlen, sind für andere nur Mulchmaterialen mineralischer Herkunft (Kies, Splitt, Lavamulch und Ähnliches) geeignet.
Auch Pappkarton ist ein Mulchmaterial, das man beispielsweise als Wegbelag zwischen Gemüsebeeten zur Verhinderung unerwünschter Spontanbesiedelung durch Gräser und Kräuter einsetzen kann (auch unter Holzrosten oder Rindenmulchauflagen). Pappkarton und ähnliche Abdeckungen spielen auch eine Rolle bei der Beetanlage ohne Umgraben nach Charles Dowding.
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Bei der Neuanlage von Gemüsebeeten nach Charles Dowding (No-Dig-Verfahren, ohne Umgraben) wird nur verholztes oder sehr grobes Unkraut herausgezogen. Die Flächen für Beet und die geplanten Wege drumherum werden mit Pappkarton lückenlos bedeckt, dann das eigentliche Beet beispielsweise mit Latten begrenzt und die Beetfläche mit einer dicken Schicht verrottetem Kompost bedeckt, in die dann gepflanzt wird. Der Kompost im Beet ernährt die Mikroorganismen, die den Karton und das Unkraut darunter zersetzen. Der gut belebte Boden ernährt die Pflanzen für ein ganzes Jahr und ermöglicht mehrere Ernten hintereinander. Der Boden wird nie gewendet. In den Folgejahren wird einmal jährlich Kompost auf das Beet gegeben und der Boden möglichst immer mit Pflanzen bedeckt gehalten. Der Karton auf den Wegen wird mit Steinen oder anderem beschwert und muss in der Regel einmal pro Jahr erneuert werden, damit die Wege unkrautfrei bleiben. |
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Wer gebrauchte Pappkartons zum Mulchen oder für die Beetneuanlage verwendet, sollte vorher alle Klebefolien und andere nicht kompostierbaren Bestandteile entfernen. |
Unkrautbekämpfung durch Mischkultur
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Durch die bessere Flächennutzung bei Mischkultur ist es für unerwünschte Pflanzen schwieriger, sich anzusiedeln. |
Auch eine gepflanzte Mischkultur, bei der der Boden durch abwechselnd breit- und hochwachsende Pflanzen gut ausgenutzt wird, verhält sich ähnlich wie eine gemulchte Fläche. Nur zu Anfang muss noch ein oder zwei Mal durchgehackt werden.
Hat man Reihen mit hochwachsenden Gemüsen wie Tomaten oder Gurken, können zwischen die Reihen gesäte (oft kurzlebige) Pflanzen das Unkraut unterdrücken, bis die Hauptkulturpflanzen breit und kräftig sind und keimendem Unterwuchs das Licht nehmen.
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Zwischen die Reihen aussäen kann man: Gründüngungspflanzen, Gemüse (Radieschen, Pflücksalat, Schnittsalat, Spinat etc.), Kräuter, Sommerblumen etc. Dabei ist jedoch zu beachten, dass diese Pflanzen auch Wasser und Nährstoffe benötigen und entsprechend berücksichtigt werden müssen.
Unkrautbekämpfung durch Vorziehen statt Direktsaat
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Hier hat das Unkraut keine Chance mehr: Der Feldsalat wurde vorgezogen und in Büscheln ausgepflanzt. Das Unkraut dazwischen kann zeitsparend und rückenschonend mit einer schmalen Pendelhacke, Unkrautkuli oder einer Gartenhacke entfernt werden. |
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Unkrautbekämpfung im Pflanzenbestand
Ist das Unkraut einmal da und man will verhindern, dass es sich ausbreitet, dann hilft nur noch- Unkraut zupfen ("grasen", wie der Bayer sagt),
- Unkraut hacken mit einer
- Handhacke,
- Unkrauthacke, Pendelhacke o.ä. mit Stiel,
- mit einer schmalen Elektro-Bodenhacke bzw. Motorbodenhacke/Kultivator (nur bei weiten Abständen möglich), oder
- das Unkraut mittels Unkrautbrenner abzuflammen (Vorsichtsmaßnahmen beachten!).
Unkrautbekämpfung mit Heißdampf oder Heißwasser-Schaum
Die Heißdampfmethode wird schon lange in manchen Betrieben im Erwerbsgartenbau vor der Pflanzung angewendet: Über das Beet wird eine dampfundurchlässige Haube gelegt und darunter Dampf eingeleitet. Nach nur wenigen Minuten Einwirkzeit sind die Samen in Oberflächennähe nicht mehr keimfähig. Zu sehen ist die Methode beispielsweise hier in einem Gewächshaus: Foliendaempfung (Hans Dieter Seifert, YouTube).Die Unkrautbekämpfung mit Heißwasser Hochdruckreiniger* oder mit Heißwasser-Schaum wird eher in der Flächenpflege beispielsweise auf Wegen, an Beeträndern und zwischen Gehölzen eingesetzt.
Unkrautbekämpfung mit Heißwasser-Schaum (Video: Iprosiserlohn, YouTube)
Unkrautliebe
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Unerwartet, aber nicht unerwünscht: Kapuzinerkresse, die sich zwischen den Töpfen (vorne Aubergine im Kübel) selbst ausgesät hatte |
Aber manchmal kommt das "Unkraut" auch gerade recht, wie die Kapuzinerkresse im Bild, die sich einfach selbst ausgesät hat und nun die Aubergine im Kübel umrankt. Schließlich sieht Kapuzinerkresse nicht nur schön aus, sondern ist essbar (siehe auch Essbare Blüten) und liefert gesunde, pikante Blätter und Blüten für einen bunten Salat. Anderes Unkraut wie der Löwenzahn passt auch gut in manches Gericht und ist zudem noch gesund.
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Löwenzahn schmeckt mir am besten im Bratkartoffel-Gericht (Wir essen unser Unkraut: Löwenzahn) |
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