Montag, 7. August 2023

Gemüsegarten für Anfänger - 10 Tipps für angehende Selbstversorger

Gemüse und Kräuter aus dem eigenen Anbau schmecken am besten: Man kann die Sorten anbauen, die man am liebsten mag, und man kann ganz nach Bedarf ernten - aus dem Garten frisch auf den Tisch. Und egal, ob man aus Interesse an Natur und Pflanzen oder aus politischer Motivation Selbstversorger werden möchte, macht der Anbau auch noch Spaß und tut der Seele gut. (zuletzt aktualisiert am 7.8.2023)


Mit gemischten Bepflanzungen lässt sich der Platz im Beet oder Pflanzgefäß besser ausnutzen. Außerdem beeinflussen sich manche Pflanzenarten gegenseitig positiv.

Neugärtner, die noch nie Gemüse oder Kräuter angebaut haben, sind möglicherweise ein wenig unsicher, wie sie anfangen und was sie bedenken sollten. Mit diesen Tipps sind sie gut vorbereitet.

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Übrigens: Auch wer keinen eigenen Garten hat, kann Selbstversorger sein und auf Mietparzellen (sie werden von (Bio-)Landwirten zur Miete für eine Gartensaison angeboten), im Gemeinschaftsgarten (den haben manche Gemeinden, Siedlungen, Hausgemeinschaften, Vereine zur Integration etc.), im gepachtetem Kleingarten (langjährige Pacht eines Grundstückes in einer Kleingartenanlage) oder im Topfgarten (auf dem Balkon, der (Dach-)Terrasse, auf der Fensterbank oder im Hinterhof) Gemüse anbauen - wobei das Wort Topf in Topfgarten für jede Art von Pflanzgefäß steht, also auch für Kübel, Blumenkästen, große oder kleine bepflanzbare Säcke mit Erde, Tischbeete und vieles mehr.

Gemüse im Kübel: Gesäte Salatrauke und Pflücksalat 'Baby Leaf' unter der gepflanzten Tomate 'Corazon'

Gemüseanbau für Einsteiger - die 10 besten Tipps

  1. Die meisten Gemüse lieben Licht
    Geben Sie dem Gemüsebeet einen sonnigen, offenen Platz im Garten. Berücksichtigen Sie bei der Auswahl des Standortes auch den Sonnenlauf, damit bei tiefer stehender Sonne im Spätsommer das Beet nicht beschattet wird, denn das würde die Gartensaison verkürzen. Wer keinen (fast) ganztägig sonnigen Standort im Garten hat, kann Gemüse und Kräuter für den Schatten anbauen - die Auswahl ist aber kleiner.
  2. Bodenpflege ist die Grundlage für gute Ernten
    Der Boden bietet den Pflanzen nicht nur Halt, sondern bevorratet Wasser und Nährstoffe. In einem ökologisch und nachhaltig bewirtschafteten Boden mit viel Humus hat man eine große Artenvielfalt an kleinen und großen Bodenorganismen. Das erhält die Krümelstruktur des Bodens, die Bodenfruchtbarkeit und die zahlreichen Bodenlebewesen arbeiten mit den Wurzeln zusammen, so dass die Pflanzen besser versorgt werde. Zur Bodenpflege gehören beispielsweise
    • Eine regelmäßige Kompostausbringung (Kompost aus den eigenen Gartenabfällen erzeugt, ersatzweise am Anfang gekaufter Grüngut-Kompost, Rindenhumus, kompostierter Mist und/oder organische Dünger),
    • Gründüngung
    • sowie schonende Bodenbearbeitung (kein Umgraben mit Bodenwenden, sondern nur Lockerung mit einem Sauzahn o. Ä.).
    Mit der Kompostierung von Gartenabfällen sorgt man außerdem für einen Stoffkreislauf, so dass keine wertvollen Nährstoffe verloren gehen, sondern als Dünger und Bodenverbesserer zurückgeführt werden.
  3. Sonderplätze für wärmeliebende Gemüse
    Tomaten, Auberginen und Paprika stehen gerne warm und vor Regen geschützt. Reservieren Sie ihnen einen Platz vor einer nach Süden gerichteten Hauswand oder unter einem Regendach. Sie kommen erst nach den Eisheiligen ins Freie und können in ein Beet, in Erdesäcke oder in große Kübel gepflanzt werden. 

    Ein Dach bietet Schutz vor Regen und (je nach Material) bis zu einem gewissen Grad vor Hagel. Gewächshäuser und Tomatendächer gibt es als Bausätze im Handel, aber man kann auch improvisieren. Dieses DIY-Tomatendach stand bei einem unserer Nachbarn und die Tomatenpflanzen darunter waren gesund und trugen reichlich Früchte. 
  4. Beet oder Hochbeet
    Gemüse und Kräuter kann man in den normalen Gartenboden, in ein leicht erhöhtes oder in ein "richtiges" Hochbeet säen oder als vorgezogene Jungpflanzen auspflanzen. Wichtig ist, dass zumindest der oberste Boden eine Krume hat und frei von Unkraut ist, bevor man sät oder pflanzt (Ausnahme: Beetanlage nach der No-Dig-Methode von Charles Dowding ohne Umgraben, siehe auch besser Gärtnern ohne Umgraben?).

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    Ein "richtiges" hohes Hochbeet (etwa 80 bis 100 cm hoch) hat mehrere Vorteile gegenüber dem normalen Gartenbeet oder nur den wenige Zentimeter erhöhten Beete: Man kann im Hochbeet unter der obersten Erdschicht Pflanzenabfälle kompostieren. Die Wärme der Kompostierung kurbelt das Pflanzenwachstum an. Gerade wer sich nicht so gut bücken kann, hat es beim Anbau im Hochbeet leichter.
  5. Anbau in Mischkultur
    Bewährte Mischkultur-Kombinationen in Reihen nebeneinander sind beispielsweise: gesäte Möhren neben Steckzwiebeln oder Porree, gepflanzter Kopfsalat oder gesäter Schnittsalat neben Steckzwiebeln.
  6. Platzansprüche und Unterstützung
    Manche Gemüse haben einen hohen Platzbedarf, beispielsweise Zucchini und Kürbis. Auf den Saatguttüten und in den Beschreibungen auf den Etiketten von Jungpflanzen findet man Angaben zum empfohlenen Pflanzenabstand in der Reihe und von Reihe zu Reihe für die spezielle Sorte. Bei Pflanzen, die einen hohen Platzbedarf haben, dauert es oft eine ganze Zeit bis die Fläche bedeckt ist, da lohnt sich die Untersaat von Schnittsalat, Kresse, Radieschen und anderen schnell wachsenden Gemüsen.

    Manche Gemüse wollen hoch hinaus. Da sie sich nicht alleine tragen können und/oder windbruchgefährdet sind, gibt man ihnen Stützen. Zu diesen Gemüsearten und Sorten gehören: hochwachsende Tomaten ("Stabtomaten"), Auberginen, Stangenbohnen, manche Paprika- und Chilisorten, wenn man sie nur ein- oder zweitriebig zieht, sowie Melonen. Als Stützen werden Stäbe, Spiralstäbe oder Rankgitter genutzt. Man kann auch ein Gerüst mit einer Querstrebe oben bauen und die Pflanzen an Schnüren nach oben leiten.

  7. Gemüse und Kräuter vor Schnecken schützen
    Manche pflanzenfressenden Schnecken (vorwiegend so genannte Wegschnecken) wissen auch, was gut ist: frische, zarte Jungpflanzen. Tagsüber verstecken sie sich gerne in der Umgebung vor Sonne und Wind, aber bei trübem Wetter oder in der Nacht gehen sie dann auf Beutezug. Die beste Vorbeugung gegen diese Überfälle: keine "Blätter-Wildnis" in der unmittelbaren Umgebung des Gemüsebeets, Schnecken regelmäßig unter Brettern und Steinen absuchen, gleich nach der Keimung oder der Pflanzung ein umweltverträgliches Schneckenmittel, beispielsweise auf Basis von Eisen (Eisen-III-phosphat, kommt auch natürlich vor) streuen, die Zuwanderung durch schneckensichere Beetumrandungen verhindern und andere umweltfreundliche Maßnahmen gegen Schnecken.
  8. Mulchen im Gemüsegarten
    Unter Mulchen versteht man das Bedeckthalten des Bodens. Nimmt man organisches Material zum Mulchen wie beispielsweise Stroh oder Laub, dann verschwindet der Mulch mit zunehmender Zersetzung und wird zu einem Teil des Bodens, dem Humus. Einen Mulcheffekt kann man auch durch Gründüngung und Untersaaten/Unterpflanzungen von Kresse, Radieschen, Schnittsalat und Kräutern zwischen großen Gemüsen mit langer Kulturzeit erzielen.

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    Vorteile des Mulchens:
    Die Bodenbedeckung unterdrückt das Keimen von Unkrautsamen - das erspart das Unkrautziehen und Unkrauthacken. Die Bodenbedeckung hält den Boden feucht und fördert so das Bodenleben - dadurch wird der Boden lockerer und krümeliger. Mulch schützt den Boden vor Verschlämmung bei starken Regenfällen.
    Mulch kann aber Nachteile haben: Der Boden trocknet im Frühjahr schlechter ab, die Bedeckung bietet schattige, feuchte Verstecke für Schnecken und die Zersetzung von organischem Mulch bindet Stickstoff (weil sich die zersetzenden Mikroorganismen vermehren). Deshalb: Mulchen ist kein Allheilmittel. Auf schwerem oder undurchlässigen Boden sollte im Frühjahr erst mit dem Mulchen begonnen werden, wenn der Boden abgetrocknet ist und die Pflanzen gut angewachsen sind. Mulchen sollte man nur, wenn keine Gefahr durch Schnecken besteht, die sich unter dem Mulch verstecken könnten. Die Stickstoffbindung kann über Hornspäne oder einem anderen organischen Stickstoffdünger ausgeglichen werden. Mehr über Mulchen im Garten.

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  9. Bewässerung und Düngung
    Wasser und Nährstoffe werden im Boden gespeichert und an die Pflanzen abgegeben. Der Vorrat ist abhängig von der Bodenkörnung und vor allem vom Humusgehalt - weswegen die Bodenpflege so wichtig ist. Wer in seinem Garten keinen Wasseranschluss hat, sollte Dry Farming betreiben - das erfordert jedoch eine gute Vorbereitung (trockenresistente Sorten, tiefere Saat etc.). Ansonsten lässt sich Wasser sparen, indem man nicht die Pflanze überbraust, sondern in den Wurzelbereich gießt. Als Grunddüngung reicht normalerweise der Kompost (oder ersatzweise Rindenhumus), mittel- und stark zehrende Gemüse erhalten aber noch ein bis mehrere Gaben von organischem Dünger.
  10. Nützlinge im Garten fördern
    Lassen Sie sich von den natürlichen Feinden der Schnecken, Blattläuse und anderer Schädlinge helfen. Fördern Sie Nützlinge, indem Sie keine Pestizide spritzen, Nützlinge anlocken (Blühpflanzen locken beispielsweise Schwebfliegen an, deren Larven sehr räuberisch sind) und bieten Sie Überwinterungsplätze (Laubhaufen oder Igelhöhlen für Igel, Insektenhotels für die kleinen Fluggäste) und Nistplätze für Vögel und Fledermäuse, damit die im Sommer Blattläuse, Mücken etc. picken/fangen.

Anfängern empfehle ich, nur schnell keimende Gemüse direkt ins Beet zu säen, beispielsweise Radieschen, Pflücksalat, Salatrauke oder Gartenkresse. Ansonsten kauft man im ersten Jahr Steckzwiebeln und die ersten Jungpflanzen beim (Bio-)Gärtner - dann ist der Erfolg sicherer. Die eigene Jungpflanzenanzucht kann man parallel dazu aber in Töpfen und Kisten ausprobieren und die eigenen Jungpflanzen dann ebenfalls auspflanzen.

Bei jeder Aussaat und Pflanzung daran denken: Steckschildchen mit Sortennamen und Datum beschriften und vor die Pflanzenreihe stecken. Danach sorgfältig angießen – am besten mit weicher Brause, damit der Boden nicht verschlämmt. Hilfreich ist es, die Aussaaten und Pflanzungen in einem Gärtnertagebuch festzuhalten (was man wann wohin gepflanzt hat), denn man sollte im nächsten Jahr zumindest die Hauptkultur (die lange Sommerbepflanzung) nicht an die gleiche Stelle pflanzen (außer man pflanzt in Gefäße mit frischer Erde).

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Fürchten Sie nicht, etwas falsch zu machen. Der Garten ist ein großes Experimentierfeld. Was bei dem einen funktioniert, klappt beim anderen weniger gut und umgekehrt. Und selbst wenn man alles richtig macht, kann ein Unwetter einen Strich durch die Rechnung machen. Doch von einigen Misserfolgen sollte man sich nicht entmutigen lassen: Vieles klappt schon von Anfang an und das ist eine wunderbare Erfahrung.

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2 Kommentare:

  1. Ich bereue es nicht, dass ich mir die Zeit genommen habe, so einen guten Artikel zu lesen.Vielen Dank für das Teilen der Tipps.

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