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Montag, 5. August 2019

Wann sind Tomaten reif?

Die Frage "Wann sind Tomaten reif?" taucht immer wieder auf - vor allem bei Sorten, die nicht rot ausreifen, sondern gelb, orange, braun, dunkellila oder mehrfarbig. Die Frage der Reife ist nicht nur hinsichtlich des Geschmacks wichtig, sondern auch wegen des Gehaltes an Solanin.

Reife Tomaten  Solanin in Tomaten  Tomaten nachreifen   Nachträge

An der Sollbruchstelle ist der Fruchtstiel geknickt.
Reife Früchte lösen sich, wenn man die Frucht in die Hand nimmt
und mit dem Daumen gegen den Knick drückt.
Wann man die ersten Tomaten von den angebauten Pflanzen im Garten, Gewächshaus oder auf dem Balkon erwarten kann, hängt von der Sorte, dem Beginn der Anzucht, dem Pflanztermin und dem Pflanzort, dem Temperaturverlauf während der Anzuchts-, Wachstums- und Reifezeit und vielem anderen ab. Aber wie weiß man, ob eine ausgewachsene, sich färbende Tomatenfrucht erntereif ist oder ob man noch warten soll?

Gerade, wenn man eine Tomatensorte zum ersten Mal anbaut, ist man unsicher, wann man die Früchte ernten soll, denn auch wenn die Fruchtschale schon die Reifefarbe zeigt, können die Früchte innen noch grün sein. Unreife grüne Früchte schmecken meist nicht und sie enthalten Solanin, welches in großen Mengen gesundheitsschädlich ist und Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Durchfall und ähnliche Symptome hervorrufen kann oder Schlimmeres.

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Tomaten sind reif, wenn sie sich leicht ernten lassen.
Bei Tomaten befindet sich oberhalb des Fruchtstielansatzes eine Sollbruchstelle. Beim Ernten drückt man leicht gegen den kleinen Knick. Ist die Frucht reif, löst sich der Fruchtstiel genau an dieser Sollbruchstelle. Je weiter die Reife fortgeschritten ist, desto leichter lässt sich die Tomate ernten. Eine Ausnahme sind allerdings Rispentomaten, auch Trosstomaten genannt: Da man bei diesen Tomaten nicht möchte, dass sich die Tomaten von der Traube lösen, hat man die Sollbruchstelle mehr oder weniger weggezüchtet.

Der optimale Erntezeitpunkt bei Tomaten
Der Geschmack der Tomate hängt zu einem großen Teil vom Zucker-Säure-Verhältnis in der Frucht ab: Je reifer die Frucht, desto weniger Säure enthält sie und desto höher wird der Zuckergehalt. Die Tomate wird also mit der Reife süßer, aber ab einem bestimmten Punkt auch fader und manche Sorten auch mehlig. Es bleibt also trotz Sollbruchstellentest ein gewisser Spielraum für die Ernte und man muss letztendlich für jede Sorte und Verwendung (Salat, Soße, Suppe) testen, wie sie einem am besten schmeckt: zu Reifebeginn (viel Säure, wenig Zucker), vollreif (sortentypisch optimales Zucker-Säure-Verhältnis, ausgebildete Aromastoffe) oder überreif (wenig Säure, viel Süße - aber manchmal auch fad und mehlig).

Reife Früchte mit Sollbruchstelle am Fruchtstiel
Reife Früchte, die sich bei der Ernte an der Sollbruchstelle lösen ließen

Solanin in Tomaten
Solanin ist ein giftiges Alkaloid, das ab einem Gehalt von 20 mg Solanin pro 100 g Frischsubstanz als gesundheitsschädigend und ab einem Gehalt von 400 mg Solanin pro 100 g Frischsubstanz als tödlich gilt. Da die grünen Teile um den Stielansatz in der Tomatenfrucht Solanin enthalten, sollte man sie nicht nur aus Geschmacksgründen ausschneiden.

Grüne Stellen in der Tomate sollten ausgeschnitten werden.
Grüne Stellen in der Tomate sollten ausgeschnitten werden.
Gebratene grüne Tomaten trotz Solanin?
Wer kennt nicht den Film oder zumindest den Filmtitel "Grüne Tomaten", der nach einer amerikanischen Südstaaten-Speise benannt ist. Wer Tomaten nach Südstaaten-Art braten möchte, der sollte seine Tomaten möglichst nah an der Reifegrenze ernten, weil dann schon fast alles Solanin abgebaut ist, und nur kleine Mengen davon essen. Das gilt auch für Konfitüre aus grünen Tomaten und milchsauer eingelegte grüne Tomaten.

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Tomaten nachreifen
Unreife Tomaten, die man ernten musste, weil beispielsweis ein Trieb abgebrochen oder die Gartensaison zu Ende ist, können bei 22 bis 27 Grad Celsius nachgereift werden. Licht benötigen die Tomaten für die Nachreife nicht.
Nachreifen ist in der Regel nicht mehr möglich, wenn die grünen Früchte bei 10 Grad Celsius oder niedriger gelagert wurden oder bereits draußen tiefen Temperaturen ausgesetzt waren. Das heißt also: Nicht zu lange mit dem Abernten warten und nicht erst kühl lagern und dann versuchen, nachzureifen. Bevor man jedoch aufgibt, kann man noch einen Trick versuchen, nämlich die Tomaten in eine Tüte oder einen Behälter zusammen mit einem oder mehreren reifen Äpfeln geben und diese Tüte verschlossen an einem warmen Ort aufstellen.

Übrigens: Alle Bilder zeigen meine eigenen Tomaten, die im Kübel angebaut wurden. Die Sorte auf den obersten Bildern nannte sich laut Etikett "Tomate rundfrüchtig" und stammte aus dem zu dem Zeitpunkt leider sehr beschränkten Bio-Sortiment von Dehner. Die Früchte waren klein und hart wie Golfbälle, aber auch schnittfest und geschmacklich angenehm fruchtig süß-sauer. Sie passten gut in den Salat oder als Beilage zum Käsebrot.

Nachträge
2016 hatte ich die Sorte "Schwarze Pflaume". Sie trug zu Saisonende, als Frost angekündigt wurde, noch viele grüne Früchte, die auch nach Wochen von Warmbehandlung drinnen und Tricks nicht nachreifen wollten. Ich vermute, dass die relativ tiefen Temperaturen vor der Ernte bei dieser Sorte eine Art Reifehemmung ausgelöst hatten.


Ich probiere jedes Jahr andere Tomaten im Topf oder Kübel aus. In der Regel funktioniert bei mir der Testdruck gegen die Sollbruchstelle. Aber 2018 hatte ich eine großfrüchtige Sorte, die 'Ananastomate': Sie löste sich auch bei Vollreife nicht an der Sollbruchstelle. Ich muss die Tomaten einzeln oder die ganze Tomatentraube mit der Schere abtrennen. Hätte ich länger gewartet, würden die Früchte zu matschig und fad werden - diese Sorte ist wegen ihrer zarten Schale so gut wie nicht lagerbar.


2022: Die sehr leckere gelbe Cherry-Tomate Solena Yellow F1 muss früh geerntet werden, weil ihre Früchte nach dem Gelbwerden schnell abfallen. Grüne Früchte reifen aber drinnen völlig problemlos nach - auch wenn sie schon Nachtemperaturen unter 5 °C erfahren haben. Die Früchte müssen nur schon halbwegs die Endgröße erreicht haben - so meine Erfahrung.


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Montag, 29. Juni 2015

Tomatig schmeckende Tomaten - wie kriegt man das hin?

Wer Tomaten selbst anbaut, möchte natürlich, dass sie besser schmecken als die aus dem Supermarkt. Aber was macht den guten Tomatengeschmack aus und wie bekommt man das als Selbstversorger, Urban Gardener oder Balkongärtner hin?
Tomate 'Tigerella' in verschiedenen Reifestadien
Wie Tomaten schmecken, hängt von den Inhaltsstoffen ab - von
  • Zuckergehalt (Glukose, Fructose), 
  • Säuregehalt (Zitronensäure, Äpfelsäure), 
  • Verhältnis von Zucker zu Säure (Zucker-Säure-Verhältnis),
  • Duft-, Aroma- und Geschmacksstoffen, 
  • Wassergehalt und
  • Schalendicke.

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Wie diese Faktoren bei der Tomatenernte ausfallen, hängt von diesen Einflussfaktoren ab:

Sorte
Auf die Sorte kommt es an: Es gibt inzwischen unglaublich viele verschiedene Tomatensorten mit unterschiedlichen Erbanlagen. Sie unterscheiden sich hinsichtlich
  • der Art zu wachsen (begrenzt wachsende Buschtomaten und Balkonkastentomaten versus "unendlich" hoch wachsende Stabtomaten), 
  • der Schnell- und Starkwüchsigkeit der Tomatensorte, 
  • ihrer Robustheit gegenüber Trockenheit, Hitze, Kälte, Krankheiten und Schädlinge sowie hinsichtlich 
  • ihrer Traubengröße (wie viele Tomatenfrüchte in einer Traube sind), 
  • Frucht-Größe der Einzelfrüchte (abhängig von der sortentypischen Zahl und Beschaffenheit der Fruchtkammern), 
  • Fruchtfarbe, 
  • Fruchtform und 
  • Inhaltsstoffe in der Frucht.
Bei Tomatenverköstigungen kam übrigens heraus, dass alte Sorten nicht grundsätzlich besser schmecken als neue, aber es gibt unter den neuen Sorten viele, die fade schmecken - vermutlich sind die entsprechenden Gene bei der Züchtung auf Größe, Widerstandsfähigeit und Haltbarkeit stillgelegt worden.

Insgesamt gibt es nach neuesten Erkenntnissen etwa 400 Verbindungen, die über den Geschmacks- und Geruchssinn zum Genusserlebnis beim Verzehr von Tomaten beitragen. Davon sind 33 Verbindungen besonders prägend für das Tomatenaroma, 37 für die Geschmacksintensität und weitere 28 beeinflussen beides. Wenn (neue) Sorten fade schmecken, liegt das daran, dass deren Früchte weniger Aroma bestimmende flüchtige Substanzen enthalten.

Beispiele für Tomatensorten mit sehr gutem Geschmack:
  • Cherry-Tomaten:
    'Sicilia', 'Praline', 'Sweet Pear Currant', 'Maglia Rosa', 'Dolce Vita' F1, 'Dasher' F1 
  • Normale Tomaten/Salattomaten:
    'Early Yellow Stripe', 'Tigerella', 'Kasachstan Rubin', 'Harzfeuer' F1, 'Picolino' F1, 'Tirouge' F1 
  • Fleischtomaten:
    'Green Zebra', ''Berner Rose', Beefsteak Tomate', 'Brandywine', 'Bulgarischer Rosa Riese', 'Black from Tula', 'Indigo Apple', 'Amadeo' F1, 'Marmandino' F1 

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Anbau
Der Anbau bestimmt, ob sich die sortentypischen Eigenschaften auch entfalten können. Tomaten mögen einen sonnig warmen, vor Regen geschützten Standort, mit viel frischer Luft, damit sie sich optimal entwickeln. Gießen und Düngen muss dem Bedarf der jeweiligen Sorte angepasst werden - sie sollten nicht überfüttert, aber auch nicht zu knapp gehalten zu werden. Positiv wirkt sich aus, wenn die Pflanzen viele Feinwurzeln ausbilden.

Tipp:
Zu große Extreme in der Wasserversorgung sollte man vermeiden, denn das kann beispielsweise die Kalziumaufnahme stören, was dann die Blütenendfäule (schwarze Stelle am Grund der Frucht) zur Folge haben kann (die Anfälligkeit dafür ist auch sortenabhängig).

Erntezeitpunkt
Tomaten, die im Sommer nach viel Sonnengenuß geerntet werden, schmecken besser als solche, die im Dezember geerntet werden. Der optimale Erntezeitpunkt hinsichtlich Reifezustand und Geschmack ist nicht bei allen Sorten gleich. Die meisten Tomatensorten werden kurz vor oder bei Vollreife geerntet, weil man Tomaten aus eigener Ernte sofort verspeisen kann - das ist der Vorteil gegenüber Tomaten, die erst längere Transportwege haben, beispielsweise vom Gärtner zum Großmarkt und dann erst in den Verkauf kommen. Werden Tomaten kurz vor oder zu Anfang der Vollreife geerntet, ist ihr Zucker-Säure-Verhältnis optimal und die Duft- und Aromastoffe voll ausgebildet. Es gibt aber auch Sorten, deren bestes Zucker-Säure-Verhältnis schon vorher erreicht wird, die werden am besten grundsätzlich vor der Vollreife geerntet ('Maglia Rose', 'Marmandino' F1), damit sie fruchtig frisch schmecken. Mit zunehmender Reife wird nämlich der Säuregehalt abgebaut und manche Sorten schmecken dann langweilig oder mehlig.

Der optimale Zeitpunkt ist also auch Geschmacksache bzw. hängt von der Art der Verwendung/Verarbeitung ab.

Lagerung
Tomaten sollten nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden, denn dann verlieren sie viel von ihrem Geschmack und Aroma. Lediglich Tomaten, die schon überreif sind, für die man aber gerade keine Verwendung hat, kann man im Gemüsefach des Kühlschranks noch etwas aufbewahren, anstatt sie in wegzuwerfen - ihr Geschmack verändert sich dann kaum noch.

Und was sind Ihre Lieblingssorten und Tomatentipps?

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