Samstag, 10. Januar 2015

TomTato - Tomaten und Kartoffeln von einer Pflanze ernten

Wenn man die TomTato** das erste Mal auf einem Bild sieht, staunt man nicht schlecht über diese eierlegende Wollmilchsau - äh: dieses unten Kartoffeln und oben Kirschtomaten hervorbringende Nachtschattengewächs. Ist das nun Bildbearbeitung oder eine Ausgeburt der Gentechnik?

"TomTato hybrid - tomato and potato hybrid plant launched" (YouTube, Kanal: ODN)

Nein, diese TomTato-Pflanzen entstehen durch Veredelung, bei der eine Tomaten- auf eine Kartoffelpflanze gepfropft wird.

Veredelung ist vor allem im Obstanbau eine sehr alte Kulturtechnik. Die Unterlagensorte bildet die Wurzel und bestimmt die Wüchsigkeit. Durch die Unterlage können Größe, Winterhärte und andere Eigenschaften der Edelsorte positiv beeinflusst werden.. Die so genannte Edelsorte oben drüber bestimmt, welche Apfelsorte, Birnensorte o. A. auf dem Obstbaum wächst und wie die schmeckt.

Bei den Ziergehölzen sind es vor allem Rosen, die veredelt werden. Aber auch Gurken und andere Gemüse werden seit einigen Jahren veredelt, Gurken beispielsweise auf den Feigenblattkürbis oder andere Unterlagen, damit sie niedrige Temperaturen besser vertragen und bodenbürtigen Krankheiten besser Widerstand leisten können.

Die TomTato soll von Thompson & Morgan in Großbritannien entwickelt worden sein, verkauft wird eine Kombination aus Tomaten und Kartoffeln aber auch in den USA, beispielsweise von der Territorial Seed Company in Cottage Grove, die die Pflanzen "Ketchup 'n' Fries" (Ketchup mit Fritten) nennt. Laut DPMAregister ist der Markeninhaber von TomTato die Branded Garden Products Ltd in Ipswich (Großbritannien), vertreten durch die Dummett Copp LLP.

Auch in deutschen Katalogen wurde die TomTato schon gesichtet, beispielsweise bei Baldur*. Bei Baldur kann man auch nachlesen, dass einige Hobbygärtner sehr gute Tomaten- und Kartoffelernten hatten, bei anderen waren nur die Tomatenernten gut. Ich vermute, dass das mit der Bewässerung und Düngung zusammenhängt, denn wer viel ernten will, der muss die Pflanzen auch gut (im Sinne von bedarfsgerecht, aber nicht überdüngen) ernähren - besonders im Kübel ist das etwas schwieriger als im Boden, weil man weniger Puffer hat. Aber es ist möglich.

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Wer Spaß dran hat, kann das Veredeln auch selbst ausprobieren und versuchen, eine Tomatenpflanze auf einen Kartoffeltrieb zu veredeln (wer die verkaufen will, muss sich einen eigenen Namen ausdenken, denn TomTato ist eine geschützte Wortmarke). Wichtig ist, dass die beiden Schnittstellen zum Zeitpunkt der Veredelung aufeinanderpassen. Die Sorten, das Timing für das Heranziehen der Jungpflanzen, der Zeitpunkt der Veredelung und die Verbindungstechnik dürften zu den Betriebsgeheimnissen der TomTato-Produzenten gehören. Einfach ist diese Veredelung jedenfalls nicht, weshalb die TomTato-Pflanzen mit 15 englischen Pfund pro Stück auch alles andere als billig sind.

Das Veredeln bzw. Miteinanderkombinieren funktioniert bei vielen Pflanzen, die zur gleichen Familie gehören. Da die Familie der Nachtschattengewächse viele leckere Gemüse bildet, ist hier ein weites Feld für Experimente geöffnet.

Tomoffel
Die TomTato ist keine Tomoffel im ursprünglichen Sinn. Die wurde nämlich durch Protoplastenfusion erzeugt. Bei der Protoplastenfusion werden zwei Zellen ohne Zellwände in vitro miteinander verschmolzen. Die daraus entstehende Hybride ist - wie auch Hybriden aus Pferd und Esel - nicht fortpflanzungsfähig (Quelle Telekolleg Biologie: Grundlagen der Genetik bei ard alpha). Aus den Samen der TomTato-Tomaten würden dagegen neue Tomatenpflanzen entstehen. Da es ein Geschäftsgeheimnis ist, um welche Tomatensorte es sich bei der Sorte handelt, weiß man auch nicht, ob es eventuell eine Hybridsorte ist, die in der nächsten Generation lauter verschiedene Nachkommen hat, oder eine samenfeste Sorte, die lauter einheitliche Nachkommen hat.


Ich könnte es mir jedenfalls ganz gut vorstellen, so eine Kombi-Pflanze im Kübel anzubauen und zweifach zu ernten: oben Tomaten, Paprika oder Auberginen, unten Kartoffeln. Die TomTato ist auch ein witziges Mitbringsel zur Gartenparty oder ein Geschenk zum Geburtstag eines Hobbygärtners.

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* Werbelink
** TomTato ist eine eingetragene Wortmarke der Branded Garden Products Ltd. in Ipswich/Großbritannien (Unionsmarke im DPMAregister).

Quellen

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Mit 'Crimson Crush' wurde die angeblich erste wirklich braunfäuleresistente Tomatensorte gezüchtet

Die Kraut- und Braunfäule Phytophtora infestans ist die schlimmste Bedrohung für Tomaten im Hausgarten - jedenfalls für die, die im Freien ohne Regenschutz angebaut werden. Es gibt im Handel bisher zwar robuste Sorten, aber keine, die tatsächlich genetisch resistent sind.

Acht Jahre lang haben Simon Crawford, einer der führenden Züchter Großbritanniens, und der Doktorand James Stroud von der Bangor Universität geforscht und entwickelt, bis sie die Resistenzgene PH2 und PH3, die sie bei nur einer von vielen untersuchten Tomaten gefunden hatten, erfolgreich eingekreuzt hatten.

'Crimson Crush', die neue und angeblich erste tatsächlich braunfäuleresistente Tomatensorte, soll ab 8. Januar 2015 bei Sutton Seeds in Großbritannien als Steckling für den stolzen Preis von £7.99 (10,22 Euro) erhältlich sein.

Mehr über Kraut- und Braunfäule
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Donnerstag, 28. August 2014

Gräser im Staudenbeet und im Topfgarten

Sie stehen für Eleganz, Leichtigkeit und Transparenz, für mich persönlich aber auch für Puscheligkeit, Weichzeichnung, manchmal für Aufhellung eines Bereichs oder Hintergrunds und im Falle von dunklen Gräsern für mehr Tiefe und Geheimnis. Ziergräser erweitern die Möglichkeiten der Beetgestaltung mit Stauden jedenfalls enorm - wobei sie selbst auch Stauden sind, d. h. sich jedes Jahr aus dem Wurzelstock heraus erneuern.
Gräser werden im Frühjahr oder im Herbst gepflanzt.

Wunderschöne Staudenkombinationen mit (und ohne) Gräsern
kann man in den Weihenstephaner Gärten entdecken.
Man beachte auch die Wirkung von eingestreuten Pflanzen
mit fast schwarzem Laub oder sehr dunklen Blüten

In Büchern und im Sichtungsgarten Weihenstephan habe ich über die Jahrzehnte wunderschöne Staudenkombinationen mit Gräsern wie Chinaschilf (Miscanthus-Arten), Lampenputzergras (Pennisetum-Arten) und vielen anderen Ziergräsern bewundert, sodass ich sie trotz meines wenigen Platzes zuhause auch unbedingt ausprobieren wollte. Als ich 2012 ein kleines Staudenbeet mit "Prairieflair" auf dem Tiefgaragendach anlegte, bekamen auch ein paar Ziergräser einen Platz im Beet, andere in Kübeln. Hier nun einige meiner Erfahrungen mit Ziergräsern auf kleinem Raum nach zwei Jahren.

Das Staudenbeet liegt direkt vor der Südseite eines Wohnhauses. Die Erdauflage auf dem Dach beträgt nur wenige Zentimeter und zwischen Erde und Dach ist eine Trennschicht aus Kiesel und Schutzvlies. Alle Gräser wurden im Herbst 2012 gepflanzt. Schwach wachsende Gräser habe ich direkt in die Erde gesetzt, bei stärker wachsenden habe ich Schutzmaßnahmen ergriffen.

Regenbogenschwingel als fluffige Polster im Staudenbeet 
Im Frühjahr, wenn die Sommerstauden noch im Boden Kraft für den Austrieb sammeln, füllen schon mehrere Regenbogen-Schwingel Festuca amethystina zusammen mit Frauenmantel die Lücken zwischen den Frühlingsblühern im Staudenbeet und schützen den Boden so vor Verschlämmung, Austrocknung und Verunkrautung. Nach ein paar Jahren ging der Regenbogenschwingel jedoch ein - er wurde vermutlich im Sommer zunehmend von den anderen Stauden unterdrückt.



Regenbogenschwingel hübscht das Beet im Frühjahr auf
Im Sommer wurden die niedrigen Gräser in diesem Beet von Duftnessel Agastache, Purpursonnenhut Echinacea purpurea 'Magnus', Prachtkerze Gaura lindheimeri überwuchert und waren dann wegen des Lichtmangels und der Wasser- und Nährstoffkonkurrenz nicht mehr sehr schön. Nach ein paar Jahren gingen sie dann ganz ein.

Chinaschilf im Staudenbeet 
Da ich sicher sein wollte, dass die Wurzeln nicht durch die Schutzauflage des Tiefgaragendaches dringen, habe ich einen Plastikcontainer mit vielen Ablauflöchern in den Boden eingelassen und darin drei Chinaschilf-Wurzelstöcke gepflanzt. Bestellt hatte ich eigentlich rotes Federborstengras, doch es kam ein grünblättriges - na gut, dachte ich, angeblich ist das grüne sowieso winterfester. Als es dann blühte, stellte es sich allerdings heraus, dass dieses Gras vom Online-Gartenversand gar kein Federborstengras, sondern wahrscheinlich ein Chinaschilf Miscanthus sinensis ist.
Von links nach rechts, soweit sichtbar: ein Busch aus drei Horsten Chinaschilf,
Duftnessel (violett), Purpursonnenhut (pink), Prachtkerzen (weiß), mehr Purpursonnenhut, Lampenputzergras im Kübel
Das Chinaschilf hat sich an dem sonnigen, relativ trockenen Platz auf der Tiefgarage sehr gut entwickelt. Es bildet einen luftigen Puffer zu einer riesigen Rose (nicht im Bild) und einen schönen Hintergrund für die Stauden im Beet, wenn man von der anderen Seite hinüber schaut.

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Lampenputzergras im Kübel
Nur zu Beginn des ersten Jahres war im Kübel
mit dem Lampenputzergras noch Platz
für die einjährige Verbene als Gast

Schon im ersten Jahr bereitete mir das Lampenputzergras Pennisetum alopecuroides 'Hameln', ein Federborstengras, viel Freude. Im Frühjahr hatte ich eine Balkonverbene dazugepflanzt und die beiden harmonierten lange sehr gut, bis das Gras zu stark wurde und der Verbene das Wasser nahm. Dafür bildete das Lampenputzergras im Spätsommer dann auch zahlreiche puschelige Lampenputzerkolben aus.

Ab dem zweiten Jahr durfte es den Kübel dann ganz alleine für sich haben und sich mit den Nachbarpflanzen außerhalb vom Kübel anfreunden.


Wildromantisch: Lampenputzergras und Purpursonnenhut 

Chinaschilf im Kübel
Das angeblich robuste Chinaschilf Miscanthus sinensis, das ich für einen Kübel bestellt hatte, sah seltsamerweise anders aus als das falsche Federborstengras für das Staudenbeet, das sich später auch als Chinaschilf entpuppte. Vermutlich war es eine andere Sorte und die zeigte sich weit weniger robust als erwartet. Ich hatte den Horst extra in einen Kübel gepflanzt (bzw. im Staudenbeet einen Plastikcontainer versenkt), weil ich ein aggressives (Wurzel-) Wachstum erwartet hatte und das Tiefgaragendach nicht gefährden wollte. Als das Chinaschilf dann im ersten Jahr recht langsam wuchs, setzte ich noch ein Stiefmütterchen und einen winzigen Efeu sowie später auch noch zwei Dahlienknollen dazu.

Ich hatte erwartet, dass das Chinaschilf die anderen mit zunehmendem Wachstum verdrängen würde. Aber es kam anders: Der Efeu entpuppte sich beim Kampf um den Raum im Kübel als absoluter Sieger, trotz Sonnenplatz(!), er überwucherte den ganzen Topf und das Chinaschilf siechte dahin. (Nachtrag: Efeu und Stiefmütterchen habe ich im Herbst rausgeworfen und das Chinaschilf durch einen zweiten Chinaschilf-Horst ergänzt. Aber auch zwei Jahre später ist der Kübelinhalt wenig beeindruckend: Im Vergleich zum Federborstengras im Kübel wirkt das Chinaschilf bei mir im Kübel eher schwächlich - möglicherweise steht es zu exponiert und/oder der Terracotta-Kübel trocknet zu schnell aus.

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