Posts mit dem Label Schärfe werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Schärfe werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 13. Februar 2022

Scharfe Schoten - Chili, Paprika & Co.

Jedes Jahr probiere ich ein paar neue Sorten und Anbaumethoden auf kleinem Raum aus. Zu meinen Gemüselieblingen im Topfgarten auf der Terrasse gehören Tomaten, Chilis und Paprika, Auberginen, Gurken, Zucchini, Baby-Leaf-Salate sowie verschiedene Kräuter. Hier ein paar Notizen zum Chilianbau, Sorten, Schärfe, Verarbeitung und mehr. (zuletzt bearbeitet 4/2024)

Chili-Ernte: So appetitlich und verlockend wie die Chili-Sorte 'Fatalii' aka "Habanero Fatalii" auch ausschaut: Die Früchte müssen wegen ihrer Schärfe mit größter Vorsicht genossen werden.

Direkt zu:
Chili anbauen (Erfahrung mit 'Fatalii')
Chili-Schärfe beherrschen
Chili-Rezepte

Chili-Sorte 'Fatalii'*: Früchte am Strauch im Kübel auf der Südseitenterrasse auf einem begrünten Tiefgaragendach

Chili anbauen

Chilis vertragen keinen Frost, benötigen je nach Sorte aber recht lange von der Aussaat bis zur Fruchtreife. Deshalb werden Chili bei uns in der Regel vorgezogen (Jungpflanzenanzucht). Zwar hatte ich auch schon mal Glück, als ich eine schnelle Chili-"Haussorte" griechischer Herkunft, deren Samen mir jemand geschenkt hat, erst im Mai direkt auf der südseitigen Terrasse in einen Topf ausgesät habe: Ich konnte tatsächlich Ende Oktober reife Früchte ernten, aber solche Experimente sind nur an einem warmen, sonnigen Platz, einer Sorte mit kurzer Kulturzeit und in einem Jahr mit besonders freundlichem Spätsommer und Herbst erfolgreich.

Bei uns eher die Ausnahme als die Regel, dass im Mai direkt ausgesäter Chili vor Wintereinbruch reif wird (im Bild eine unbekannte Sorte aus Kreta). 

Jungpflanzenanzucht
Wer Chilipflanzen selbst heranzieht, beginnt je nach Sorte zwischen Januar und März mit der Aussaat bei einer Temperatur von 22 bis 25 °C. Einige Chili-Anbauer beginnen schon im Dezember, doch das ist nur bei langsam wachsenden Sorten nötig und bringt nur denen einen Vorteil, die vor der Pflanzzeit (Gewächshaus: Ende April, Freiland: nach den Eisheiligen) schon möglichst weit entwickelte Pflanzen anbieten wollen, denn ansonsten wird der Wachstumsvorsprung der sehr frühen Voranzucht meist aufgeholt. Bei der frühen Aussaat und Jungpflanzenanzucht muss für genügend Wärme und Licht (Zusatzlicht!) gesorgt werden, damit die Pflanzen kräftig und gesund wachsen (statt lang, schwach und anfällig).

Mehr zur Sorte 'Fatalii'
Die oben gezeigte Chili-Sorte 'Fatalii' gehört zur Chili-Art Capsicum chinense. Die Sorten dieser Art benötigen relativ viel Zeit von der Aussaat bis zur Fruchtreife in ihrer sortentypischen Farbe. Solche Sorten sät man schon im Januar/Februar aus, um im Sommer (und nicht erst im Oktober) die glänzenden, leuchtend ausgefärbten Früchte sehen (Balkonschmuck!) und ernten zu können.

Anzeige


Meine Chili-Jungpflanze der Sorte 'Fatalii' habe ich in einem Online-Shop gekauft. Die mit der Post gelieferte Pflanze war nicht optimal entwickelt, sie war zu klein und ihre Blätter hatten Verformungen und Verfärbungen - möglicherweise wegen zu kühlem Stand oder ungeeigneter Behandlung in der Jungpflanzenphase. Aber da das Wetter gut war und meine Terrasse sonnig und warm ist, hat sie sich bald erholt. Pflege brauchte sie nicht viel: Ich düngte sie mit einem rein pflanzlichen organischen Dünger (Veggi-Dünger*) und goss sie nach Bedarf mit der Gießkanne.

Zuerst nahm die Pflanze ihr Wachstum auf (endgültige Höhe 40-50 cm - weniger als halb so groß wie beschrieben), dann bildete sie kleine, weiße Blüten und endlich grüne, leicht genörpelte Schoten, die gut versteckt unter dem kleinen Blätterdach heranwuchsen. Erst Ende August/Anfang September begannen die Früchte die Reifefarbe auszubilden - in diesem Fall ist sie gelb, weshalb die Sorte auch 'Fatalii Yellow' genannt wird.

Anzeige


Ich habe die Früchte der Sorte 'Fatalii' zuerst nach Bedarf, und dann als das Wetter herbstlich kühl wurde, alle Chilischoten abgeerntet und die Chilipflanze abgeräumt: Von meiner Pflanze habe ich etwa 20 bis 25 Früchte geerntet und getrocknet. Da die Sorte sehr scharf ist und man nur wenig beim Kochen braucht, kam ich monatelang mit diesem Chili-Vorrat aus. 

* Werbelink

Botanisches
Alle Paprika, Peperoni und Chili sind Nachtschattengewächse (Familie der Solanaceae) und gehören zur Gattung Capsicum, allgemein auch als Paprika-Gattung bezeichnet - wobei Paprika hier für alle scharfen und weniger scharfen Arten und Sorten steht. 'Fatalii' gehört zu der Art Capsicum chinense. In dieser Art sind neben wenigen milden auch die schärfsten Chilisorten der Welt wie 'Carolina Reaper', 'Trinidad Moruga Scorpion' und 'Bhut Jolokia', die Habanero-Typen und auch die beliebten karibischen Scotch-Bonnet-Typen enthalten.

Chilifrüchte sind botanisch gesehen keine Schoten, auch wenn sie so aussehen, sondern Beeren. Kochen ändert übrigens nichts an der Schärfe, ihr fruchtiges Aroma und die Vitamine bleiben aber am besten bei schonender Verarbeitung ohne Erhitzen erhalten.

Chilisorten "Cayenne" und "Scotch Bonnet"

Scharf, schärfer, am schärfsten


'Habanero Fatalii' hat den Schärfegrad 10. Schärfegrad 10 ist die höchste Schärfestufe, obwohl es noch wesentlich schärfere als 'Habanero Fatalii' und andere Habanero-Typen gibt, die haben dann ein oder mehrere "+" als Zusatz zur Schärfestufe - beispielsweise hat die Sorte 'Carolina Reaper' den Schärfegrad 10+++ und galt 2016 als die schärfste Chilisorte der Welt.

Laut Literatur besitzt das Fruchtfleisch von 'Fatalii' ein Zitrusaroma. Ich glaube das zwar bereitwillig, allerdings kann ich es nicht wirklich nachschmecken, denn wegen der Schärfe kann ich als Normalsterbliche höchstens vorsichtig am Finger lecken, nachdem ich ein Fruchtstückchen kurz berührt habe, und dann spüre ich vor allem Schärfe und mein Geschmackssinn sagt gar nichts mehr.

Anzeige


Schärfetricks: Die Chili-Schärfe beherrschen

Die Schärfe von Chili wird durch den Schärfestoff Capsaicin verursacht.

Man sollte bei der Zubereitung extrem scharfer Schoten vorsichtig sein und auch Kinder und Besucher unbedingt davon abhalten, aus Neugierde in eine Frucht zu beißen. Wer meint, eine Chilifrucht mit Schärfestufe 10+++ pur zu essen, sollte sich auf Symptome wie Kreislaufzusammenbruch, Atemnot und Erbrechen einstellen und die Nummer des Notarztes in der Direktwahl haben.

Milde bis mittelscharfe Chili-Sorten: Die "Kleine Perle" (links) färbt sich bei der Reife von schwarz nach rot. Der Snack-Chili (rechts) reift von grün über Orange nach Rot aus. 

Chili-Unerfahrene ziehen bei der Verarbeitung von extrem scharfen Schoten am besten Gummihandschuhe an und setzen eine Brille auf. Auf keinen Fall sollte man sich an die Augen oder Schleimhäute fassen. Nach der Verarbeitung sollten Brettchen, Werkzeuge und sicherheitshalber auch die Hände sehr gründlich gereinigt werden (beispielsweise erst einfetten, dann mit Spülmittel reinigen).

Habanero-Chili und 'Brazilian Starfish' müssen wie 'Fatalii'
mit Vorsicht verarbeitet und genossen werden.

Will man die Schärfe von Chili bei der Zubereitung reduzieren, entfernt man die Samen und Zwischenwände der Chilischoten. Falls ein Chili-Gericht doch einmal zu scharf wird, kann man es je nach Rezept mit Gemüse, Brühe, Sahne/Milch sowie Kartoffeln, Nudeln oder Reis strecken.

Anzeige


Hat man versehentlich in eine zu scharfe Frucht oder ein Fruchtstückchen gebissen, hilft am besten Fetthaltiges wie (Toastbrot mit) Nutella oder Mascarpone, um das Brennen erträglicher zu machen. Kalte Milch oder Wasser neutralisieren die Schärfe des Capsaicins nicht, sie lindern den Schmerz nur im Moment des Kontakts.

Basis-Rezept:
Chili, Paprika und andere Gemüse mit Schafskäse (vegetarisch)


Dies ist mein Chili-Gemüse-Rezept mit Nudeln/Pasta und Schafskäse. Achtung: Die Kombination aus scharfem Chili, Knoblauch und Nudeln wirkt sehr entspannend und fördert das "Nickerchen" nach dem Essen.

Zutaten für 2 bis 3 Persone

1 große Gemüsepaprikaschote
1/2 große Zucchini
1/2 große Aubergine
3 bis 4 mittelgroße Tomaten oder ersatzweise 1 Dose stückige Tomaten
2 Zehen Knoblauch
1-2 gehackte Frühlingszwiebeln
1 Stück Chili 'Fatalii', etwa die Größe eines Fingernagels, ohne Samen und Scheidewände
100 g guter Schafskäse (am besten Salakis natur)
1 Prise Zucker
Salz und Pfeffer
3-4 EL Olivenöl
350 g rohe Fussili, Bandnudeln oder andere Pasta.

Zubereitung:
  1. Topf mit Salzwasser für die Pasta aufsetzen. 
  2. Olivenöl in einer großen beschichteten Pfanne erwärmen, 
  3. während dessen Aubergine erst der Länge nach in grobe Scheiben und diese dann senkrecht in schmale Scheiben schneiden. 
  4. Auberginenscheiben in die Pfanne geben. 
  5. Sobald das Wasser kocht, die Pasta hinein geben und beim Elektroherd die Herdplatte herunterschalten. 
  6. Paprikaschote in kleine Streifen oder Stücke schneiden und in die Pfanne zu den Auberginen geben. 
  7. Zucchini in schmale Scheiben oder Würfel schneiden und ebenfalls zum Gemüse geben. 
  8. Die Prise Zucker über das Gemüse streuen.
  9. Gemüse unter gelegentlichem Rühren bei mittlerer Hitze braten. 
  10. Während dessen die Tomaten in kleine Stücke schneiden, den Knoblauch hacken und die Frühlingszwiebeln in Röllchen schneiden. 
  11. Die Tomaten zum Gemüse in die Pfanne geben, dann ein paar Minuten später auch Knoblauch und Frühlingszwiebeln.
  12. Wenn die Nudeln gar sind, werden sie in ein Sieb geschüttet und beiseite gestellt.
  13. Während das Gemüse weiterdünstet, den Chili vorsichtig ganz fein hacken. 
  14. Die Herdplatte abschalten und den Chili unter das Gemüse mischen. 
  15. Auch die Pasta kann man nun in die Pfanne geben. Sorgfältig umrühren und alles noch eine Minute oder zwei durchziehen lassen. 
  16. Den Schafskäse über das Gericht bröseln und untermischen.
  17. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Servieren.
Mit einem großen gemischten Salat dazu kann man im Sommer mit diesem Gericht auch 3 bis 4 Personen satt bekommen.

Rezeptabwandlung:
Tagliatelle mit Lachs, Paprika, Chili, Tomaten und Schafskäse


Zu besonderen Gelegenheiten ersetze ich die Auberginen und Zucchini durch Lachsfilet aus dem Tiefkühlfach und als Pasta verwende ich dann Tagliatelle (grüne und normale). Statt in Schritt 1 Auberginen anzubraten, brate ich zunächst den Lachs von beiden Seiten im Olivenöl an, wobei er auftaut. Schritt 7 fällt aus. Nachdem ich dann in Schritt 11 die Tomaten hinzugefügt habe, zerteile ich den Lachs mit dem Pfannenwender in Stücke. Alles andere wie im Basis-Rezept.

Mit Lachsfilet wird das Gericht noch eiweißreicher und sättigender.

Apropos: Mein Fazit zu 'Fatalii' beziehungsweise 'Habanero Fatalii':

Die Sorte eignet sich sehr gut für den Anbau im kleinen Kübel auf dem Balkon oder der Terrasse und im Essen tun die Schoten auch, was sie sollen.

Buchtipp zu Chili, Paprika & Co.:

Paprika & Chili erfolgreich anbauen*
Eva Schumann
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2017
ISBN 3-8186-0071-6
Taschenbuch 128 Seiten





Buchtipp zu Tomaten, Paprika und Chili:

Tomaten, Paprika & Chili für Garten und Balkon:
richtig anbauen und frisch genießen
*
Eva Schumann
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Taschenbuch, 128 Seiten
ISBN 3-8186-1047-9
Taschenbuch 129 Seiten





Buchtipp Gärtnern in Pflanzgefäßen (Gemüse, Blumen, etc.):

Gärtnern in Töpfen*
(Balkon, Terrasse, Garten gestalten,
Blumen und Gemüse nach Saison oder als Dauerbepflanzung)
Eva Schumann
Ulmer Verlag, Stuttgart
ISBN 3-8186-0635-8
Taschenbuch, 128 Seiten

*Werbelink 

Das könnte Sie auch interessieren:
Anzeigen