Freitag, 10. April 2015

Nutzgarten, Ziergarten – über den Sinn und Unsinn des Trennens

Ist das nicht eine Diskriminierung, wenn man Gemüse pauschal dem Nutzgarten und Blumen pauschal dem Ziergarten zuordnet? Ist es, denn ein gepflegter Nutzgarten mit Mischkultur und Heilkräutern ist ebenso eine Augenweide wie ein Beet mit Sommerblumen – halt auf seine Art. Umgekehrt haben viele so genannte Zierpflanzen eine lange Tradition als Heilpflanzen oder sind essbar bzw. haben essbare Blüten.

Manche Gemüse - wie dieser Habanero-Chili mit seinen leuchtenden Früchten -
zieht auch allein gestellt alle Aufmerksamkeit auf sich
Nicht erst seit Urban Gardening ist es Trend, Gemüse auch als Beetschmuck anzusehen: Süßkartoffel, Zierkohl, rotstieliger Mangold, Feuerbohnen und Artischocken haben schon lange ihre Fans und werden teilweise seit Jahrzehnten als Beimischung oder Höhepunkte in Blumenbeete, Kübel und Balkonkästen gepflanzt. Aber auch Auberginen, Chili und viele andere Fruchtgemüse sind je nach Sorte ein optischer Genuss.

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Artischocke (Aufnahme: alte Weihenstephaner Kleingartenanlage)

Dennoch gibt es manchmal gute Gründe Zier- und Nutzgarten zu trennen: So sollte man keine Pflanzen, die als Zierpflanzen verkauft werden, in einen Nutzpflanzengarten pflanzen oder gar den Salat damit garnieren – jedenfalls nicht ohne Zusicherung des Gärtners, dass die jeweilige Pflanze zum Verzehr geeignet ist und nicht etwa mit Pflanzenschutzmitteln für den konventionellen Zierpflanzenbau gespritzt wurde.

Im Topfgarten lassen sich Zier- und Gemüsepflanzen mischen, ohne dass sie die gleiche Erde teilen.
Links hinten: eine rotlaubige Süßkartoffel Ipomea, rechts vorne: ausgewachsene, blühende Petersilie.

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Montag, 16. März 2015

Pflanzenschutz: Stärkung- und Pflegemittel selbst herstellen

Als mir vom Leopold Stocker Verlag das Buch Pflanzenschutz- und Düngemittel - Selbst gemacht!* von Brigitte Lapouge-Déjean und Serge Lapouge zur Rezension angeboten wurde, war ich neugierig. Das Buch ist nämlich eine Übersetzung aus dem Französischen. Der Originaltitel lautet "Je prépare mes potions pour le jardin : Purins, badigeons, traitements". Mal lesen, was die französischen (Hobby-) BiogärtnerInnen zur Stärkung ihrer Pflanzen und zur Verhinderung von Krankheits- und Schädlingsbefall so tun, dachte ich mir, als ich zusagte. Um es vorwegzunehmen: Es gibt viele Gemeinsamkeiten mit dem, was man in deutschen Büchern an Erfahrungswissen von Profi- und Hobby-Gärtnernden zum biologischen bzw. nicht-chemischen Pflanzenschutz findet, aber auch ein paar Besonderheiten. (Rezension, Meinungsbeitrag, zuletzt bearbeitet am 20.5.2025)

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Ein wenig stutzte ich beim deutschen Titel, denn bei uns gibt es eine klare Definition nach dem Pflanzenschutzmittelgesetz, was sich Pflanzenschutzmittel nennen darf – nämlich Präparate, die ein definiertes und aufwendiges Verfahren auf EU-Ebene (Wirkstoffprüfung) sowie im jeweiligen EU-Land (Zulassungsverfahren) durchlaufen haben. Im Buch geht es jedoch um Mittel zur Pflanzengesunderhaltung, die keine Pflanzenschutzmittel im engeren Sinne sind, genauer: Es geht um wässrige, ölige oder andere Zubereitungen aus Pflanzen und/oder Grundstoffen zur Pflanzenpflege und –stärkung, aber auch zur Anwendung bei Krankheits- oder Schädlingsbefall, zur Wundbehandlung und Düngung.

Bei den pflanzlichen Zubereitungen werden wässrige oder ölige kalte Auszüge, wasserbasierte Aufgüsse und Abkochungen sowie fermentierte Extrakte (Jauchen) unterschieden, die meist gesprüht oder gegossen werden. Zu den insgesamt 60 Rezepten gehören aber auch Zubereitungen für den Baumanstrich, Wundumschläge, Wundverschluss, selbst gemachte Düngezubereitungen und mehr.

Pflanzen, die in den Rezepten vorkommen, sind vor allem:
Adlerfarn, Beinwell, Bohnenkraut, Brennnessel, Chili, Farnkraut, Gemeine Schafgarbe, Heiligenkraut, Holunder, Kapuzinerkresse, Klette, Knoblauch, Lavendel, Löwenzahn, Meerrettich, Minze, Muskatellersalbei, Oregano, Rainfarn, Rhabarber, Salbei, Sand-Thymian, Schachtelhalm, Seifenkraut, Weinraute, Wermut, Zwiebel.

Grundstoffe und sonstige Inhaltsstoffe der Rezepte:
Algen, Bienenwachs, Bier, Holzasche, Kaffeesatz, Kalk, Kaolin, Kompost, Kuhdung, Milch, Natron, Rapsöl, Salz, Schmierseife, Tonerde, Urin, Waschnüsse, Waschsoda, Wasser, ätherische Öle (Knoblauch, Kampfer, Pfefferminze, Java-Zitronengras, Pfefferminz, Piment, Rosengeranie, Speik-Lavendel, Zypresse und andere)


Was sind Grundstoffe?
Grundstoffe sind Stoffe, die nicht hauptsächlich für den Pflanzenschutz verwendet werden, aber dafür von Nutzen sind. Solche Grundstoffe sind beispielsweise Bier, Kuhmilch, Lecithin, Brennnessel oder Schachtelhalm. Grundstoffe benötigen zwar eine EU-Genehmigung, aber durchlaufen kein aufwändiges Zulassungsverfahren.
Hinweis: Brennnesselrezepte für die Pflanzenpflege u. a. gibt es schon lange, inzwschen kann man den Grundstoff Brennnessel als Konzentrat* und anwendungsfertiges Spray* im Gartenfachhandel kaufen. Trotzdem ist es empfehlenswert, an einigen Stellen im Garten Brennnesseln zu haben, denn sie sind wichtige Raupenfutterpflanzen: Wer Schmetterlinge haben möchte, muss auch an die Raupen denken.

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Von der Vorbereitung über die Herstellung und Anwendung bis zur Aufbewahrung der Zubereitungen werden die Vorgänge anschaulich in Wort und Bild beschrieben, so dass man sich schon darauf freut, diese kleinen "Zeremonien" selbst durchzuführen, um seinen Pflanzenlieblingen etwas Gutes zu tun - etwas, das sie stärkt und vor Krankheiten und Schädlingen schützt.

Mein Fazit

Ein hilfreiches Büchlein für Hobbygärtner, die ihre Pflanzengesunderhaltungs- und Pflegemittel selbst machen und auf gekaufte zugelassene Pflanzenschutzmittel im gesetzlichen Sinne verzichten möchten - zur Anregung, neue Rezepte auszuprobieren, und zum Nachschlagen.

Extra Pluspunkte vergebe ich für die Tabellen mit Maßeinheiten zu Anfang des Buches sowie Indizes und Übersichtstabellen am Ende des Buches.

Buchdaten

Pflanzenschutz- und Düngemittel - Selbst gemacht! bei Amazon - Werbelink
Pflanzenschutz- und Düngemittel*
Selbst gemacht!
Brigitte Lapouge-Déjean / Serge Lapouge
Leopold Stocker Verlag
120 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen,
21 x 21 cm, Hardcover
ISBN 978-3-7020-1505-3
Preis: € 16,90 (Deutschland)

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Donnerstag, 5. Februar 2015

Wo kauft man samenechte Sorten, alte, bewährte und regionale Sorten, Bio-Saatgut (Bezugsquellen)

Wer sich in seinem Garten, auf der Terrasse, dem Balkon oder im Urban-Gardening-Gemeinschaftsprojekt für Sortenvielfalt und den Erhalt alter bewährter und/oder seltener Sorten einsetzen möchte, kauft entsprechendes Saatgut - bevorzugt als Bio- oder Öko-Saatgut - ein. Hier gibt es eine Sammlung der wichtigsten Bezugsquellen für nachbaufähige (samenfeste/samenechte) Sorten.

Manches wird früh ausgesät und herangezogen werden, damit man zur Pflanzzeit schon einen Wachstumsvorsprung hat.
Die Aussaatsaison für die ersten Gemüse, Kräuter und Blumen im Gewächshaus und auf der Fensterbank beginnt im Januar - nur einzelne "Chili-Heads" beginnen schon im Dezember an einem warmen Platz mit Zusatzlicht mit der Vorkultur langsam wachsender Sorten. Ab März beginnt dann auch schon die Aussaat im Freiland.

Wer von seinen Pflanzen Samen ernten möchte, die im nächsten Aussaatjahr Pflanzen mit den gleichen Eigenschaften hervorbringen, muss samenfeste Sorten wählen.
Es ist also bald Zeit, sich mit Saatgut einzudecken. Wer aus den diesjährigen Pflanzen auch wieder Saatgut für das nächste Jahr gewinnen möchte oder entsprechende Züchter/Anbieter nachbaubarer Sorten unterstützen möchte, kauft samenfeste Sorten, denn Hybridsorten (F1-Sorten) würden in der nächsten Generation genetisch aufspalten und lauter verschiedene Nachkommen haben.

Die meisten Saatgutanbieter samenfester Sorten vermehren und/oder vertreiben alte, (regional) bewährte oder seltene Kultursorten, damit die Sortenvielfalt erhalten bleibt. Die meisten legen auch sonst Wert auf Nachhaltigkeit, Umwelt und Klima und bevorzugen einen ökologischen Anbau, haben also vorwiegend oder ausschließlich Bio-Saatgut/Öko-Saatgut im Sortiment.

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Bezugsquellen für samenechte/samenfeste, alte, bewährte, regionale und/oder seltene Sorten 


Bingenheimer Saatgut AG
Ökologisch zertifiziertes Saatgut, hauptsächlich nach den Richtlinien der Anbauverbände von Demeter und Bioland. Alle Sorten im Sortiment der Bingenheimer Saatgut AG sind samenfest und können daher nachgebaut werden.
www.bingenheimersaatgut.de

Dreschflegel Bio-Saatgut
Dreschflegel ist ein Zusammenschluss von 14 Biohöfen und steht für jahrelangen kontrolliert biologischen Anbau, Auslese und Züchtung.
www.dreschflegel-saatgut.de

Bantam!
Samenfestes Saatgut, Informationen
www.bantam-mais.de

Bio-Saatgut Gaby Krautkrömer
Vertreibt überwiegend samenfeste Sorten aus biologischem Anbau.
www.bio-saatgut.de

Bergische Gartenarche
Saatgut und Sortenpatenschaften
www.bergische-gartenarche.org

VERN
Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg
http://vern.de/

Samenbau Nordost
Bio-Saatgut aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen
www.samenbau-nordost.de

Stadt Land blüht
Sortenechtes Bio-Saatgut
http://stadt-land-blüht.de

Pro Specie Rara
Gemeinnützige Gesellschaft für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren in Deutschland
www.prospecierara.de/

Ellenbergs Kartoffelvielfalt
Pflanz- und Speisekartoffeln
www.kartoffelvielfalt.de

Arche Noah (Österreich)
Saatgut, Schaugarten, Infos, Kurse
www.arche-noah.at

The Real Seeds Catalog (Großbritannien)
Samenechte und seltene Kultursorten
realseeds.co.uk

Kokopelli (Frankreich)
Alte Sorten, Bio-Saatgut
kokopelli.asso.fr

Sativa (Schweiz)
Alte Sorten, Bio-Saatgut
www.sativa-rheinau.ch/oekologisches-saatgut/de/home.html

Biologische Samengärtnerei Zollinger (Schweiz)
Alte, regionale und/oder seltene, samenechte  Sorten
www.zollinger-samen.ch/de/

Baker Creek Heirloom Seeds (USA)
Alte oder seltene, samenechte Sorten
www.rareseeds.com

Nicht bei allen der oben aufgeführten Anbieter, vor allem denen im Ausland, ist eindeutig erkennbar, ob oder nach welchen Kriterien das Saatgut ein Bio-Siegel trägt bzw. nach welchen Maßstäben es ökologisch zertifiziert ist bzw. als "organic" bezeichnet wird. In Deutschland (und anderen Ländern der Europäischen Union) gibt es verschiedene Bio-Zertifizierungen. Das EU-Biosiegel ist am wenigsten streng. Strenger sind in Deutschland die Zertifizierungen durch Anbauverbände wie Demeter, Bioland oder andere.

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Woran erkennt man biozertifiziertes Saatgut?

In Deutschland gibt es Öko-Kontrollstellen. Auf biozertifiziertem Saatgut ist die Ökokontrollstelle aufgedruckt. Diese setzt sich zusammen aus Länderkennung, der Abkürzung ÖKO sowie einer dreistelligen Nummer. Beispiele für Öko-Kontrollstellen-Nummern: DE-ÖKO-001, DE-ÖKO-003, DE-ÖKO-006, DE-ÖKO-012, DE-ÖKO-024 etc.


Auf Bio-Saatgut ist ein Aufdruck der Ökokontrollstelle zu sehen


Buchtipps in eigener Sache

(Abbildungen mit Werbelink zu Amazon.de)

Gartenbuch Gewächshaus Eva Schumann - Werbelink Gewächshaus und Frühbeet Monat für Monat
(Arbeitskalender Gemüse-Gewächshaus)
Eva Schumann
Ulmer Verlag, Stuttgart






Gartenbuch Gewächshaus Eva Schumann - Werbelink Gewächshaus und Frühbeet
für den Gemüseanbau
(Das richtige Gewächshaus, Anbauwissen)
Eva Schumann
Ulmer Verlag, Stuttgart





Gartenbuch Eva Schumann - Werbelink Gärtnern in Töpfen
(Balkon, Terrasse, Garten gestalten, Blumen und Gemüse saisonal oder dauerhaft pflanzen und genießen)
Eva Schumann
Ulmer Verlag, Stuttgart





Gartenbuch Kleingewächshaus Schumann Milicka - Werbelink Das Kleingewächshaus: Technik und Nutzung
(Das große Gewächshausbuch, Technik-Know-how, Gärtnerwissen von Gemüse bis Pflanzensammlungen)
Eva Schumann/Gerhard Milicka
Ulmer Verlag, Stuttgart





Gartenbuch Tomaten Eva Schumann - Werbelink Tomaten für Garten und Balkon
(Sorten, Anbau, Küchenpraxis & Rezepte)
Eva Schumann
Ulmer Verlag, Stuttgart





Gartenbuch Chili Paprika Eva Schumann - Werbelink Paprika & Chili erfolgreich anbauen
(im Garten, auf Balkon und Terrasse)
Eva Schumann
Ulmer Verlag, Stuttgart






Gartenbuch Tomaten Chili Paprika Eva Schumann - Werbelink Tomaten, Paprika & Chili für Garten und Balkon
(Wissenwertes, Sorten, richtiger Anbau, Verwendung & Rezepte)
Eva Schumann
Ulmer Verlag, Stuttgart




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