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Vergangenes Jahr verhängten auch einige deutsche Gemeinden ein Gießverbot für den Garten, um Trinkwasser zu sparen. |
Mein Gemüse- und Kräuteranbau in Töpfen und Kübeln auf einer Südseitenterrasse wäre ohne Gießen überhaupt nicht möglich. Und auch die mit geringer Erdauflage ausgestatteten, begrünten Tiefgaragendächer bei uns und einem unserer Nachbarn sind ohne Bewässerung schnell braun - Rasen, Stauden, Sträucher, eigentlich alles, sogar die kleinen Gehölze, die relativ gesehen mehr Erdauflage oder größere Pflanzbehälter haben. Doch wie sieht es mit dem Anbau in gewachsenem Boden aus?
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Stauden und Gehölze ohne Bewässerung
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Präriestauden wie Purpursonnenhut Echinacea purpurea und Kugellauch Allium sphaerocephalon vertragen Trockenzeiten |
Gemüse anbauen ohne Bewässerung?
Doch was ist mit dem Gemüseanbau auf Feldern oder in Gartenbeeten, die man nicht bewässern kann oder darf?Am Oak Creek Center für Urbanen Gartenbau der Oregon State University (OSU)/USA hat man eine Demonstrationsanlage für "Dry Farming" angelegt, wo man die Möglichkeiten zum bewässerungslosen Gemüseanbau von Kürbis, Zucchini, trockenen Bohnen, Kartoffeln, Melonen, Tomaten und anderen Gemüsen untersucht.
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Je nach Art und Sorte sind die Ernten mehr oder weniger zufriedenstellend. Die Fruchtgrößen sind zwar in der Regel kleiner und die Erntemengen geringer, dafür ist der Geschmack oft besonders gut.
Am besten werden Arten und Sorten ausgesät, die sich woanders schon unter Dry-Farming-Bedingungen bewiesen haben - beispielsweise altbewährte Arten und Sorten aus dem Mittelmeerraum, der Sahel-Region in Afrika oder von solchen kalifornischen Anbauern, die sich schon länger auf Dry Farming spezialisieren mussten.
Dry Farming erfordert jedoch einige Umstellungen. Beispielsweise sollte der Boden genügend Ton oder eine Tonschicht enthalten, damit in diesen feinen Poren Wasser gespeichert werden kann. Sandige, durchlässige Böden sind weniger geeignet und müssen aufbereitet werden.
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Beim Dry Farming wird tiefer gesät (Bohnen beispielsweise über 10 cm tief) und gepflanzt (Tomaten beispielsweise in über 30 cm tiefe Löcher) als sonst, so Amy Garrett, eine Ausbilderin des OSU Extension’s Small Farms Programms. Die Abstände von Pflanze zu Pflanze werden auch größer gehalten als beim bewässerten Anbau, damit der Konkurrenzdruck um das wenige Wasser geringer ist. Es ist auch wichtig, dass der Boden nach der Saat oder der Pflanzung gut angedrückt wird, damit das Wasser aus der Tonschicht nach oben gepresst wird.
Dry Farming funktioniert nur da, wo es zumindest im Winter und Frühjahr ausreichend Niederschläge gibt, damit die Speicher im Boden gefüllt werden.
Aromatischere Tomaten durch Dry Farming
Als Vorfrucht vor Dry-Farming-Tomaten wird über den Winter eine Gründüngungsmischung (Dicke Bohnen, Wicken und Hafer) ausgesät, die im Frühjahr eingearbeitet wird. So wird die Bodenfruchtbarkeit verbessert und die Feuchtigkeit im Boden gehalten, sagt Liz Milazzo, Leiterin der Feldfruchtproduktion des Santa Cruz Farm and Garden Program der University of California (UC)/USA. Zwischen der Einarbeitung der Gründüngung und der Tomatenpflanzung müssen mindestens drei Wochen liegen. Die Tomatenpflanzen werden mit Absicht etwas langbeinig gezogen. Die unteren Blätter werden dann entfernt und die Pflanzen extra tief gesetzt - sie bilden dann am unteren Stengel aus den Blattknoten zusätzliche Wurzeln.Aus den obersten Zentimeter Boden wird durch Bodenbearbeitung eine Art Staubmulchschicht erzeugt, um den Wasserverlust durch Verdunstung klein zu halten - ein traditionelles Verfahren, dessen Wirksamkeit von manchen Kritikern aber infrage gestellt wird.
Während der Anwachsphase wird je nach Standort notfalls gegossen, wenn die jungen Pflanzen zu verwelken drohen. Mit Beginn der Fruchtreife wird die Bewässerung in der Regel aber ganz eingestellt. Ab da wird mit jeder erntereifen Traube der Geschmack der Früchte intensiver.
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Erfahrungsaustausch in der jeweiligen Region gefragt: Welche unserer Tomatensorten* eignen sich für Dry Farming? |
Dry Farming vermarkten
Auch wenn die Qualität (Größe und Gewicht der Frucht) beim Dry Farming nicht dem entsprecht, was manche Supermarktketten verlangen, und obwohl die Erntemengen pro Quadratmeter geringer sind, als die, die man im bewässerten Anbau nach Lehrbuch erreichen kann, kann Dry Farming eine Alternative sein: nicht nur für Selbstversorger, auch für kleine und mittlere Gartenbaubetriebe mit entsprechenden Kunden, für die die innere Qualität eine größere Rolle spielt als Größe und Optik. So gibt es in Kalifornien auf Bauernmärkten Gartenbaubetriebe, die damit werben, dass ihre Tomaten organisch zertifiziert und aus Dry Farming sind. Bei den Kunden sind sie gefragt, gelten sie doch als besonders aromatisch und süß.Dry Farming ist übrigens nichts Neues, beispielsweise ist Dry Farming seit Jahrhunderten die Basis der Hopi-Kultur in Arizona. Und auch in anderen Regionen der Welt haben Menschen Methoden und Strategien entwickelt, die es ihnen ermöglichten, trotz Wasserknappheit noch Nahrung ernten zu können. Heute sind es die Folgen von Abholzungen und des Klimawandels, die es notwendig machen, neue Strategien zu entwicklen - gegen Trockenheit und Unfruchtbarkeit einerseits und Starkwetterereignisse andererseits. Windschutz (Hecken, Wälle) und Beschattung ("Waldgärten") können Teil einer Strategie sein, da sie Erosion durch Wind und Wasser, die Verdunstung verringern und das Kleinklima verbessern.
Vorteile und Nachteile des Dry Farming
Nicht nur schmecken trocken kultivierte Fruchtgemüse wie Tomaten meist besser als die gepeppelten, Dry Farming spart auch Zeit und die Ausgaben für eine (automatische) Bewässerungsanlage sowie die Wasserkosten. Wer eine Mietparzelle oder Ähnliches ohne Wasseranschluss hat, hat oft gar keine andere Wahl, als Dry Farming zu praktizieren.Damit keine Probleme mit der Nährstoffversorgung* auftreten, müssen die Nährstoffe dort verfügbar sein, wo die Pflanzenwurzeln ihr Wasser bei Trockenheit finden - also 30 cm und tiefer unter der Bodenoberfläche.
Ein mögliches Problem bei ungleichmäßiger Wasserversorgung, aber auch bei hoher Luftfeuchte, ist ein Kalziummangel in der Frucht, bei der es zu einer braunen Stelle an der Frucht kommt, genannt Blütenendfäule. Dagegen wirken Windschutzmaßnahmen nahe den Pflanzen, weil der Boden dann nicht so schnell/tief austrocknet.
Fazit zu Dry Farming
Nicht nur eine Notlösung, bei manchen Fruchtgemüsen auch geschmacklich von Vorteil!* Werbelink / Partnerlink / Affiliate-Link
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Weitere Informationen
- Klimaschutz ist Pflanzenschutz (tinto bloggt)
- How to Dry Farm Tomatoes for Improved Taste (Farmer Briana Yablonski 2025 for modernfarmer.com)
- Researchers give dry farming a try (Capital Press - The West's Ag Website)
- Dry-farmed tomatoes - how to grow them (SFGate)
- Master Gardener: Dry farming tomatoes for increased flavor (San Jose Mercury News)
- Dry farming - the seed of Hopi culture (The Library of Congress: Local Legacies)
- Ein Stück Paradies: Waldgärten für kleinbäuerliche Familien (Entwicklungshilfeklub)