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Donnerstag, 10. August 2023

Mykorrhiza: Mit Bodenlebewesen wachsen Pflanzen besser

Ein Praxisversuch am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTA) mit Gaben von ericoiden Mykorrhiza-Pilzen in Bodenhilfsstoffen zeigt einmal mehr die positive Auswirkung, die Bodenlebewesen auf das Pflanzenwachstum haben können.. Die ersten Erkenntnisse dürften nicht nur Baumschulen, sondern auch einige Hobbygärtner interessieren. (zuletzt aktualisiert am 10.08.2023, Kennzeichnung als unbezahlte Werbung wegen Markennennungen: nicht bezahlt, nicht bestellt, abgebildete Produkte selbst gekauft)

Wie Pflanzen wachsen und was wir ernten können, hängt nicht nur von den Wasser- und Nährstoffgaben ab, sondern auch vom Vorhandensein und von der Arbeit der Bodenorganismen im Beet oder im Topf.

Zum Bodenleben gehören größere Tiere wie Wühlmaus, Regenwurm, Engerling und Milbe genauso wie winzige Bodenorganismen wie Bakterien und Pilze. Tiere und Organismen mit von Menschen direkt erkennbaren positiven Auswirkungen werden auch Bodennützlinge genannt, dazu zählen beispielsweise Regenwürmer, die den Boden krümelig machen, und Pilzarten, die nicht nur für eine stabile Krümelstruktur sorgen (Gerald Dunst in seinem Buch Humusaufbau*) symbiotisch mit den Pflanzenwurzeln zusammenarbeiten. Allerdings ist dieses Schwarz-Weiß-Denken nicht mehr zeitgemäß, denn auch so genannte Schädlinge und Schadorganismen haben eine Funktion im Ökosystem und sei es als Futter für die Nützlinge.

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Harald Schneller, zuständig für den Biologischen Pflanzenschutz am LTA, und Dr. Mareile Zinker, Referatsleiterin Pflanzenschutz - Ackerbau und Gartenbau, berichten im "Informationssystem für die integrierte Pflanzenproduktion" (ISIP) über ihre Ergebnisse des bis jetzt dreijährigen Praxisversuches zum Einsatz von ericoiden Mykorrhiza-Bodenhilfsstoffen bei Kultur-Heidelbeeren (Vaccinium corymbosum). Der Versuch ist insgesamt auf sechs Jahre angelegt, doch es gibt bereits vielversprechende Zwischenergebnisse.

Ericoide Mykorrhiza
Mykorrhiza nennt man die Symbiose des Feinwurzelsystems von Pflanzen mit Mykorrhizapilzen. Die Mykorrhizapilze führen der Pflanze Nährstoffe und Wasser zu und sie bekommen im Gegenzug von der Pflanze Stoffe, welche diese mithilfe des Lichts in den grünen Pflanzenteilen (Photosynthese) zusammengebaut hat. Die Symbiose kann auch zu einer Verbesserung der Trockenheitsverträglichkeit, zum Schutz vor bodenbürtigen Krankheiten und sogar vor oberirdischen Schädlingen sowie zu einem besseren Geschmack führen. Letzteres wurde bei Tomaten, die in einem "erdigen" Substrat angebaut wurden und deren Phosphor-Zufuhr knapp gehalten wurde, beobachtet.

Heidekrautgewächse wie Rhododendron, Heidelbeeren, Erika und Calluna haben eine ericoide Mykorrhiza.

Je nach Boden, Klima, Bewuchs und anderen Bedingungen setzt sich das Bodenleben ganz unterschiedlich zusammen. Pflanzen mit ericoider Mykorrhiza leben auf nährstoffarmen, vor allem stickstoffarmen Böden (Heide, Moor, Höhenlagen oberhalb der Baumgrenze und anderes). Es sind Heidekrautgewächse (beispielsweise Rhododendren, Erika, Calluna, Heidelbeeren, Krähenbeeren, Australheide) und andere.

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Heidelbeere (Vaccinium corymbosum)
(Bildquelle: R. A. Nonnenmacher/Wikimedia,
Creative Commons CC BY-SA 4.0)

Ihre Pilzpartner gehören zu den Ständerpilzen (Basidiomycota) wie Serendipita spp. und den Schlauchpilzen (Ascomycota) wie Rhizoscyphus ericae aggr. (Wurzelbecherlinge) sowie Oidiodendron maius, Meliniomyces bicolor und M. variabilis (siehe auch Mykorrhiza - Pilz-Wurzel-Symbiosen).

Schneller und Zunker testeten die Bodenhilfsstoffe INOQ Rhodazo und MycoZoom-Ericoid und verglichen die behandelten Pflanzen mit unbehandelten. Sie beobachteten in ihrem Versuch in den Kulturheidelbeer-Varianten mit Mykorrhiza-Pilzen neben
  • einer besseren Nährstoff- und Wasseraufnahme,
  • einem besseren Wachstum mit mehr Neutrieben,
  • einem stärkeren Wurzelwachstum und
  • weniger Ausfällen
  • auch eine Neutralisierung der vorhandenen Karbonsäure, welche auf Heidegewächse sonst wachstumshemmend wirken kann.


 Nach drei Jahren beurteilten Schneller und Zunker ihre Ergebnisse als vielversprechend. Sie sehen das Einsatzgebiet der Bodenhilfsstoffe mit Mykorrhizapilzen vor allem bei Jungpflanzen in der Baumschule.

In den nächsten drei Jahren sollte nicht nur der Versuch mit den Kulturheidelbeeren weitergeführt, sondern auch Versuche mit Mykorrhiza-Hilfsstoffen an Himbeeren und Edelrosen durchgeführt werden.

Mykorrhiza für den Anbau im Garten bzw. Topfgarten

Mykorrhizapilze gibt es zu kaufen - auch für den Hobbygartenbau. So enthalten manche Bewurzelungspulver, Dünger und Wurzel-/Bodenaktivatoren Mykorrhizapilze. Wenn diese Mykorrhizapilze mit den Wurzeln zusammenarbeiten, verbessern sie deren Wasser- und Nähraufnahme und erhöhen damit Wachstum und Ertrag.

Verschiedene Dünger für den Hobbygarten sind mit Mikroorganismen für den Boden angereichert, mit Mykorrhizapilzen beispielsweise der vegane Dünger "Aries" sowie der organische "Azet Gartendünger" von Neudorff. Beide enthalten den Pilz Glomus intraradices (= Rhizophagus irregularis) einen sogenannten Arbuscular Mycorrhizal Fungus (AMF). AMF gehen eine Symbiose mit den Pflanzenwurzeln ein und erweitern über ihre eigene Verzweigung (Hyphennetz) das Wurzelsystem der Pflanzen, wodurch diese ihr Substrat und was darin ist wesentlich effizienter nutzen. Als „Gegenleistung“ erhalten die Mykorrhizapilze einen Teil der Assimilate – das sind die energiereichen Stoffe, die die Pflanzen mithilfe des Sonnenlichts aufbauen.

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Effektive Mikroorganismen

"Effective Microorganisms" und "EM", auf Deutsch: "Effektive Mikroorganismen", sind registrierte Marken der EM Research Organization, Inc. (EMRO) mit Sitz in Uruma in Okinawa, Japan. Effektive Mikroorganismen (EM) sind Mischungen von Mikroorganismen aus der Lebensmittelindustrie. In der Mischung sind verschiedene Purpurbakterien, Milchsäurebakterien, Strahlenbakterien, Hefepilze und Schimmelpilze enthalten. Eine ertragssteigernde Wirkung wurde meines Wissens in den meisten wissenschaftlichen Studien mit Effektiven Mikroorganismen nicht bestätigt, das bessere Gedeihen der Pflanze mit den getesteten EM-Produkten war überwiegend auf die in ihrem Substrat enthaltenen Nährstoffe und nicht auf die Aktivität der enthaltenen Mikroorganismen zurückzuführen. Die EM-Beimpfung von Komposten fördert aber laut einer Studie die Vermehrungsrate von Erdwürmern. (Quelle: Wikipedia)

* Werbelink (Buchabbildungen und mit * gekennzeichnete Links)

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