Samstag, 12. März 2022

Unkrautbekämpfung im Gemüsebeet und auf anderen Flächen im Garten

Damit starke Wildkräuter ("Unkraut") nicht zur Plage im Beet oder anderswo werden, fängt man mit der Bekämpfung am besten schon bei der Beetvorbereitung an - natürlich ökologisch! Es werden Methoden der "Unkrautbekämpfung" für das Gemüsebeet, Staudenbeet und für die Flächenpflege vorgestellt. (aktualisiert am 04.6.2021)

Die Brennessel wird oft als Unkraut bezeichnet, aber sie ist auch Wildgemüse, Heilkraut und vor allem Artenvielfaltförderer, denn sie ist eine essentielle Futterpflanze für Raupen von vielen Schmetterlingen!
Der Begriff Unkraut ist negativ besetzt und sollte möglichst nicht mehr verwendet werden. "Unkräuter" sind Pflanzen wie andere auch und oft wichtige Bestandteile ökologischer Systeme. Oft fallen sie sogar in die Kategorie Wildgemüse oder Heilpflanzen. Viele sind wichtig für die Artenvielfalt in der Natur - es ist sicherlich kein Zufall, dass mit dem Verschwinden der "Unkräuter" in den Feldern und der Zusammenlegung von Feldern und der dadurch immer weniger werdenden bunten Randstreifen/Feldraine auch die Insekten und Vögel aus der Landschaft verschwinden.

Andererseits müssen wir zugeben: Stehen diese Wildpflanzen im Gemüse- oder Staudenbeet oder an einer anderen Stelle im Garten, wo man sie nicht will, wollen auch wir HobbygärtnerInnen sie an dieser Stelle loswerden. Diese Wildkräuter sind nämlich Licht-, Wasser- und Nahrungskonkurrenten zum Feldsalat, zu Radieschen, Porree und eigens angebauten Kulturpflanzen. Sie bieten außerdem Schnecken ein feuchtes Milieu und damit Verstecke. Durch die schlechtere Belüftung der Kulturpflanzen in mitten von unerwünschten Beikräutern können diese leichter von Pilzkrankheiten befallen werden. Aber auch wenn einzelne Beete und Bepflanzungen (halbwegs) vom "Unkraut" befreit werden sollen, muss man nicht den ganzen Garten wildkrautfrei halten.

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Wie bei fast allem, gibt es auch bei der Bekämpfung von "Unkraut" im Garten vorbeugende Maßnahmen und die direkte Bekämpfung.

Unkrautbekämpfung durch "falsches Saatbeet"

Wenn im Frühjahr die Ausaat- und Pflanzzeit von Gemüse beginnt - zuerst im Gewächshaus und Frühbeet und wenig später auch im Freiland -, beginnt auch die Zeit der Unkräuter, die als Samen im Boden auf ihre Zeit warten. Saatgut benötigt zum Keimen Wärme und Feuchtigkeit - das gilt auch für Unkrautsamen. Sät oder pflanzt man Gemüse, Kräuter oder anderes in ein gut vorbereitetes feinkrümeliges Beet, dann wachsen da nicht nur die gewünschten Kulturpflanzen, sondern auch die Unkrautsamen, die in der Erde schlummerten, bis sie durch die Bodenbearbeitung nahe genug an die Oberfläche kamen.

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Mit einem Trick - einem so genannten "falschen Saatbeet" bzw. "falschen Saatbett" - kann man jedoch die Zahl der Unkräuter reduzieren: Man bereitet das Gemüsebeet schon zwei Wochen vor der geplanten Pflanzung sorgfältig vor und gießt es wie üblich an. Das Unkraut beginnt zu keimen. Kurz vor der eigentlichen Pflanzung nimmt man den Unkrautwurzeln den Kontakt zum Boden, indem man das Beet vorsichtig und oberflächlich abrecht oder hackt. Das macht man am besten an einem trockenen, warmen Tag, damit das Unkraut schnell vertrocknet. Achtung: Stärkere Bodenbewegungen muss man jetzt vermeiden, damit man nicht neue schlafende Unkrautsamen aus tieferen Schichten nach oben holt. Pflanzt man nun in das so vorbereitete Beet haben die Gemüsepflanzen oder Stauden einen schönen Vorsprung, bis eventuell tiefer liegende Unkrautsamen auskeimen.

Die Falsches-Saatbeet-Methode ist auch vor der Aussaat oder Pflanzung von spätem Feldsalat oder Spinat im Freiland, Frühbeet oder Gewächshaus zu empfehlen. Die Bestände sind ohne Unkraut luftiger und werden weniger durch Pilzkrankheiten gefährdet. Später Unkraut von Hand zu entfernen, wie man es bei breitwürfiger Aussaat sonst durchführen muss, ist gerade im kühl-feuchten Herbst eine todlangweilige Arbeit, die in die Knochen geht - dagegen macht das falsche Saatbeet kaum Arbeit, lediglich steht die Fläche für etwa zwei Wochen nicht zur Verfügung.

Zwar stammt die Falsches-Saatbeet-Methode aus dem Gemüsebau, doch lässt sie sich auch bei der Neuanlage von anderen Beeten wie beispielsweise einem Staudenbeet anwenden.

Unkrautbekämpfung durch Mulchen

Unkrautbekämpfung mit gelochter Mulchfolie
funktioniert, ist aber nicht so ökologisch.
Unkraut lässt sich durch Bodenbedeckung beziehungsweise Mulchen unterdrücken - durch den Lichtentzug, können sich die Pflanzen nicht entwickeln - entweder sie keimen erst gar nicht oder sie kümmern unter der Mulchdecke dahin und sterben schließlich ab. Zum Mulchen eignen sich Stroh, Grasschnitt und andere natürliche Materialien. Im Handel gibt es auch Mulchfolie - auch die funktioniert, aber sie ist wegen des Ressourcenverbrauchs bei der Herstellung und der Abfallbeseitigung aus ökologischer Sicht weniger empfehlenswert.

Auch Pappkarton ist ein Mulchmaterial, das man beispielsweise als Wegbelag zwischen Gemüsebeeten zur Verhinderung unerwünschter Spontanbesiedelung durch Gräser und Kräuter einsetzen kann (auch unter Holzrosten oder Rindenmulchauflagen). Pappkarton und ähnliche Abdeckungen spielen auch eine Rolle bei der Beetanlage ohne Umgraben nach Charles Dowding.

Bei der Neuanlage von Gemüsebeeten nach Charles Dowding (No-Dig-Verfahren, ohne Umgraben) wird nur verholztes oder sehr grobes Unkraut gezogen. Die Fläche für Beet und die geplanten Wege drumherum werden mit Pappkarton bedeckt, dann das eigentliche Beet beispielsweise mit Latten begrenzt und die Beetfläche mit einer dicken Schicht verrottetem Kompost bedeckt, in die dann gepflanzt wird. Der Kompost im Beet ernährt die Mikroorganismen, die den Karton und das Unkraut darunter zersetzen. Der gut belebte Boden ernährt die Pflanzen für ein ganzes Jahr und ermöglicht mehrere Ernten hintereinander. Der Boden wird nie gewendet. In den Folgejahren wird einmal jährlich Kompost auf das Beet gegeben und der Boden möglichst immer mit Pflanzen bedeckt gehalten. Der Karton auf den Wegen wird mit Steinen oder anderem beschwert und muss meist einmal pro Jahr erneuert werden, damit die Wege unkrautfrei bleiben.


Wer gebrauchte Pappkartons zum Mulchen oder für die Beetneuanlage verwendet, sollte vorher alle Klebefolien und andere nicht kompostierbaren Bestandteile entfernen.


Unkrautbekämpfung durch Mischkultur

Durch die bessere Flächennutzung bei Mischkultur ist es für unerwünschte Pflanzen schwieriger, sich anzusiedeln. 

Auch eine gepflanzte Mischkultur, bei der der Boden durch abwechselnd breit- und hochwachsende Pflanzen gut ausgenutzt wird, verhält sich ähnlich wie eine gemulchte Fläche. Nur zu Anfang muss noch ein oder zwei Mal durchgehackt werden.

Hat man Reihen mit hochwachsenden Gemüsen wie Tomaten oder Gurken, können zwischen die Reihen gesäte Pflanzen das Unkraut unterdrücken, bis die Hauptkulturen breit und kräftig sind und dem Unterwuchs das Licht nimmt.

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Zwischen die Reihen aussäen kann man: Gründüngungspflanzen, Gemüse (Radieschen, Pflücksalat, Schnittsalat, Spinat etc.), Kräuter, Sommerblumen etc. Dabei ist jedoch zu beachten, dass diese Pflanzen auch Wasser und Nährstoffe benötigen und entsprechend berücksichtigt werden müssen.

Unkrautbekämpfung durch Vorziehen statt Direktsaat

Hier hat das Unkraut keine Chance mehr: Der Feldsalat wurde vorgezogen und in Büscheln ausgepflanzt. Das Unkraut dazwischen kann zeitsparend und rückenschonend mit einer schmalen Pendelhacke, Unkrautkuli oder einer Gartenhacke entfernt werden.
Sät man sein Gemüse und die Kräuter ins Beet, starten diese Kulturpflanzen zusammen mit den Unkrautsamen. Je nach Wüchsigkeit des Unkrauts können da manche Kulturpflanzen - vor allem die mit langer Keimphase - ins Hintertreffen geraten. Wenn man dagegen das Gemüse an einem geeigneten Platz - beispielsweise im Gewächshaus oder auf einer hellen Fensterbank - vorzieht und erst auspflanzt, wenn es kräftig genug ist, dann haben Gemüse und Kräuter einen Vorsprung vor dem Unkraut und unterdrücken es oft sogar (statt umgekehrt). Noch mehr Vorsprung holt man heraus, wenn man das Vorziehen der Kulturpflanze mit der Falsches-Saatbeet-Methode kombiniert.

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Unkrautbekämpfung im Pflanzenbestand

Ist das Unkraut einmal da und man will verhindern, dass es sich ausbreitet, dann hilft nur noch
  • Unkraut zupfen ("grasen", wie der Bayer sagt),
  • Unkraut hacken mit einer
    • Handhacke,
    • Unkrauthacke, Pendelhacke o.ä. mit Stiel,
    • mit einer schmalen Elektro-Bodenhacke bzw. Motorbodenhacke/Kultivator (nur bei weiten Abständen möglich), oder
  • das Unkraut mittels Unkrautbrenner abzuflammen (Vorsichtsmaßnahmen beachten!).

Unkrautbekämpfung mit Heißdampf oder Heißwasser-Schaum

Die Heißdampfmethode wird schon lange in manchen Betrieben im Erwerbsgartenbau vor der Pflanzung angewendet: Über das Beet wird eine dampfundurchlässige Haube gelegt und darunter Dampf eingeleitet. Nach nur wenigen Minuten Einwirkzeit sind die Samen in Oberflächennähe nicht mehr keimfähig. Zu sehen ist die Methode beispielsweise hier in einem Gewächshaus: Foliendaempfung (Hans Dieter Seifert, YouTube).

Die Unkrautbekämpfung mit Heißwasser Hochdruckreiniger* oder mit Heißwasser-Schaum wird eher in der Flächenpflege beispielsweise auf Wegen, an Beeträndern und zwischen Gehölzen eingesetzt.

Unkrautbekämpfung mit Heißwasser-Schaum (Video: Iprosiserlohn, YouTube)


Unkrautliebe

Unerwartet, aber nicht unerwünscht:
Kapuzinerkresse, die sich zwischen den
Töpfen (vorne Aubergine im Kübel)
selbst ausgesät hatte

Aber manchmal kommt das "Unkraut" auch gerade recht, wie die Kapuzinerkresse im Bild, die sich einfach selbst ausgesät hatte und nun die Aubergine im Kübel umrankt. Schließlich sieht Kapuzinerkresse nicht nur schön aus, sondern ist essbar (siehe auch Essbare Blüten) und liefert gesunde, pikante Blätter und Blüten für einen bunten Salat. Anderes Unkraut wie der Löwenzahn passt auch gut in manches Gericht und ist zudem noch gesund.









Löwenzahn schmeckt mir am besten im Bratkartoffel-Gericht (Wir essen unser Unkraut: Löwenzahn)
Und so sollte man auch bei jeder anderen spontan auftretenden Pflanze abwägen, ob ihre Bekämpfung überhaupt nötig und (mit welchen Mitteln) sinnvoll ist.

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Dienstag, 1. März 2022

Auberginen anbauen (Tipps und Erfahrungen)

Die Aubergine (Solanum melongena), auch Eierfrucht/Eierpflanze oder Melanzana/Melanzane/Melanzani genannt, gehört wie Tomaten und Paprika zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae).

Wer Auberginenfrüchte das erste Mal aufschneidet und ein Stückchen roh probiert, ist von diesem Fruchtgemüse wenig angetan, aber wer Auberginen einmal gebraten, gegrillt oder gebacken probiert hat, beispielsweise als Bestandteil eines italienischen Vorspeisentellers, im griechischen Gemüseauflauf mit Hackfleisch (Moussaka) oder in Hälften geteilt mit einer Fleisch- oder Reis-Gemüsemischung gefüllt, lernt schnell, sie zu schätzen.

Auberginen werden bei uns meist im Gewächshaus angebaut. An einem warmen Standort gedeihen sie aber auch im Freien.

Aubergine mit Blüten und Früchten im Kübel
Diese Aubergine gedieh prächtig im Kübel auf einer Südseitenterrasse, die auf einem begrünten Tiefgaragendach sitzt. Die Sorte hieß laut Etikett 'Carmen', sah aber völlig anders aus als abgebildet.

Eine Blüte der schönen falschen 'Carmen'

Auberginen vorziehen und Auspflanztermine


Als Pflanze für ein mediterranes Klima vertragen Auberginen keinen Frost. Damit wir in unseren kürzeren Sommern reife Auberginen ernten können, müssen wir sie im Warmen (bei etwa 22 Grad Celsius) vorziehen. Ausgesät wird ab Mitte Februar (ca. 9 bis 10 Wochen vor der geplanten Pflanzung) für die Pflanzung etwa Ende April ins warme oder zumindest frostfreie Gewächshaus. Bei Aussaat Anfang März kann man ab Mitte Mai, wenn kein Frost mehr angesagt wird, ins ungeheizte Gewächshaus oder an einen geschützten Platz im Freien pflanzen. Ausgesät wird am besten in Aussaaterde. In einzelne Töpfe vereinzelt (pikiert) man die Pflänzchen, sobald man sie greifen kann. Darin werden sie kultiviert, bis sie an den endgültigen Standort gepflanzt werden.

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Ansprüche von Auberginen an Boden und Pflege


Grundsätzlich gedeihen Auberginen im Beet, aber genauso auch im Pflanzgefäß, beispielsweise im Kübel, in Pflanzkisten, Pflanzsäcken und sogar im Blumenkasten.

Auch die Sorte 'Angela' F1 genoss den Sommer im Kübel auf der Terrasse.

 Auberginen vertragen einen normalen Gartenboden, aber auch mit Pflanzerden aus dem Gartenfachhandel (beispielsweise torffreie Universalerden oder Tomatenerde) kommen sie zurecht.

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Nur zur Information: Die optimale Tagestemperatur liegt bei 24, die optimale Nachttemperatur bei 20 °C – falls man die Möglichkeit hat, den Standort entsprechend zu temperieren.

Hoch wachsende Sorten pflanzt man im Abstand von 50 cm in einer Reihe in die Mitte des Beetes. Im Gewächshaus werden sie dreitriebig an Schnüren aufgebunden. Das geht im Freien nur, wenn man ein entsprechendes Gerüst baut.

Alle 1 bis 2 Wochen entfernt man die Achseltriebe der drei Haupttriebe.

Bei weniger hohen Sorten legt man zwei Reihen pro Beet an, mit einem Pflanzenabstand von 50 bis 65 cm in der Reihe. Sie lässt man in der Regel buschig wachsen und entfernt nur gelegentlich überzählige Blüten oder Blätter - je nachdem, was sich übermäßig stark entwickelt.

Die Sortenauswahl für Auberginen ist auch bei uns inzwischen sehr groß. Es gibt verschiedene Farben, Formen und Größen. Diese weiße Aubergine habe ich vor Jahren im Weihenstephaner Kleingarten fotografiert.

Der Nährstoffbedarf der Aubergine entspricht ungefähr dem der Tomate. Werden die Pflanzen älter, entfernt man die unteren und ebenso kranke Blätter.

Auberginenfrüchte sind reif, wenn sie auf Fingerdruck leicht nachgeben. Die Kerne im Inneren sollten noch weiß und milchig sein.

Zum Rohverzehr sind Auberginenfrüchte nicht geeignet, gebraten oder gebacken sind sie eine Delikatesse.


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Sonntag, 13. Februar 2022

Scharfe Schoten - Chili, Paprika & Co.

Jedes Jahr probiere ich ein paar neue Sorten und Anbaumethoden auf kleinem Raum aus. Zu meinen Gemüselieblingen im Topfgarten auf der Terrasse gehören Tomaten, Chilis und Paprika, Auberginen, Gurken, Zucchini, Baby-Leaf-Salate sowie verschiedene Kräuter. Hier ein paar Notizen zum Chilianbau, Sorten, Schärfe, Verarbeitung und mehr. (zuletzt bearbeitet 4/2024)

Chili-Ernte: So appetitlich und verlockend wie die Chili-Sorte 'Fatalii' aka "Habanero Fatalii" auch ausschaut: Die Früchte müssen wegen ihrer Schärfe mit größter Vorsicht genossen werden.

Direkt zu:
Chili anbauen (Erfahrung mit 'Fatalii')
Chili-Schärfe beherrschen
Chili-Rezepte

Chili-Sorte 'Fatalii'*: Früchte am Strauch im Kübel auf der Südseitenterrasse auf einem begrünten Tiefgaragendach

Chili anbauen

Chilis vertragen keinen Frost, benötigen je nach Sorte aber recht lange von der Aussaat bis zur Fruchtreife. Deshalb werden Chili bei uns in der Regel vorgezogen (Jungpflanzenanzucht). Zwar hatte ich auch schon mal Glück, als ich eine schnelle Chili-"Haussorte" griechischer Herkunft, deren Samen mir jemand geschenkt hat, erst im Mai direkt auf der südseitigen Terrasse in einen Topf ausgesät habe: Ich konnte tatsächlich Ende Oktober reife Früchte ernten, aber solche Experimente sind nur an einem warmen, sonnigen Platz, einer Sorte mit kurzer Kulturzeit und in einem Jahr mit besonders freundlichem Spätsommer und Herbst erfolgreich.

Bei uns eher die Ausnahme als die Regel, dass im Mai direkt ausgesäter Chili vor Wintereinbruch reif wird (im Bild eine unbekannte Sorte aus Kreta). 

Jungpflanzenanzucht
Wer Chilipflanzen selbst heranzieht, beginnt je nach Sorte zwischen Januar und März mit der Aussaat bei einer Temperatur von 22 bis 25 °C. Einige Chili-Anbauer beginnen schon im Dezember, doch das ist nur bei langsam wachsenden Sorten nötig und bringt nur denen einen Vorteil, die vor der Pflanzzeit (Gewächshaus: Ende April, Freiland: nach den Eisheiligen) schon möglichst weit entwickelte Pflanzen anbieten wollen, denn ansonsten wird der Wachstumsvorsprung der sehr frühen Voranzucht meist aufgeholt. Bei der frühen Aussaat und Jungpflanzenanzucht muss für genügend Wärme und Licht (Zusatzlicht!) gesorgt werden, damit die Pflanzen kräftig und gesund wachsen (statt lang, schwach und anfällig).

Mehr zur Sorte 'Fatalii'
Die oben gezeigte Chili-Sorte 'Fatalii' gehört zur Chili-Art Capsicum chinense. Die Sorten dieser Art benötigen relativ viel Zeit von der Aussaat bis zur Fruchtreife in ihrer sortentypischen Farbe. Solche Sorten sät man schon im Januar/Februar aus, um im Sommer (und nicht erst im Oktober) die glänzenden, leuchtend ausgefärbten Früchte sehen (Balkonschmuck!) und ernten zu können.

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Meine Chili-Jungpflanze der Sorte 'Fatalii' habe ich in einem Online-Shop gekauft. Die mit der Post gelieferte Pflanze war nicht optimal entwickelt, sie war zu klein und ihre Blätter hatten Verformungen und Verfärbungen - möglicherweise wegen zu kühlem Stand oder ungeeigneter Behandlung in der Jungpflanzenphase. Aber da das Wetter gut war und meine Terrasse sonnig und warm ist, hat sie sich bald erholt. Pflege brauchte sie nicht viel: Ich düngte sie mit einem rein pflanzlichen organischen Dünger (Veggi-Dünger*) und goss sie nach Bedarf mit der Gießkanne.

Zuerst nahm die Pflanze ihr Wachstum auf (endgültige Höhe 40-50 cm - weniger als halb so groß wie beschrieben), dann bildete sie kleine, weiße Blüten und endlich grüne, leicht genörpelte Schoten, die gut versteckt unter dem kleinen Blätterdach heranwuchsen. Erst Ende August/Anfang September begannen die Früchte die Reifefarbe auszubilden - in diesem Fall ist sie gelb, weshalb die Sorte auch 'Fatalii Yellow' genannt wird.

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Ich habe die Früchte der Sorte 'Fatalii' zuerst nach Bedarf, und dann als das Wetter herbstlich kühl wurde, alle Chilischoten abgeerntet und die Chilipflanze abgeräumt: Von meiner Pflanze habe ich etwa 20 bis 25 Früchte geerntet und getrocknet. Da die Sorte sehr scharf ist und man nur wenig beim Kochen braucht, kam ich monatelang mit diesem Chili-Vorrat aus. 

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Botanisches
Alle Paprika, Peperoni und Chili sind Nachtschattengewächse (Familie der Solanaceae) und gehören zur Gattung Capsicum, allgemein auch als Paprika-Gattung bezeichnet - wobei Paprika hier für alle scharfen und weniger scharfen Arten und Sorten steht. 'Fatalii' gehört zu der Art Capsicum chinense. In dieser Art sind neben wenigen milden auch die schärfsten Chilisorten der Welt wie 'Carolina Reaper', 'Trinidad Moruga Scorpion' und 'Bhut Jolokia', die Habanero-Typen und auch die beliebten karibischen Scotch-Bonnet-Typen enthalten.

Chilifrüchte sind botanisch gesehen keine Schoten, auch wenn sie so aussehen, sondern Beeren. Kochen ändert übrigens nichts an der Schärfe, ihr fruchtiges Aroma und die Vitamine bleiben aber am besten bei schonender Verarbeitung ohne Erhitzen erhalten.

Chilisorten "Cayenne" und "Scotch Bonnet"

Scharf, schärfer, am schärfsten


'Habanero Fatalii' hat den Schärfegrad 10. Schärfegrad 10 ist die höchste Schärfestufe, obwohl es noch wesentlich schärfere als 'Habanero Fatalii' und andere Habanero-Typen gibt, die haben dann ein oder mehrere "+" als Zusatz zur Schärfestufe - beispielsweise hat die Sorte 'Carolina Reaper' den Schärfegrad 10+++ und galt 2016 als die schärfste Chilisorte der Welt.

Laut Literatur besitzt das Fruchtfleisch von 'Fatalii' ein Zitrusaroma. Ich glaube das zwar bereitwillig, allerdings kann ich es nicht wirklich nachschmecken, denn wegen der Schärfe kann ich als Normalsterbliche höchstens vorsichtig am Finger lecken, nachdem ich ein Fruchtstückchen kurz berührt habe, und dann spüre ich vor allem Schärfe und mein Geschmackssinn sagt gar nichts mehr.

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Schärfetricks: Die Chili-Schärfe beherrschen

Die Schärfe von Chili wird durch den Schärfestoff Capsaicin verursacht.

Man sollte bei der Zubereitung extrem scharfer Schoten vorsichtig sein und auch Kinder und Besucher unbedingt davon abhalten, aus Neugierde in eine Frucht zu beißen. Wer meint, eine Chilifrucht mit Schärfestufe 10+++ pur zu essen, sollte sich auf Symptome wie Kreislaufzusammenbruch, Atemnot und Erbrechen einstellen und die Nummer des Notarztes in der Direktwahl haben.

Milde bis mittelscharfe Chili-Sorten: Die "Kleine Perle" (links) färbt sich bei der Reife von schwarz nach rot. Der Snack-Chili (rechts) reift von grün über Orange nach Rot aus. 

Chili-Unerfahrene ziehen bei der Verarbeitung von extrem scharfen Schoten am besten Gummihandschuhe an und setzen eine Brille auf. Auf keinen Fall sollte man sich an die Augen oder Schleimhäute fassen. Nach der Verarbeitung sollten Brettchen, Werkzeuge und sicherheitshalber auch die Hände sehr gründlich gereinigt werden (beispielsweise erst einfetten, dann mit Spülmittel reinigen).

Habanero-Chili und 'Brazilian Starfish' müssen wie 'Fatalii'
mit Vorsicht verarbeitet und genossen werden.

Will man die Schärfe von Chili bei der Zubereitung reduzieren, entfernt man die Samen und Zwischenwände der Chilischoten. Falls ein Chili-Gericht doch einmal zu scharf wird, kann man es je nach Rezept mit Gemüse, Brühe, Sahne/Milch sowie Kartoffeln, Nudeln oder Reis strecken.

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Hat man versehentlich in eine zu scharfe Frucht oder ein Fruchtstückchen gebissen, hilft am besten Fetthaltiges wie (Toastbrot mit) Nutella oder Mascarpone, um das Brennen erträglicher zu machen. Kalte Milch oder Wasser neutralisieren die Schärfe des Capsaicins nicht, sie lindern den Schmerz nur im Moment des Kontakts.

Basis-Rezept:
Chili, Paprika und andere Gemüse mit Schafskäse (vegetarisch)


Dies ist mein Chili-Gemüse-Rezept mit Nudeln/Pasta und Schafskäse. Achtung: Die Kombination aus scharfem Chili, Knoblauch und Nudeln wirkt sehr entspannend und fördert das "Nickerchen" nach dem Essen.

Zutaten für 2 bis 3 Persone

1 große Gemüsepaprikaschote
1/2 große Zucchini
1/2 große Aubergine
3 bis 4 mittelgroße Tomaten oder ersatzweise 1 Dose stückige Tomaten
2 Zehen Knoblauch
1-2 gehackte Frühlingszwiebeln
1 Stück Chili 'Fatalii', etwa die Größe eines Fingernagels, ohne Samen und Scheidewände
100 g guter Schafskäse (am besten Salakis natur)
1 Prise Zucker
Salz und Pfeffer
3-4 EL Olivenöl
350 g rohe Fussili, Bandnudeln oder andere Pasta.

Zubereitung:
  1. Topf mit Salzwasser für die Pasta aufsetzen. 
  2. Olivenöl in einer großen beschichteten Pfanne erwärmen, 
  3. während dessen Aubergine erst der Länge nach in grobe Scheiben und diese dann senkrecht in schmale Scheiben schneiden. 
  4. Auberginenscheiben in die Pfanne geben. 
  5. Sobald das Wasser kocht, die Pasta hinein geben und beim Elektroherd die Herdplatte herunterschalten. 
  6. Paprikaschote in kleine Streifen oder Stücke schneiden und in die Pfanne zu den Auberginen geben. 
  7. Zucchini in schmale Scheiben oder Würfel schneiden und ebenfalls zum Gemüse geben. 
  8. Die Prise Zucker über das Gemüse streuen.
  9. Gemüse unter gelegentlichem Rühren bei mittlerer Hitze braten. 
  10. Während dessen die Tomaten in kleine Stücke schneiden, den Knoblauch hacken und die Frühlingszwiebeln in Röllchen schneiden. 
  11. Die Tomaten zum Gemüse in die Pfanne geben, dann ein paar Minuten später auch Knoblauch und Frühlingszwiebeln.
  12. Wenn die Nudeln gar sind, werden sie in ein Sieb geschüttet und beiseite gestellt.
  13. Während das Gemüse weiterdünstet, den Chili vorsichtig ganz fein hacken. 
  14. Die Herdplatte abschalten und den Chili unter das Gemüse mischen. 
  15. Auch die Pasta kann man nun in die Pfanne geben. Sorgfältig umrühren und alles noch eine Minute oder zwei durchziehen lassen. 
  16. Den Schafskäse über das Gericht bröseln und untermischen.
  17. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Servieren.
Mit einem großen gemischten Salat dazu kann man im Sommer mit diesem Gericht auch 3 bis 4 Personen satt bekommen.

Rezeptabwandlung:
Tagliatelle mit Lachs, Paprika, Chili, Tomaten und Schafskäse


Zu besonderen Gelegenheiten ersetze ich die Auberginen und Zucchini durch Lachsfilet aus dem Tiefkühlfach und als Pasta verwende ich dann Tagliatelle (grüne und normale). Statt in Schritt 1 Auberginen anzubraten, brate ich zunächst den Lachs von beiden Seiten im Olivenöl an, wobei er auftaut. Schritt 7 fällt aus. Nachdem ich dann in Schritt 11 die Tomaten hinzugefügt habe, zerteile ich den Lachs mit dem Pfannenwender in Stücke. Alles andere wie im Basis-Rezept.

Mit Lachsfilet wird das Gericht noch eiweißreicher und sättigender.

Apropos: Mein Fazit zu 'Fatalii' beziehungsweise 'Habanero Fatalii':

Die Sorte eignet sich sehr gut für den Anbau im kleinen Kübel auf dem Balkon oder der Terrasse und im Essen tun die Schoten auch, was sie sollen.

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