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Dienstag, 22. Juli 2014

Umfrage unter Freizeitgärtnern - kurz und schmerzlos!

Eure Meinung ist gefragt: Es sind nur wenige Fragen und die Beantwortung dauert bloß ein paar Minuten. -> Direkt zur Umfrage!

Warum ich diese Befragung mache 
Ich habe manchmal den Eindruck, dass Gärtner und der Handel nicht genug über Hobbygärtner, Kleingärtner, Balkongärtner, Urban Gardener und alle anderen Freizeitgärtner, und was ihnen wichtig ist, wissen. Wenn ich gelegentlich Artikel in einer Gärtnerzeitschrift schreibe, bei denen es um die Sichtweise von Freizeitgärtnern geht, stütze ich mich auf meine persönlichen Eindrücke, die ich durch Fragen an mich und durch meine Vernetzung bei Facebook, Googe+ und Twitter gewinne. Mit dieser kleinen Befragung möchte ich überprüfen, ob mein Eindruck stimmt bzw. welche Prioritäten wir (denn ich bin ja selbst auch begeisterte Hobbygärtnerin) haben.

Beispielsweise habe ich den Eindruck, dass Freizeitgärtner in Blumen viel mehr als nur Deko sehen, dass viele von uns beispielsweise wollen, dass die Pflanzen, die wir auf den Balkon oder in den Garten pflanzen, auch für Bienen gut sind (unbelastet von Pestiziden und gute Nahrungslieferanten für Bienen, Hummeln und andere Nützlinge sind). Das Gegenteil - nämlich starke Pestizidbelastung - kam bei einer Greenpeace-Studie (u. a. in deutschen Baumärkten) kurz vor der Balkonsaison heraus. Dass es soweit kommen konnte, hatte, glaube ich, auch damit zu tun, dass dem Handel wohl nicht klar war, worauf Hobbygärtner Wert legen, und dass fälschlicherweise angenommen wurde, es käme uns nur auf ein perfektes Äußeres bei möglichst niedrigem Preis an.

Mit der Befragung möchte ich eine Statistik haben, an der ich mich ein wenig festhalten kann. Die Umfrage und die Ergebnisse könnten Beleg und Anlass für entsprechende Veröffentlichungen sein - vorausgesetzt, dass genügend mitmachen.

Hundertprozentig repräsentativ kann die Umfrage zwar nicht sein, weil (bisher?) nur Internetnutzer befragt werden und weil vor allem fortgeschrittenere und vernetzte Freizeitgärner mitmachen werden. Aber trotzdem sind interessante Ergebnisse möglich. Wenn mindestens 100 Freizeitgärtner teilnehmen, werde ich die Ergebnisse zumindest im eigenen Blog veröffentlichen.

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Nachtrag am 6.5.2015
Die Umfrage wurde gestern beendet.

Freitag, 16. August 2013

Einfach ernten und genießen

Ab August kann man "die Ernte einfahren" und die Früchte der Gartenarbeit genießen - das gilt gleichermaßen für Balkongärtner wie für Gartenbesitzer und "Urban Farmer" im Gemeinschafts-Gartenprojekt.

Die ersten Tomaten, Auberginen, Tomatillos und Chilis aus eigener Ernte in diesem Jahr
Kräuter, Rettich, Kohlrabi und andere Frühjahrsgemüse kann man zwar schon seit dem Frühjahr ernten, aber jetzt im August beginnt die Haupterntezeit für die Sommergemüse - die Fruchtgemüse der mediterranen und südamerikanischen Küche wie Tomaten, Auberginen, Tomatillo, Chili, Paprika & Co.
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Die Sommergemüse wurden wie immer erst nach den Eisheiligen ins Freie gepflanzt- bei mir in Töpfe und Kübel. Je nach Standort und Höhenlage mussten sie in diesem Jahr trotzdem ein paar Mal vor tiefen Temperaturen geschützt werden, als außerplanmäßige Nachtfröste drohten. Während der intensiven Regenperiode verteidigten wir die Pflanzen gegen Ertrinken und gegen Schnecken. Und während der verschiedenen Hitzeperioden schleppten wir kannenweise Wasser heran. Wir hegten und pflegten sie, wir düngten (auch Kompost ist ein Dünger!), rupften unerwünschtes Beikraut heraus, lockerten den Boden bzw. die Erde im Topf und pinselten oder spritzten (mit Wasserpistole oder dem Schlauch) Läuse von Blättern und Trieben ab.

Habanero-Chili-Pflanzen unter den Rock geschaut

Wann sind Fruchtgemüse erntereif?

Und nun werden wir belohnt: Saftige Tomaten, knackige Chilis, würzige Tomatillos und frische Auberginen aus dem eigenen Garten, Kleingarten, Gemeinschaftsgarten, von der Mietparzelle, dem Balkon, der Terrasse oder anderen Orten des urbanen Gartenbaus bzw. urbanen Freizeitgartenbaus. Gemüse kann nämlich fast überall wachsen: im Gartenbeet, im Hochbeet oder Hügelbeet, im Topf und im Kübel, im Balkonkasten oder in einer Hängeampel.

Tomaten sind erntereif, wenn die äußere Fruchtfarbe die Reifefarbe angenommen hat und sich die Früchte an der "Sollbruchstelle" von der Traube lösen lassen. Auberginen sind erntereif, wenn die Früchte nicht mehr durch und durch hart sind, sondern auf Druck leicht nachgeben. Das Fruchtfleisch innen sollte nicht mehr grün, sondern weiß sein - die Samen jedoch noch nicht braun gefärbt sein (ist aber nicht schlimm, wenn doch).

Tomatillos sind erntereif, wenn sie ihre
Hülle ausfüllen oder sprengen
Chili und Paprika kann man grün (unreif) oder nach Ausbildung der Fruchtfarbe (je nach Sorte gelb, rot, orange) ernten. Es gibt auch Sorten, die von Hellgelb über Orange nach Rot abreifen. Je reifer die Chili oder Paprika, desto aromatischer und süßer schmeckt sie.

Tomatillos sind reif, wenn sie die Hülle ausfüllen und diese aufplatzt.

Nun muss man sich nur noch überlegen, zu welchen Köstlichkeiten man seine Ernte verarbeiten möchte. Bei mir gibt es heute wohl ein Mischgemüse aus Auberginen, Tomaten, Tomatillo, Chili und Knoblauch mit Reis. Und darüber wird etwas Schafskäse gebröckelt.



Garten-Know-how 


Donnerstag, 25. Juli 2013

Blumenerden - torffreie sind anders

Blumenerden speichern Wasser und Nährstoffe
Es gibt gute Gründe, keine oder nur in Ausnahmefällen Blumenerden auf Basis von Torf zu verwenden. Im Laufe der Zeit habe ich verschiedene torffreie Blumenerden im Einsatz gehabt und stelle fest: Sie sind anders! 

Eine gute Blumenerde soll Wasser und Nährstoffe speichern können, aber gleichzeitig auch genügend Luft ins Substrat lassen, damit die Wurzeln gesund bleiben und ihre Arbeit tun können - nämlich Wasser und Nährstoffe aufnehmen und zu den oberirdischen Pflanzenteilen leiten. Torf war in dieser Hinsicht ein sehr gutes Substrat-Material, dazu auch noch nährstoffarm. Der Torf konnte von den Herstellern wie nach Rezept für jeden Zweck aufgekalkt und mit Nährstoffen organischer oder mineralischer Herkunft bevorratet werden.

Allerdings zerstört der industrielle Torfabbau die Moore und das sind schützenswerte Naturräume, die gleichzeitig enorme Wasser- und Kohlendioxid-Speicher sind. Deshalb macht es Sinn, statt torfhaltiger lieber torffreie Blumenerden zu kaufen, die inzwischen von vielen Substratherstellern angeboten werden.

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In den neuen torffreien Blumenerden und torffreien Bioerden für Pflanzen in Töpfen und Balkonkästen wird Torf durch Mischungen aus verschiedenen Materialien wie Rindenhumus, Holzfasern, Holzmehl, Grüngutkompost, Kokosfasern und Ähnlichem ersetzt. Wer die herkömmliche Blumenerde, Einheitserde oder andere Torfkultursubstrate auf Torfbasis gewohnt ist, wird allerdings feststellen, dass sich die torffreien Blumenerden von diesen unterscheiden - und jede einzelne Marke unterscheidet sich von der anderen, je nachdem welche Ausgangsmaterialien in welcher Zusammensetzung verwendet werden. Oft unterscheiden sie sich sogar von Sack zu Sack - je nachdem wie die Säcke gelagert wurden und ob sie vielleicht beschädigt wurden und daher bei Regen mit Wasser übersättigt wurden (das Problem gab es aber auch schon bei den Torferden).

Manche torffreien Blumenerden enthalten mehr grobe Materialien und sind daher sehr besonders wasserdurchlässig - wenn überschüssiges Wasser ablaufen kann, ist das nicht unbedingt ein Nachteil, aber Pflanzen in solchen Erden muss man öfter in kleinen Mengen gießen, ähnlich wie bei Erden mit hohem Sandanteil. Solche grobstrukturigen Erden eignen sich besonders gut für Pflanzen mit empfindlichen Wurzeln. Andere torffreie Blumenerden enthalten sowohl grobe, als auch feinere Bestandteile (beispielsweise Ton beziehungsweise - bei eigenen Mischungen - Gartenerde mit Tonanteilen) und sind im Wasser- und Nährstoffhaltevermögen ähnlich wie Erden/Substrate aus Torf. Allerdings sieht man ihnen das nicht unbedingt an, denn sie wirken oberflächlich manchmal trocken und fühlen sich auch so an (denn oben liegen die groben Bestandteile), obwohl sie im Inneren und unteren Bereich des Topfes noch genügend Feuchtigkeit gespeichert haben (weil die feineren Bestandteile dorthin geschwemmt wurden, und die feineren Bestandteile sind die besseren Wasserfesthalter).

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Torffreie Bio-Erde

Bei torffreien Blumenerden heißt es daher, bis man ein Gespür für die neue Erde bekommen hat: Vor dem Gießen richtig tief mit dem Finger in der Erde nach Feuchtigkeit bohren (oder ersatzweise einen Feuchtefühler/Tensiometer in den Kübel zu stecken), um die wahre Feuchtigkeit festzustellen, bevor man gießt. Kleinere Töpfe kann man auch hochheben, um anhand des Gewichtes abzuschätzen, wie viel Wasser noch im Substrat ist. Nach ein paar Mal Gießen bekommt man aber ein Gefühl dafür, wie die jeweilige Blumenerde auf das Gießen reagiert und wie oft man die darin befindliche Pflanze bei welchem Wetter gießen muss.

Auch Nährstoff-Haltevermögen und Nährstoff-Freisetzung können in einer neuen Blumenerde anders als in der gewohnten sein. Das ist aber kein Problem: Wenn man seine Pflanzen beobachtet - wie sie wachsen, wie Blätter und Blüten ausgebildet werden - sieht man, ob sie zu viel oder zu wenig Nährstoffe haben. Genau beobachten musste man seine Pflanzen auch schon bei den alten Blumenerden beziehungsweise beim Einsatz von organischen Düngern*, denn schon immer ist die Umsetzung von organischen Stoffen und damit die Nährstofffreisetzung/-verfügbarkeit von der Temperatur und der Feuchtigkeit der Pflanzenerde abhängig - und das Wetter macht, was es will; nur in einem fensterlosen Anbaucontainer/Pflanzenfabrik mit totaler Licht-, Klima-, Wasser- und Düngersteuerung wären Vorhersagen theoretisch möglich.

Zum grünen Daumen gehörte schon immer eine gute Beobachtungsgabe. Und das hat sich mit torffreien Blumenerden nicht geändert.

* Werbelink

Weitere Informationen


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Donnerstag, 16. Mai 2013

"Das große Biogarten-Buch" von Andrea Heistinger/Arche Noah - Rezension

Ein empfehlenswertes Nachschlagewerk für Biogärtner, Selbstversorger und solche, die es werden möchte. Satte vier Sterne.

Es ist dick und es ist schwer. Und wenn man gerade mal nicht darin liest, kann man mit diesem Schwergewicht bestimmt die Muskeln trainieren:
"Das große Biogarten-Buch" von Andrea Heistinger/Arche Noah, gerade erschienen im Ulmer Verlag.
Aber ist Masse in diesem Fall auch Klasse?

Ich finde, ja! "Das große Biogarten-Buch" enthält auf 624 Seiten jede Menge Informationen und Anleitungen für Biogärtner, Selbstversorger und solche, die es werden wollen. Die Gewichtung der Themen kann man in etwa der Anzahl an Seiten entnehmen, die ihnen gegönnt wurden:
  • Die ersten 160 Seiten befassen sich mit den Grundlagen der Selbstversorgung, der Anlage eines Nutzgartens, dem Boden, Düngen, Kompostieren, mit der Gründüngung, dem Gießen, der Ausstattung und Ähnlichem. 
  • Auf 10 Seiten findet man Gartenporträts, 
  • über 220 Seiten widmen sich dem Gemüseanbau, 
  • 148 Seiten dem Obstanbau, 
  • 24 Seiten gelten dem Kräuteranbau, 
  • 18 Seiten beschäftigen sich mit Blumen, 
  • 14 Seiten informieren über Pilzanbau, 
  • 8 Seiten über den Getreideanbau 
  • und der Serviceteil umfasst 4 Seiten

imageDas große Biogarten-Buch*
Andrea Heistinger/Arche Noah
Ulmer Verlag
ISBN 978-3-8001-7840-7

* Werbepartnerlink (Amazon.de)



Andrea Heistinger ist freie Agrarwissenschaftlerin, Gärtnerin und Autorin. "Das große Biogarten-Buch" ist das vierte Buch, das sie für den Verein Arche Noah verfasst hat. Die Arche Noah ist ein Verein zur Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt. 2011 erhielten Andrea Heistinger und Arche Noah für das „Handbuch Bio-Gemüse“ aus dem Verlag Eugen Ulmer den Sonderpreis „Bestes Gartenbuch 2011“.

Das große Biogarten-Buch richtet sich an jeden, der Gemüse, Obst, Kräuter, Getreide und Pilze anbauen möchte - egal, ob auf dem Land oder in der Stadt, auf dem eigenen Acker, im Gemeinschaftsgarten, auf der Kleingartenparzelle oder im Balkonkasten.

Positiv aufgefallen

Hier einige Punkte, die mir sehr positiv aufgefallen sind:
  • der Schatz an Informationen und Erfahrungen aus der Praxis, der hier zusammengetragen wurde 
  • die ausführliche Behandlung des Themas Boden 
  • ungewöhnliche Ideen, wie z. B. das Kugelgewächshaus 
  • die gärtnerische Experimentierfreude, die aus dem Buch strahlt
  • die große Gründüngungstabelle 
  • die große Übersicht über Selbst- und Fremdbestäuber (Gemüse) 
  • Kinder im Gemüsegarten 
  • die vielen ungewöhnlichen Gemüse wie Guter Heinrich, Gartenmelde, Ampfer, Speisechrysanthemen, Malabarspinat, Pastinak, Schwarzwurzel, Haferwurzel und viele mehr, die beschrieben werden 
  • eine Apfelsortentabelle, die nach Reifezeit sortiert ist
  • und vieles mehr
Das Buch ist großartig, weil so viel Wissen und Erfahrungen zusammengetragen und "appetitanregend" aufbereitet wurden.

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Kleine Kritikpunkte

Bei ein paar fachlichen Details bin ich anderer Meinung. Zum Beispiel: "Kompostierter Stallmist ist der beste Dünger für den Garten". Untersuchungen haben aber meines Wissens gezeigt, dass viele Gemüsegärten durch jahrelange hohe Stallmistgaben mit Nährstoffen überfrachtet sind und dadurch Boden und Grundwasser belastet werden. Hier fände ich besser, das Denken in Kreisläufen der häuslichen Kompostwirtschaft mit den eigenen Garten- und Gemüseabfällen stärker herauszustellen. Beim Thema Hybridsaatgut hätte ich mir mehr Sachlichkeit gewünscht. Bei ein paar anderen Themen hätte man meiner Meinung nach ein wenig mehr in die Breite und Tiefe gehen können (z. B. Bodenuntersuchung/Boden, Tropfbewässerung/Bewässerung, Kräuteranbau, Gartenprobleme und ihre Lösungen). Hilfreich hätte ich außerdem eine Übersicht gefunden, welche die beschriebenen Obstarten geeigneten Klimazonen/Regionen zuordnet. Doch ist diese Kritik subjektiv und Meckern auf hohem Niveau.

Fazit: "Das große Biogarten-Buch" ist ein sehr empfehlenswertes Nachschlagewerk!

Fakt ist, das Buch bietet dem (angehenden) Biogärtner und Selbstversorger sehr viel und es liegt im Trend der Zeit. Das Buch erhält von mir satte 4 Sterne (von 5).
"Das große Biogarten-Buch" ist meiner Meinung nach ein sehr empfehlenswertes Nachschlagewerk für Biogärtner, Selbstversorger und solche, die es werden möchte. Es eignet sich für den Urban Gardener genauso, wie für den frischgebackenen Kleingartenbesitzer in der Vorstadt. Jeder, der vielfältige, gesunde Lebensmittel in seinem Garten, auf der Mietparzelle, im Kleingarten oder auf dem Balkon ernten möchte, findet hier unzählige Anleitungen, Erfahrungen und Anregungen. Man kann in diesem Buch, das auch schön bebildert ist, schwelgen. Wegen seiner Größe, seines Gewichts, aber auch wegen seiner Wertigkeit ist es allerdings kein Buch, das man mal eben in der Handtasche dabei hat, sondern eines, das man zuhause am Tisch liest.

"Das große Biogarten-Buch" kann man sich selbst kaufen oder schenken lassen. Nicht nur für Einsteiger, sondern auch für erfahrenere Gärtner hat es noch die ein oder andere Idee parat.

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Mittwoch, 10. April 2013

Samen und Pflanzen kaufen - was ist uns wichtig?

Wo kaufen Kleingärtner, Balkongärtner, Urban Gardener, Hobbygärtner und Pflanzenliebhaber ihre Samen und Pflanzen - im Baumarkt, Gartencenter, auf Gartenmärkten, in Pflanzenbörsen, über den Versandhandel oder wo? Und spielt beim Kauf der Züchter eine Rolle (also nicht der Gärtner, der die Pflanze aus dem Samenkorn herangezogen hat, sondern der, der die Sorte gezüchtet hat und die Samen in den Handel bringt)? Und wie wichtig ist Hobbygärtnern beim Samen-und-Pflanzen-kaufen "Bio"?

Um das und mehr herauszufinden, hatte ich eine eine kleine Umfrage "Einkauf von Saatgut und Pflanzen für Garten und Balkon" gestartet (10 Fragen, ca. 5 Minuten, natürlich anonym). Vielen Dank allen, die mitgemacht haben.

Weiter unten finden Sie die Ergebnisse (Stand Anfang April 2013, 64 Teilnehmer).

Hintergrund zur Umfrage über das Samen-und-Pflanzen-kaufen

Was mich zu der kleinen Umfrage "Einkauf von Saatgut und Pflanzen für Garten und Balkon" antrieb, war zum einen die Neugier. Mir ist aufgefallen, dass es so viele gegenläufige Trends rund um Garten und Pflanzen gibt. Die einen Hobbygärtner freuen sich an neuen Sorten - manche, weil neue Sorten oft besonders schön sind und sie etwas Neues ausprobieren möchten, andere, weil sie Sorten suchen, die widerstandsfähig gegen bestimmte Krankheiten sind, die bei ihnen im Garten schon öfter für Ausfälle gesorgt haben (wie robuste Tomaten-Sorten gegen Kraut- und Braunfäule). Beide finden ihre Wünsche oft über Hybridsorten erfüllt. Andererseits gibt es solche Hobbygärtner, die (vor allem bei Gemüse und Obst) grundsätzlich alte Sorten besser finden. Anderen Gartlern wiederum ist es wichtig, dass sie die Sorten, die sie kaufen, hinterher selbst weitervermehren können. Oft wollen sie helfen, alte Sorten zu erhalten - Hobbygärtner dieser Gruppe wollen also grundsätzlich kein Hybrid-Saatgut, denn das kann man nicht selbst weitervermehren.
Mich hat außerdem interessiert, wie viele Menschen, die Samen und Pflanzen kaufen, Wert auf Bio/ökologische Erzeugung legen und ob die Diskussionen um Monsanto (siehe "Monsanto als ungebetener Gast im Garten?") und andere in der grünen Gentechnik (Agrogentechnik) aktiven Konzerne Einfluss auf das Kaufverhalten haben.

Aber es ist nicht nur die Neugier, die mich trieb, die Umfrage über das Samen-und-Pflanzen-kaufen zu starten, sondern auch praktische Aspekte: Da ich gerade an einem Gartenbuch arbeite, hilft mir die Umfrage dabei, meine Schwerpunkte besser an die Interessen von Kleingärtnern, Balkongärtnern, Urban Gardener, Hobbygärtner und Pflanzenliebhaber auszurichten. Und auch den Gartenhandel dürften die Ergebnisse interessieren, so dass ich die Ergebnisse der Umfage möglicherweise in einem entsprechenden Artikel für ein Fachmagazin unterbringen werde. Und natürlich sollen auch alle, die mitmachen, etwas davon haben: Das Wichtigste werde ich also auch in meinen Gartenblogs veröffentlichen und auf Garteninformationsseiten einfließen lassen.

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Erste Ergebnisse der Umfrage über das Samen-und-Pflanzen-kaufen

Bis jetzt haben 64 Personen mitgemacht - alle über das Internet (ich überlege, zusätzlich auch offline Befragungen durchzuführen). Es waren 27 Männer und 38 Frauen - bei beiden sind etwa 60 % in der Altersgruppe 41 bis 60 Jahre. Auffällig ist, dass bei beiden kein einziger Teilnehmer 25 Jahre oder weniger alt war.

11 der 64 Teilnehmer (ca. 17 %) gaben an, hauptsächlich auf dem Balkon oder der Wohnung zu garteln, 14 (knapp 22 %) der Teilnehmer hauptsächlich auf der Terrasse, 40 der Teilnehmer (62,5 %) im Garten am Haus/Reihenhaus, 1 Teilnehmer im Gemeinschaftsgarten, 5 Teilnehmer im Schrebergarten/Kleingarten. Bisher war lediglich 1 Teilnehmer dabei, der (allerdings "selten") auf einer gemieteten Parzelle in einem Mietgarten am Stadtrand gartelt.

39 der 64 Teilnehmer (61 %) gaben an, dieses Jahr Gemüsesamen zu kaufen/haben gekauft. 3 Personen (4,7 %) gaben an, Gemüsesamen ausschließlich zu tauschen und gar nicht zu kaufen. Bei Gemüsepflanzen war es fast genauso.

40 der 64 Teilnehmer (62,5 %) kaufen dieses Jahr Blumensamen bzw. haben sie schon gekauft. 6 Personen (9,4 %) tauschen Blumensamen ausschließlich mit anderen und kaufen nicht. 50 der 64 Teilnehmer (78 %) kaufen Zierpflanzen (Sommerblumen, Stauden etc.) für den Garten, 2 Personen
(3 %) tauschen ausschließlich mit anderen und kaufen gar nicht.

Wo werden Saatgut, Steckzwiebeln und Blumenzwiebeln gekauft?
15 Personen (23 %) der 64 Teilnehmer teilten mit, hauptsächlich beim Gärtner zu kaufen, 14 weitere (nochmal knapp 22 %) kaufen zumindest oft beim Gärtner. Ähnlich schnitten auch Gartencenter und Internet-Versandhandel ab.

8 Personen (12,5 %) gaben an, Samen und Pflanzen hauptsächlich im Baumarkt zu kaufen, weitere 7 Personen (11 %) tun das nach eigenen Angaben oft.

Für den Katalog-Versandhandel gaben 11 Personen (17 %) an, dort hauptsächlich oder oft Saatgut, Steckzwiebeln und Blumenzwiebeln zu kaufen, bei den Gartenmärkten waren es 14 (22 %) und bei Pflanzenbörsen 7 Personen (11 %).

Wo werden Jungpflanzen/Pflanzen gekauft?
Hier liegen die Gärtner vorne: 26 Personen (ca. 40 % bezogen auf 64 gesamte Teilnehmer) kaufen hauptsächlich, weitere 9 Personen (14 %) oft beim Gärtner.

Die Gärtner werden dicht gefolgt von den Gartencentern: 15 von den 64 Teilnehmern (23 %) kaufen hauptsächlich, weitere 14 Personen (22 %) oft im Gartencenter.

Schon an dritter Stelle liegt der Internet-Versandhandel mit 12 Personen (19 %), die hauptsächlich und 13 Personen (20 %), die Jungpflanzen und Pflanzen oft im Internet-Versandhandel kaufen.

Interessieren die Sortenzüchter beim Saatgutkauf?
15 der 64 Befragungsteilnehmer (23,4 %) gaben an, beim Saatgutkauf immer auf den Züchter zu achten. 18 Personen (28,1 %) tun das manchmal, 6 Personen (9,4 %) tun das bei Gemüse, 15 Personen (23,4 %) selten, 10 (15,6 %) überhaupt nicht.

Interessieren die Sortenzüchter beim Pflanzenkauf?
18 der 64 Befragungsteilnehmer (28,6 %) gaben an, beim Pflanzenkauf immer auf den Züchter zu achten. 20 Personen (31,7 %) tun das manchmal, 4 Personen (6,3 %) tun das bei Gemüse ausschließlich, 1 Person (1,6 %) bei Blumen ausschließlich, 10 Personen (15,9 %) selten, 10 (15,9 %) überhaupt nicht.

Zustimmung oder Ablehnung von Hybridsorten
Immerhin 22 Teilnehmer finden die Aussage, dass Hybridsorten oft besonders reich tragend oder attraktiv sind zutreffend (von den 64 Teilnehmern haben 49 diese Frage beantwortet). 18 stimmen der Aussage zu, dass Hybridsorten oft widerstandsfähige Sorten sind (51 Personen hatten diese Aussage bewertet). 10 Personen lehnen Hybridsorten für ihren Garten oder Balkon ab (47 Personen von 64 haben diese Frage beantwortet).

Beeinflussen die Diskussionen um Gentechnik und Monsanto die Hobbygärtner?
Alle 64 Teilnehmer haben hier Stellung bezogen: 19 Personen (29,7 %) gaben an auf gar keinen Fall Sorten aus dem Monsanto-Konzern oder von ähnlichen Konzernen zu kaufen, sondern ausschließlich Saatgut von Demeter, Bioland o. ä. Siegeln zu verwenden bzw. mit anderen "Bio-Hobbygärtnern" zu tauschen. Weitere 30 Personen (46,9 %) gaben an, auf keinen Fall Sorten zu kaufen, die aus dem Monsanto-Konzern o. ä. Konzern kommen. In den Kommentaren wurde mehrmals auf die Schwierigkeit hingewiesen, das erkennen zu können. 
Frage/Antworten zu Monsanto u. a. Agrargentechnik-Konzernen, Stand April 2013, 64 Teilnehmer

5 Personen (7,8 %) würden Saatgut von einem Monsanto-Unternehmen oder einem anderen Unternehmen, das Saatgut gentechnisch verändert, kaufen, wenn der Aufwand etwas anderes zu bekommen, zu groß ist. 7 Personen (10,9 %) ist es egal, ob die Sorten, die sie kaufen, von einem Züchtungsunternehmen des Monsanto-Konzerns o. ä. Agrarkonzern, der (außerhalb Deutschlands) gentechnisch verändertes Saatgut verkauft, kommen. 3 Personen (4,7 %) sagen, sie würden auch gentechnisch veränderte Sorten kaufen, wenn man das bei uns könnte.

Wie wichtig ist den Hobbygärtnern "Bio" beim Samen-und-Pflanzen-kaufen
Bei Gemüsesamen, Gemüsejungpflanzen, Kräutersamen und Kräuterpflanzen sind es jeweils um die 20 %, die nur Bioware kaufen. Weiteren 50 bis 60 % ist die ökologische Erzeugung immerhin wichtig. Die Antworten "unwichtig" oder "keine Meinung" waren in der Minderheit.

Weniger streng achten die Teilnehmer auf die ökologische Erzeugung bei Blumensamen, Blumenzwiebeln und Blumen (Pflanzen). Doch immerhin ca. 40 % kaufen auch hier entweder Bio oder fanden die ökologische Erzeugung wichtig. Etwa die Hälfte der Befragten fanden die ökologische Erzeugung hier unwichtig.

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Fazit

Die obigen Ergebnisse geben einen kleinen Eindruck, aber sind nicht repräsentativ, da nur Hobbygärtner, die im Internet über Gartenblogs, Facebook, Twitter und Google+ vernetzt sind, teilgenommen haben. Und natürlich könnte man so eine Umfrage noch wesentlich länger und detaillierter gestalten - schließlich gäbe es noch so viele interessante Aspekte zu erforschen. Doch erstens ist das mit einem kostenlosen Umfragetool, wie ich es genutzt habe, nicht ganz optimal und außerdem würde viele potenzielle Teilnehmer der Zeitaufwand abschrecken. Doch schon mit dieser kleinen Umfrage konnte ich einige Tendenzen aufspüren bzw. relativieren.


Freitag, 25. Januar 2013

Urbane Gärten, urbane Landwirtschaft - Mitmachen erwünscht!

Weltweit sprießen neue urbane Gärten aus dem Boden und es entwickeln sich Initiativen zu urbaner Landwirtschaft und Stadtökologie. Urban Gärtnern kann jeder - im Grunde reicht schon ein Blumentopf, um dabei zu sein. Doch die urbanen Gärtner werden schnell süchtig und wollen mehr - nicht nur hinsichtlich des Gärtnerns, sondern oft auch des sozialen und/oder politischen Engagements.

Gärtnern in der Stadt hat viele Ausprägungen. Im Grunde ist man schon mit einem
Blumentopf auf dem Balkon dabei. Doch der moderne "Urban Gardener" sucht das Gemeinschaftserlebnis.
Bei dem neuen "Gärtnern in der Stadt" (Neudeutsch: "Urban Gardening", "Urban Farming", "Urban Horticulture" etc.) geht es den meisten aber nicht nur darum, den eigenen Balkon mit ein paar Blümchen aufzuhübschen, die Dachterrasse möglichst "stylish" zu gestalten oder Radieschen und Salat aus dem eigenen Anbau zu ernten, sondern um das Verhältnis zu Natur und Pflanzen an sich, um den Anbau von Lebensmitteln - oft nach den eigenen, meist ökologischen Maßstäben -, um Selbermachen, Tauschen und Austauschen mit anderen Menschen; kurz: Es geht um eine neue Art Leben und Zusammenleben in der Stadt, um
(Teil-)Selbstversorgung und um ein ökologisches Bewusstsein als Städter. Für den Autor und Journalisten Martin Rasper ("Vom Gärtnern in der Stadt - tinto-Rezension") ist Gärtnern nicht nur Hobby oder Beruf, sondern sogar eine politische Haltung.

Urbane Gärten in Deutschland

Urbane Gärten als Orte der Begegnung - mit anderen und mit sich selbst

Viele urbane Gärten tragen als Gemeinschafts- oder interkulturelle Gartenprojekte innerhalb einer Nachbarschaft/Siedlung dazu bei, dass Menschen die Anonymität und die Isolation, die das städtische Leben oft mit sich bringt, überwinden. Menschen verschiedener Generationen und/oder kultureller Herkünfte treffen sich im Garten, arbeiten zusammen und tauschen sich aus, sie lernen miteinander und voneinander und feiern auch mal gemeinsam ein Gartenfest. Zu dieser Art urbaner Gärten gehören neben den Gemeinschaftsgärten des genossenschaftlichen Wohnungsbaus und den interkulturellen Gärten auch Stadtteilgärten, Mietergärten, Generationsgärten, Frauengärten, Jugendgärten, Kinderbauernhöfe, Schulgärten, Studierendengärten, therapeutische Gärten oder Gärten anderer Initiativen. Leider gibt es all diese verschiedenen urbanen Gärten noch nicht überall - aber einige deutsche Großstädte wie München und Berlin haben diesbezüglich doch einiges zu bieten.

Brachen zu Gärten

Manche urbanen Gärten entstanden durch engagierte Bürger, die Brachflächen in lebendige Nutzgärten verwandelten. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist der Prinzessinnengarten am Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg. Auf einer Fläche, die 60 Jahre lang brachlag, gärtnern heute Menschen zusammen - sozial und ökologisch. Da die Nutzung mancher Brachflächen langfristig nicht gesichert ist oder manche Böden auch belastet sind, muss beim Gärtnern in der Stadt manchmal auf eine "mobile Anbauweise" zurückgegriffen werden: Es wird nicht direkt in den Boden gesät und gepflanzt, sondern in Hochbeete, Kisten, Säcke und andere Behälter mit Bioerde oder anderen Erden/Substraten.

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Krautgärten

Mietgärten vor der Stadt, von Städtern genutzt

Zu den urbanen Gärten werden auch die Krautgärten gezählt - die liegen zwar mehr am Stadtrand als in der Stadt selbst, werden aber von den Städtern zum Anbau von Gemüse und Sommerblumen genutzt. Die Krautgärten-Flächen gehören der jeweiligen Stadt oder den Landwirten am Stadtrand. Sie verpachten Parzellen auf einem Feld meist jeweils für ein Jahr an anbauwillige urbane Gärtner. In der Regel werden die Parzellen schön vorbereitet, oft sogar der erste Satz Gemüse gepflanzt, sodass sich auch unerfahrene Hobbygärtner ins Vergnügen stürzen können: Unkrautjäten, Düngen (organisch!), Gießen u. a. Pflegearbeiten. Und am Ende der Kultur steht das Ernten. Und ist der erste Satz Salat oder Kohlrabi geerntet, kann sich der frischgebackene urbane Gärtner an seine eigene erste Aussaat oder Pflanzung wagen: Tomaten, Chili, noch mehr Salat usw. Auch Kinder sind oft mit Begeisterung beim Gärtnern dabei.

Kleingärten

Gartenparzellen in Kleingartenanlagen mit meist langfristigen Pachtverträgen

Kleingärten (synonym: Schrebergärten, Lauben) sind Gärten, die Teil von Kleingartenanlagen (synonym: Gartenkolonien, Laubenkolonien) sind. Diese Kleingartenanlagen werden von verschiedenen Gartenvereinen/-verbänden verwaltet. Die Dachorganisation der deutschen Kleingärtner ist der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e. V. mit 20 Landesverbänden und 15.000 Kleingartenvereinen. Was ein Kleingarten genau ist und wie er genutzt werden darf, ist im Bundeskleingartengesetz geregelt. In Deutschland gibt es ca. 1 Million Kleingärten.

Wer einen Kleingarten pachten möchte, muss sich bei seinem regionalen Kleingartenverband registrieren lassen und landet dann auf einer Warteliste. Wichtig: Man darf sich nur bei EINER Anlage anmelden und man muss den Hauptwohnsitz im Einzugsbereich der jeweiligen Anlage haben. Übrigens hat jeder Kleingartenverein eine Satzung, in die man vorab einen Blick werfen sollte.

Hat man einmal eine Parzelle ergattert, dann besteht der Pachtvertrag in der Regel bis zum Tod - außer der Pächter kündigt vorher. Befindet sich auf der eroberten Parzelle ein Gartenhaus, dann muss man dafür meistens Ablöse zahlen - und umgekehrt, wenn man kündigt, bekommt man auch eine Ablöse für sein Gartenhaus/Laube. Der Verpächter kann übrigens nur unter bestimmten Umständen kündigen, die im Pachtvertrag, in Kleingartenvereinssatzung und/oder dem Bundeskleingartengesetz festgelegt sind.

Auch die Bahn Landwirtschaft e.V. mit ihren deutschlandweiten Bezirken, verpachtet Grundstücke zur kleingärtnerischen Nutzung an ihre Mitglieder. Die Verwaltung bis zur Gartenvergabe solcher Kleingartenkolonien erfolgt ehrenamtlich durch Mitglieder.

Buchtipp:
Tomaten, Paprika & Co. für Garten und Balkon: *
Richtig anbauen und frisch genießen
Eva Schumann
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 16. Januar 2020
ISBN: 3-8186-1047-9




Urbane Gärten international

Urbane Gärten sind kein deutsches Phänomen. Urbane Gärten gibt es überall: in den Armensiedlungen (Favelas) von Rio de Janeiro/Brasilien, in den Slums afrikanischer Städte und mitten in New York Stadt. Und je nachdem, wo sie liegen - nicht nur geografisch, sondern abhängig von der örtlichen Armuts-/Wohlstandssituation -, haben die urbanen Gärtner andere Prioritäten und Anliegen - bei den einen sind die urbanen Gärten wichtigster Bestandteil im Kampf ums Überleben, bei den anderen das Mittel zu mehr Miteinander und ein Faktor im Kampf gegen Umweltzerstörung und für den Erhalt der Artenvielfalt. Oft aber auch alles zusammen.

Manche Initiativen, wie NYC Parks Green Thumb, existieren schon seit Jahrzehnten, andere sind erst in den letzten Monaten aus der Not heraus entstanden. Tatsächlich begann die NYC Parks Green Thumb Initiative mit Guerilla-Gardening-Aktivitäten in den 1970er Jahren: Leute wie Liz Christy warfen Samenbomben (Gemenge aus Erde und Samen) über die Zäune verwaister Grundstücke. Die Stadt erkannte bald, welche positiven Effekte gemeinschaftlich organisierte urbane Gärten haben können, und unterstützte die Bürger bei ihren Begrünungs- und Gemeinschafts-/
Selbstversorgungsprojekten.

Urbane Gärten und Natur-/Umweltschutz

Nicht jede urbane Gartenfläche wird nach rein ökologischen Gesichtspunkten bewirtschaftet, doch geht der Trend eindeutig in diese Richtung. Selbst die Kleingärtner in den eher traditionellen Kleingartenanlagen halten Natur- und Umweltschutz für sehr wichtig - beispielsweise nutzen lt. Wikipedia 97 Prozent Regenwasser zum Bewässern und 96 Prozent kompostieren ihre Gartenabfälle. In den neuen Urban-Gardening-Initiativen spielt der Anbau nach ökologischen Gesichtspunkten erst recht eine große Rolle: Es wird organisch gedüngt, Schädlinge werden biologisch bekämpft und auch an Bienen und Vögel wird gedacht und entsprechend Bienenweidepflanzen oder Schutzplätze geboten.

In den neuen Urban-Gardening-Projekten ist Nachhaltigkeit das wichtigste Grundprinzip. Und hier beginnt auch die politische Dimension. Die Unternehmen der Agrarindustrie arbeiten überwiegend nicht nachhaltig, denn ihr Interesse ist es, ihre Produkte zu verkaufen - sie werden daher verantwortlich gemacht für Monokulturen, Landzerstörung durch Abholzung und nicht nachhaltige Bewirtschaftung, (indirekte) Zerschlagung kleinbäuerlicher Strukturen, den Verlust regionaler und bewährter Sorten durch Saatgutmonopole und gentechnisch veränderte Organismen (Stichwort Monsanto), übermäßigen Einsatz von Pestiziden, Bienensterben und vieles mehr. Dem Treiben der Agrarindustrie will der neue Urban Gardener (wie auch der alte Öko-Anbauer) etwas entgegensetzen und das urbane Gärtnern ist ein Teil des politischen Engagements gegen die Agrarindustrie und für Natur- und Umweltschutz sowie eine andere Art der Landwirtschaft und des menschlichen Miteinanders.

Urbane Gärten sind mehr als ein Trend

Ein vorübergehender Trend ist vielleicht, dass nun alle Zeitschriften und Magazine über die gärtnernden Städter schreiben. Aber urbane Gärten gibt es eigentlich seit Jahrzehnten und der Trend verstärkt sich gerade und bekommt zunehmend politische Dimensionen.

Oft entstehen urbane Gärten in Notzeiten oder in Gegenden, in denen Not herrscht. Dort ist ihre Hauptfunktion, dass sie den Bürgern bei der Versorgung mit Lebensmitteln helfen. Aber auch im relativen Wohlstand sind Urban-Gardening-Projekte wichtig: Sie tragen zur Verbesserung des Stadtklimas (im doppelten Sinn) und der Artenvielfalt bei (Bienen überleben wenigstens in den Städten). Die Freude an der Gartenarbeit und am Wachsen und Gedeihen von Pflanzen allgemein und die eigene Erzeugung von Nahrungsmitteln im Speziellen tun dem Menschen gut. Kinder lernen die Zusammenhänge von Natur, Anbau und Nahrung kennen. Die Gemeinschaft und der Zusammenhalt von Nachbarschaften oder Gleichgesinnten werden gefördert und manch einer findet über die urbanen Gärten sogar in einen (neuen) Beruf - den des Gärtners.

Durch die Beschäftigung mit Erde, Saatgut, Pflanzenanbau und Nahrungsmittelproduktion und die daraus gewonnenen Erfahrungen werden die neuen Gärtner in der Stadt immer sensibler für aktuelle Fragen und Probleme der Landwirtschaft, der internationalen Entwicklungszusammenarbeit sowie des Natur-, Umwelt- und Klimaschutzes. Sie stellen vor allem zunehmend die Agrarindustrie und die Politik, die sie unterstützt, infrage. Sie wollen Sortenvielfalt und regionale Sorten statt wenige, teure (genmanipulierte) Sorten in den Händen von Mega-Biotech-Unternehmen und die daraus resultierende Abhängigkeit eines jeden, der Pflanzen anbaut - abgesehen von den Folgen für Natur, Mensch und Umwelt. Sie glauben nicht daran, dass man der Welternährung hilft, wenn man mit subventionierten Lebensmittelexporten in Entwicklungsländer die dortige Wirtschaft kaputtmacht oder durch Land Grabbing und Monokulturen mit hohem Technikeinsatz vorhandene kleinbäuerliche Strukturen zerstört - um nur einige Beispiele zu nennen. Dank Internet verbünden sich die verschiedenen Initiativen miteinander - man braucht nur mal bei Facebook "Millions against Monsanto" einzugeben und weiß, dass "Urban Gardener" zusammen mit den Öko-Landwirten und den Naturschützern nicht nur in Deutschland, sondern auch international eine wachsende Macht sind.

Aber egal, ob man sich nur gärtnerisch oder sozial und/oder politisch einbringen will: Mitmachen ist erwünscht!

Bücher zum Thema Urbane Gärten

Vom Gärtnern in der Stadt*
Die neue Landlust zwischen Beton und Asphalt
Martin Rasper

Urban Gardening: Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt*
Christa Mueller

Jedem sein Grün!: Urbane Permakultur: Selbstversorgung ohne Garten*
Judith Anger, Immo Fiebrig, Martin Schnyder

Buchtipp:
Flexibel und mobil gärtnern: Blumen, Gemüse & Kräuter, Stauden und Gehölze in Töpfen, Kübeln, Kisten, Säcken und anderen Pflanzgefäßen anbauen und so Balkone, Terrassen, Dachterrassen, Eingangsbereiche verschönern und/oder für den Selbstversorgeranbau nutzen. Standortgerecht Gartenträume wahrmachen - vom ansprechenden Eingangsbereich über Duft-, Bienen-, Künstlerbalkon bis zur Wohlfühloase und/oder Selbstversorgerterrasse auf dem Dach.

Gärtnern in Töpfen:*
Balkon und Terrasse mit Pflanzen gestalten*
Eva Schumann
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1. Auflage (2019)
Taschenbuch/Klappenbroschur, 128 S.,
86 Farbfotos, 3 Farbzeichungen, 17 Tabellen
ISBN 3-8186-0635-8 







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Quellen und weitere Informationen

Montag, 5. November 2012

Frisch gepflanzt: mein Staudenbeet auf dem Tiefgaragendach

Meine neuen Lieblingsstauden,
Echinacea-Sonnenhüte, wollte ich
unbedingt dabei haben
In den letzten Jahren habe ich meine Gartenlust aus Zeitmangel nur auf meiner Südseiten-Terrasse ausleben können. Dort habe ich vor allem hitzeverträgliche Sommerblumen, Gemüse und Kräuter in Töpfen, Schalen und Kübeln angebaut - zur besseren Platzausnutzung sogar mehrstöckig in einem gusseisernen Gartenregal. Nun darf ich seit diesem Herbst auch ein Beet gleich neben meiner Terrasse nutzen. Das trifft sich gut, denn jetzt kann ich endlich auch mit Stauden gestalten. Das neue Beet ist eine gute Möglichkeit, zu experimentieren, denn es stellt mich vor einige Herausforderungen:
  • Mein neues Staudenbeet ist Teil einer Tiefgaragendachbegrünung. 
  • Es befindet sich vor einer Südwand. 
  • Das Staudenbeet ist sehr schmal. 
  • Eine rosa blühende, sehr kräftige, über 2 m hohe Strauchrose gibt den (Blütenfarben-) Ton von der anderen Seite her an.

Mein Staudenbeet befindet sich auf der Tiefgarage

Der Garten, auf dem sich auch meine Terrasse befindet, ist eine mit Rasen (und reichlich "Beikraut") begrünte Tiefgarage. Die Dicke der Erdschicht beträgt etwa 20 cm, darunter befinden sich Vlies und Kies - angeblich gibt es keine Trennfolie, was mich mehr als verwundert, was ich aber nicht nachgeprüft habe. Der Boden selbst ist lehmig. Ich habe keine Bodenuntersuchung vorgenommen, doch da ich beim Bodenlockern einige Regenwürmer fand, das Gras und das Beikraut (Löwenzahn, Gänseblümchen etc. - alles da) seit Jahren im Frühjahr gut gedeihen, gehe ich von einem Boden im gartenbaulich akzeptablen pH-Bereich aus.

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Mein Staudenbeet befindet sich vor einer Südwand

Mein Beet liegt direkt vor der Südwand des Wohnhauses - im Sommer kann es dort extrem heiß werden - die Terrasse ist im Hochsommer praktisch nicht zum Aushalten, im Winter ist es dafür milder als an exponierten Stellen im Garten (sich sonnen kann man nur an sonnigen Frühjahrs-, Herbst- und Wintertagen).

Mein Staudenbeet ist sehr schmal

Das neue Staudenbeet ist nur zwischen 50 und 120 cm breit. Man kann also gestalterisch nicht wirklich mit Raumtiefe "arbeiten". Ich möchte versuchen, durch versetztes Pflanzen und verschiedene Pflanzenhöhen einen Eindruck von Tiefe zu erzeugen.

Mein Staudenbeet soll sich nicht mit der rosa blühenden Strauchrose "beißen"

Ganz in der Nähe meines neuen Staudenbeetes hatte die Hausverwaltung schon vor Jahren einen großen Rosenstrauch mit rosafarbenen Blüten gepflanzt. Auch wenn diese spezielle Rose nicht zu meinen Lieblingsrosen gehört, genießt sie doch meinen Respekt (unglaubliche Wüchsigkeit und Gesundheit trotz des kaum vorhandenen Boden) und so möchte ich, dass mein Beet harmonisch an sie anschließt beziehungsweise sie integriert.

Mein winziges Staudenbeet soll trotzdem ein Präriegarten werden

Für mein neues Staudenbeet musste ich Stauden finden, die ich mag (!), die Sonne vertragen und deren Wurzeln nicht zu aggressiv sind - bzw. habe ich die, bei denen ich nicht sicher war, in versenkte Plastikeinsätze gepflanzt - es wird sich noch zeigen, ob das tatsächlich funktioniert, es dürfte vor allem hinsichtlich der Wasserversorgung Mehraufwand bedeuten.

Ich entschied mich - angeregt durch das Buch Gartengestaltung mit Stauden (Rezension) - für eine abgewandelte "Präriebepflanzung" mit
  • pinkfarbenen Echinacea-Purpur-Sonnenhüten und höheren Gräsern als Leitstauden, 
  • dunkelrotem, kleinblütigen und lilafarbenem, großblütigen Zierlauch (Allium-Arten), bläulich-lila blühender Prachtscharte und bläulich-lila blühendem Ziersalbei als Begleitstauden sowie 
  • niedrigen Gräsern und Frauenmantel als Füllstauden. 
  • Außerdem mussten noch zwei bläulich-lila blühende Astern untergebracht werden. 
  • Für die Kübel zwischen Beet und Terrasse wählte ich außer "Prairiepflanzen" (Gräser, kleinwüchsige, weiß blühende Echinacea etc.) noch einen lila blühenden Schmetterlingsstrauch und eine kleine rosafarbene Strauchrose - Letztere, damit die große Strauchrose nicht so isoliert auf der anderen Seite daneben steht. 
  • Damit sich Gartennützlinge und ich schon im Frühjahr an Blüten erfreuen können, pflanzte ich auch noch Krokusse und Tulpen in passenden Farben in Gruppen dazwischen.

Pflanzplan für mein Staudenbeet: "Präriegarten meets Bauerngarten" auf dem Dach

Zwanzig Mal habe ich den Pflanzplan neu gemalt, denn leider fand ich auf die Schnelle kein Planungsprogramm, das mich überzeugte, sonst hätte ich gerne am Computer geplant und einen Erfahrungsbericht dazu geschrieben - vielleicht nächstes Jahr (hat jemand Tipps?).


So sah mein handgemalter Plan am Ende aus -
ein bisschen abgewichen bin ich dann bei der Pflanzung aber doch.
 
Bei den Blütenfarben habe ich mich auf Rosarot bis bläulich Violett konzentriert. Ich habe darauf geachtet, dass das ganze Jahr etwas blüht - deshalb fängt das Gartenjahr auch mit lila blühenden Krokussen an, die dann von dunkel- und helllila blühenden Tulpen abgelöst werden. Als nächstes soll Allium afflatuense mit seinen großen purpurfarbenen "Paukenschlägern" blühen, kurz darauf auch die kleineren "Drumstick-Alliums", bevor sich dann im Juli - hoffentlich - pinkfarbene Purpursonnenhüte begleitet von Prachtscharte und Ziersalbei über sie erheben. Der Sommer kann dann mit den Astern ausklingen (Rosen und Buddleja blühen dann auch noch - von Gräsern umwogen). So ist es geplant, schauen wir mal, ob es auch so wird und ob man (ich) auf so einem kleinen, schmalen Beet überhaupt eine schöne Wirkung "Präriegarten meets Bauerngarten" erzielen kann.

Staudeneinkauf über das Internet

Eigentlich wollte ich meine Stauden regional einkaufen, doch da ich mich arten- und sortenmäßig schon festgelegt hatte, gab es Schwierigkeiten, sodass ich dann doch per Internet bei verschiedenen Staudengärtnern gekauft habe.

Ich bin mit allen Lieferungen sehr zufrieden. 95 % der Pflanzen hatten sehr gute Qualität, alle kamen ausreichend feucht und unversehrt bei mir an. Sie waren je nach Lieferant
  • in maßgeschneiderten Plastikverpackungen gepackt, 
  • in Zeitungspapier eingewickelt und in Heu gebettet oder
  • in Stroh gebettet - wobei die großen Töpfe in Plastiktüten gewickelt wurden - verpackt. 
Der gravierende Nachteil der Plastikverpackung ist, dass man nicht weiß, was man anschließend damit machen soll und ein schlechtes Umweltgewissen hat man auch. Ich habe die beiden Verpackungen aufgehoben - vielleicht kann ich sie bei einem Pflanzentausch per Post sinnvoll nutzen.

Plastikverpackung ist nur oberflächlich gesehen eine
saubere Sache, denn es bleibt die Entsorgung
Sympathischer waren mir da schon die Verpackungen aus Zeitungspapier, Heu und Stroh - allerdings sollte man solche Lieferungen draußen im Garten, abseits von allem, auspacken, denn das saut ganz schön.

Nur die großen Töpfe wurden in Plastiktüten gehüllt,
damit die Erde beim Transport nicht herausfiel.


Der Nachteil aller Käufe über das Internet oder den Versandhandel sind die Kartons, die man am Ende zu entsorgen hat. Deshalb empfehle ich, lieber beim örtlichen Staudengärtner einzukaufen - der kann einem mit seinem Expertenrat helfen, man kann sich die schönsten Pflanzen aussuchen und man hat i. d. R. weniger Verpackungsmüll.

Billig waren die Pflanzen und ihre Beschaffung nicht - eben, weil ich mich mit meinem Plan schon auf Staudenarten und -sorten festgelegt hatte. Und natürlich fielen bei jedem Staudengärtner Verpackungs- und Versandkosten an. Zum Glück hatte ich in der Zeit Geburtstag und konnte mir einige Stauden zum Geburtstag wünschen (Danke an - er weiß schon, wen ich meine!).

Die Staudenpflanzung

Zunächst legte ich die Leitstauden und anschließend Begleitstauden und Füllstauden nach Plan auf das Beet - schob dann noch ein wenig herum, da ich nicht maßstabsgetreu gezeichnet hatte. Dann pflanzte ich alle Staudenpflanzen mit einer breiten Pflanzkelle und danach die Blumenzwiebeln mithilfe einer schmalen Pflanzkelle. Alles angegossen. Fertig!

Sollte es im Winter sehr kalt werden, werde ich die Stauden und Gehölze mit dem Verpackungsheu und -stroh schützen.

Ich habe eher eng gepflanzt und hoffe, dass der Boden
bereits im ersten Jahr schön bedeckt wird. Später werde ich
womöglich ausdünnen bzw. teilen müssen.

Das nächste Gartenjahr kann kommen!

Nun kann ich das nächste Gartenjahr gar nicht abwarten. Ob wohl alles so wird, wie erträumt? Ich überlege auch bereits, welche Gemüse ich nächstes Jahr in den Töpfen auf der Terrasse anbaue - die müssen nun ja auch farblich zum Staudenbeet passen. Wie wäre es mit weißfrüchtigen Auberginen, pinkfrüchtigen Chilisorten, schwarzen Tomaten und dunkelrotem Basilikum? Ich hoffe, ich kann nächstes Jahr nicht nur Gemüse und Kräuter auf der Terrasse ernten, sondern auch ein paar schöne Fotos von meinem neuen Staudenbeet auf dem Tiefgaragendach machen.

Drückt mir die Daumen und her mit euren Erfahrungen und Tipps!

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Mittwoch, 24. Oktober 2012

"Pflanzen sind immer für Überraschungen gut"

Dipl. Ing. (FH) Thomas Jaksch ist technischer
Betriebsleiter für den Erwerbsgartenbau und den
Kleingarten für Gemüse in Weihenstephan
Interview mit dem technischen Betriebsleiter des Kleingartens in Weihenstephan

Die Gärten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), bekannt als "Weihenstephaner Gärten", sind ein Anziehungspunkt für Studierende, Fachleute, Hobbygärtner und Pflanzenfreunde gleichermaßen. Zum Ende der Gartensaison 2012 habe ich meinen ehemaligen Kollegen Thomas Jaksch, den technischen Betriebsleiter des Kleingartens für Gemüse, interviewt.

Herr Jaksch, Sie sind jetzt seit knapp 25 Jahren technischer Betriebsleiter für den Erwerbsgemüseanbau und den Kleingarten für Gemüse. Ihre Anbauerfahrungen und Sortenkenntnisse sind riesig. Gibt es da für Sie noch Überraschungen?

Das ist das Schöne an unserem Beruf - und wer begeistert gärtnert, der wird mir zustimmen: Pflanzen sind immer für Überraschungen gut - positive wie negative. Einem Gärtner, sei er noch so routiniert, wird es kaum langweilig. Sowohl überraschende Neuzüchtungen als auch fast vergessene alte Gemüsesorten bieten immer wieder einen Anreiz zum Experimentieren. Wer hätte vor 10 bis 15 Jahren gedacht, dass aus alten Tomatensorten wie Ochsenherztypen oder Datteltomaten neue verbesserte, beispielsweise krankheitsresistente und somit anbausichere Sorten werden.
Wer hätte vor 20 Jahren seine Geranien auf Balkon oder Terrasse durch Gemüse und Kräuter zu ersetzen gewagt? Besonders die Renaissance von alten Gemüsearten und -sorten sowie unbekannten und seltenen Kräutern bietet die Möglichkeit zur individuellen und optisch attraktiven Gestaltung von Nutzgärten. Langweilig grün war einmal.

Wie war die Gartensaison 2012 im Kleingarten? Hatten Sie dort auch die üblichen Probleme mit Kraut- und Braunfäule an Tomaten, Schnecken am Salat und Wühlmäusen querbeet? Oder was machen Sie besser als wir anderen?

Im Weihenstephaner Kleingarten für Gemüse werden
Gemüsearten, -sorten und Anbaumethoden gezeigt
Wir sind mit diesem Gartenjahr sehr zufrieden, obwohl es uns witterungsbedingt einiges abverlangt hat. Vor allem der stete Wechsel zwischen Regen- und heißen Sommertagen war sehr auffällig. Trotzdem, oder vielleicht auch deswegen, war das Wachstum sehr gut. Ausreichend Wasser und viel Sonne sind nun mal wichtige Voraussetzungen für eine gute Pflanzenentwicklung.

Natürlich bleiben auch wir im Kleingarten Weihenstephan nicht verschont von den typischen Krankheiten und Schädlingen. Im Frühjahr machten uns in einem Gartenteil Wühlmäuse große Probleme. Sie ließen sich erst durch eine massive Präsenz von Wühlmausfallen nachhaltig beeindrucken. Kraut- und Braunfäule ist in den meisten Gärten ein regelmäßiges Problem, hier gilt es vor allem Tag und Nacht für trockenes Laub zu sorgen. Die Verwendung von hochtoleranten Sorten wie 'Phantasia' sowie eine gute Hygiene helfen ergänzend weiter.

Sie führen für das Zentrum für Forschung und Weiterbildung der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (früher Forschungsanstalt bzw. Versuchsanstalt für Gartenbau an der FH Weihenstephan) auch Gärtnerkurse für Kinder durch. Ich war mehrmals dabei und habe gesehen, wie begeistert die Kinder bei Ihnen bei der Sache sind. Was ist Ihr Trick bzw. was empfehlen Sie Eltern, die ihre Kinder an Pflanzen bzw. Pflanzenanzucht und –pflege heranführen wollen?

Man kann die Begeisterung für Natur und Pflanzen nicht erzwingen, man muss sie frühzeitig fördern und kontinuierlich entwickeln. Wichtig sind positive Akzente im "Hänschenalter", damit "Hans" als Erwachsener diese Freude am Umgang mit der Natur und Pflanzen weiterpflegt und später an seine Kinder wieder weiterreicht. Bei den Kinderkursen versuche ich deshalb vor allem Freude und Spaß zu fördern und nicht die letzte fachliche Qualifikation abzufordern.

Wie nachhaltig dies wirken kann, sieht man daran, dass viele Kinder zum Teil jedes Jahr - 5 bis 6 Jahre lang - zu unserem Kurs kommen. Eltern, die ihren Kindern Spaß im Garten vermitteln wollen, empfehle ich den Anbau von entweder schnell wachsenden Gemüsepflanzen wie Kresse oder Radieschen oder aromatischen Früchten wie Johannisbeertomaten, zuckersüßen Minipaprika und knackigen Fingergurken.

Ein botanisches Highlight ist das Beobachten von Erdnusspflanzen bis hin zur eigenen Ernte. In jedem Fall sollte man den Umfang der "gärtnerischen Kinderarbeit" so geschickt dosieren, dass der Spaß gegenüber Mühe und Plagerei überwiegt.

Viele Hobbygärtner waren 2012 wie vor den Kopf gestoßen, als öffentlich wurde, dass deutsche Hobbygärtner-Saatgutmarken wie Kiepenkerl-Profiline, Sperli und Gärtner Pötschke zum Teil Sorten enthalten, die von Monsanto-Unternehmen gezüchtet worden waren (siehe Monsanto - ungebetener Gast im Garten?). Liefen da bei Ihnen die Telefone heiß?

Im Weihenstephaner Kleingarten seit Jahren bewiesen:
Gemüse gedeiht auch prächtig im Balkonkasten
Bei uns im Kleingarten für Gemüse war dies überhaupt kein Thema. Entweder wussten unsere Besucher darüber nicht Bescheid oder sie haben dem keine Bedeutung beigemessen. Der Sortenspiegel bei uns im Kleingarten ist traditionell sehr breit und umfangreich. Wir nutzen vielfältige Anbieter. Neben den oben genannten Beispielen haben wir auch viele Sämereien aus ökologischer Herkunft. Unsere wichtigsten Entscheidungskriterien bei der Sortenwahl sind Geschmack/Aroma, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge sowie das Aussehen. Als Ideenmultiplikator testen wir oft auch unbekannte, sehr seltene Gemüse und Kräuter, um sie vielleicht für den Anbau empfehlen zu können. Ein Beispiel dafür ist Lauchhellerkraut, eine mit angenehmem Laucharoma ausgestattete Variante vom Ackerhellerkraut (Bezugsquelle Dreschflegel).

Urban Gardening ist ein großer Trend und auch in den Medien wird viel berichtet. Merken Sie das auch bei Ihren Lehrveranstaltungen – sei es für Gartenbau-Studierende oder Hobbygärtner? Und haben auch "Urban Gardener" etwas vom Kleingartenbesuch?

Platzsparender Kräuter- und Gemüseanbau
in einer umfunktionierten Tonne
Ich halte urbanen Gartenbau nicht nur für einen Trend, sondern für eine absolute Notwendigkeit. Kindern und Jugendlichen bieten sich heute in großen Städten kaum mehr Möglichkeiten, Natur im allgemeinen und Pflanzen im Besonderen zu erleben. Aufgrund extrem gestiegener Grundstücks- und Mietpreise kann sich ein passionierter Hobbygärtner leider kaum noch einen Garten leisten. Für die meisten bleibt eben dann nur das Gärtnern auf dem Balkon oder der Terrasse. Die Möglichkeiten dafür sind inzwischen sehr gut, gibt es doch zahlreiche spezielle, kompakt wachsende Züchtungen von Tomaten, Paprika oder Auberginen, die auch einen platzsparenden Anbau mit einer reichen Ernte belohnen.

Wir zeigen im Kleingarten viele Musterbalkonkästen oder bepflanzte Substratsäcke oder -kübel, die als Anregung für einen Nachbau zuhause geeignet sind. Der Pflanzenvielfalt sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Empfehlenswert ist vor allem der Anbau von "Naschsorten", die zur Erntezeit zum Pflücken verführen.

Was sollte ein Besucher des Weihenstephaner Kleingartens auf keinen Fall verpassen?

Der Garten ist gespickt mit vielen gemüsebaulich interessanten Anbaudemonstrationen. Eine Fundgrube für Perfektionisten sind die Informationen und Pflanzbeispiele zur Optimierung der Fruchtfolge, der Düngung, der Sortenwahl sowie über Schnitt- und Pflegemaßnahmen. "Gemüsebauliche Jäger und Sammler" können viele Raritäten "erforschen": Pepinofrüchte, Gojibeeren, Erdnüsse und Süßkartoffeln – um nur ein paar Beispiele für eine Vielzahl von ungewöhnlichen Nutzpflanzen zu nennen. Für große und kleine "Spürnasen" gibt es außerdem viele Dufterlebnisse von Zitrone über Zimt bis Schokolade zu erschnuppern.

In den Gewächshäusern kann man sehen,
wie Tomaten, Gurken oder Luffa aufgebunden werden,
wie Paprika gestützt wird und vieles mehr
Gewächshausgärtner können sich zehn verschiedene Kleingewächshäuser "im Einsatz" anschauen und sie miteinander vergleichen.

Vielen Dank, Herr Jaksch, für das Interview und weiterhin viel Freude und viele Besucher!

Weihenstephaner Kleingarten
Der Eingang vom Kleingarten befindet sich in der Straße "Am Staudengarten" in 85356 Freising. Der Eintritt ist frei. Der Garten ist im Sommer täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

Weitere Informationen zur -> Kleingartenanlage der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf auf der Hochschul-Website

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Mittwoch, 17. Oktober 2012

Urban Gardening - E-Book auf dem PC gelesen

Kostenloses E-Book über den Trend "Urban Gardening"

Urban Gardening - Tomaten in meinem Topfgarten
Urban Gardening - Tomaten in meinem Topfgarten
Durch meinBalkongarten von Kathrin Zinoun bin ich auf ein E-Book zum Thema "Urban Gardening" - Gärtnern in der Stadt - aufmerksam geworden, das DIE ZEIT kostenlos zum Download anbietet.

Ich habe mir das E-Book mangels E-Book-Reader auf den PC heruntergeladen. Auf der Download-Seite stand zwar, dass man zum Lesen auf dem PC eine E-Book-Reader-Software braucht, aber ich habe es trotzdem erst einmal so probiert - hätte ja sein können, dass solch eine Software in irgendeinem meiner tausend Programme schon enthalten ist. Nein, war sie nicht, aber bei Amazon.de fand ich die Kindle-für-PC-Software*, die man auch kostenlos herunterladen kann. Weitere kostenlose Reader für den PC findet man, wenn man bei einer Suchmaschine "kostenlose E-Book-Reader für PC" eingibt (oder entsprechend für Linux, Ubuntu etc.). 

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Nach dem Downloaden ging es auch schon los!

Das Buch besteht aus 16 Einzelartikeln:

Subversion auf dem Kompost
Die Netzgärtner
Der Tomaten-Aficionado
Irgendwer muss Berlins 3.000 Königinnen pflegen
Die kühlen Grünen
Meine Zuflucht auf dem Lande
Hier wächst die Hoffnung
Der Gärtner ist der Gute
Ein Beet im Hinterhof
Der Robin Hood der Blumenbeete
Der Garten als Marke
Wenn Städter Wurzeln schlagen
Das Paradies auf Erden
Buddeln im Betriebsgarten
Anleitung zum Gärtnersein
Tempelhof sollte ein Outdoor-Wohnzimmer für Berlin werden

Urban Gardening versteht sich als eine Neuinterpretation des Gärtnerns. Die Urban Gardener wollen wild, frei und innovativ sein. Mich ärgert es natürlich etwas, wenn man bisheriges Gärtnern ausschließlich als Rosenzüchten und das auch noch in Kittelschürze unterstellt, denn immerhin hat sich ein Teil meiner Generation auch als wild, frei und innovativ angesehen, als sie sich für ökologischen Landbau und biologischen Gartenbau einsetzte. Aber na ja, wir hatten die gleiche Arroganz gegenüber unseren Vorgängern, also schluck ich das mal - Hauptsache, das Interesse an Pflanzen und das ökologisches Bewusstsein wächst und gedeiht - und zum Glück nun auch in der jungen Generation.

Das Buch ist weniger ein Anleitungsbuch für den urbanen Gärtner, wie er seinen Feldsalat aussät oder Tomaten im Detail hegt und pflegt - es gibt keine Zeichnungen oder Bilder im E-Book -, sondern eher ein Buch über den Trend "Urban Gardening" - was sich durch diesen Trend in den Städten verändert und wie die Protagonisten als solche ticken. Man findet aber auch ein paar Tipps, die man als Mieter, der zum "Urban Gardener" werden will, beachten sollte.

Wer sich also noch wenig bis gar nicht mit dem Trend "Urban Gardening" befasst hat, der wird mit dem E-Book "Urban Gardening" in das Thema eingeführt. Praktische Gartentipps nach ökologischen Gesichtspunkten - für auf dem Land und in der Stadt - finden Sie aber woanders, z. B. in diesem Blog und bei Gartentipps.

* Amazon.de (Werbepartnerlink)

Es gibt natürlich auch noch andere Bücher zum Thema, auch solche mit mehr praktischen Anleitungen - sei es für den Anbau in erdelosen Systemen (siehe links) oder den mobilen, flexiblen Anbau in Pflanzgefäßen (Töpfe, Kübel, Kisten, Säcke) mit torffreier Erde (siehe Buchtipp unten).









Buchtipp:
Flexibel und mobil gärtnern: Blumen, Gemüse & Kräuter, Stauden und Gehölze in Töpfen und anderen Pflanzgefäßen anbauen und so Balkone, Terrassen, Dachterrassen, Eingangsbereiche verschönern und/oder für den Selbstversorgeranbau nutzen. Standortgerecht Gartenträume wahrmachen - vom ansprechenden Eingangsbereich über Duft-, Bienen-, Künstlerbalkon bis zur Wohlfühloase und/oder Selbstversorgerterrasse auf dem Dach.


Gärtnern in Töpfen:*
Balkon und Terrasse mit Pflanzen gestalten*
Eva Schumann
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1. Auflage (2019)
Taschenbuch/Klappenbroschur, 128 S.,
86 Farbfotos, 3 Farbzeichungen, 17 Tabellen
ISBN 3-8186-0635-8







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