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2012 habe ich drei winzige Chinaschilf-Pflänzchen (Miscanthus) in eine flache, mit einigen Löchern versehene Plastikwanne gepflanzt, die ich in den Boden eines begrünten Tiefgaragendaches mit dünner Erdauflage eingesenkt hatte. Innerhalb weniger Jahre sind sie zu einem stattlichen Horst zusammengewachsen. |
Der richtige Zeitpunkt zum Gräserschneiden
Ziergräser werden am besten im Frühjahr vor dem Neuaustrieb geschnitten. Jedes Jahr hadere ich wegen des richtigen Zeitpunktes – oft ist es schon früh im Jahr sehr warm und auch nachts mild, doch für die nachfolgenden Wochen sind bei uns in Oberbayern noch tiefe Minusgrade relativ wahrscheinlich. Dazu muss man wissen: Ich bereite meine Beete im Spätwinter/zeitigem Frühjahr auf die "aktive" Gartensaison vor und nicht etwa schon im Herbst/Winter, wie es traditionell von vielen praktiziert wurde.Anzeige
Mein Vorgehen hat vor allem ökologische Gründe und ist meiner Meinung nach nachhaltiger: Insekten wie Schmetterlinge, Marienkäfer und Florfliegen können in und an den Pflanzenresten überwintern, Vögel sich verstecken und Futter picken. Außerdem liegt der Boden nicht nackt dem Herbstregen und der Schneeschmelze ausgeliefert da und er erwärmt sich auch nicht so stark bei den ersten Sonnenstrahlen, was vorzeitiges Treiben auslösen könnte (erhöht die Spätfrostgefahr) und Ähnliches mehr. Inzwischen sind sich immer mehr Menschen dessen bewusst, dass Insekten nicht per se unsere Feinde sind: Nicht nur als Bestäuber unserer Obst- und Gemüsekulturen sind sie wichtig, sondern als Bestandteile eines möglichst robusten Ökosystems (und da nicht zuletzt auch als "Vogelfutter").
Ich peile als Schnittzeitpunkt für meine Ziergräser den März an, richte mich aber nach dem Wetter und der Wettervorhersage für die nächsten ein bis zwei Wochen, denn das Wetter ist erfahrungsgemäß in jedem Spätwinter/Frühjahr anders (Wann beginnen Frühling, Sommer, Herbst und Winter?).
Einerseits möchte ich nicht zu früh schneiden, denn Regen kann offenen alten Grashalmen zusetzen und dazu führen, dass sich Fäulniskrankheiten im Horst ausbreiten. Außerdem möchte ich, dass sich der Boden um die Gräserhorste erst spät erwärmt und das tut er, solange der Horst nicht geschnitten wurde, damit die Pflanzen ihre Triebe/Halme spät schieben - damit sind diese weniger durch Spätfröste gefährdet. Außerdem möchte ich (mir zuliebe) nicht bei Minustemperaturen schneiden.
Andererseits möchte ich die Pflanzen von ihrer Vorjahreslast befreien, damit sich die neuen Halme schön entfalten können und von Luft umspielt werden. Übrigens, was meiner Meinung nach am Chinaschilf nervt, sind die trockenen, losen alten Blätter, die sich bei Stürmen im Frühjahr über den ganzen Garten verteilen. Das mag in einem Garten, der einem alleine gehört, egal sein, aber im Gemeinschaftsgarten eines Mehrparteienhauses muss man anderen gegenüber begründen können, wieso man Beete erst im Frühjahr "schön macht". Und herumfliegende trockene Halme, die das Gartenbild nicht gerade aufwerten, wenn eventuelle Käufer oder potenzielle Mieter kommen, können den ein oder anderen Eigentümer oder Mieter verärgern. Bisher hatte ich zwar keine Klagen, aber ein wenig unangenehm ist mir das trotzdem.
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Nach dem Schnitt bietet das Lampenputzergras keinen schönen Anblick. (Bild vom März 2017, da hatte ich zwei Wochen früher geschnitten - noch kaum Grünes zu sehen. Ich war danach unsicher (wie eigentlich jedes Jahr wieder), ob die Pflanzen noch einmal etwas werden.) |
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Doch schon wenig später hatte das Lampenputzergras seinen Charme zurück. |
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Im Juli war die "Frisur" vom Frühjahr längst vergessen und das Lampenputzergras im Topf machte eine gute Figur zwischen Stauden und kleinen Gehölzen (fotografiert, bevor die "Bürsten" ausgebildet waren). Dennoch schneide ich in der Regel etwas später als im Jahre 2017, auch wenn dann einzelne frische Halme gekappt werden. |
Wie so oft, musste ich sowohl 2021 als auch 2022 bis ins Grüne schneiden. Da ich im Vergleich zu vielen Gärtnern und Hobbygärtnern meine Ziergräser meist recht spät schneide, schneide ich nie bis zum Boden zurück, wie man es oft als Empfehlung liest, sondern schneide beim Lampenputzergras etwa 10 bis 15 cm über der Substratoberfläche (im Kübel) und beim Chinaschilf in etwa 20 bis 30 cm Höhe über der Erdoberfläche im Beet ab, je nachdem, wie hoch die frischen Austriebe bereits reichen.
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Vor allem 2021 schob ich Panik nach dem Schnitt, denn es wurden Nachtfröste bis minus acht Grad Celsius erwartet. Zwar kann man in so einem Fall die Beete über Nacht mit Vlies, Zeitung o. Ä. abdecken, aber wenn möglich, erspare ich mir das. Auch das Schnittgut könnte man zum Abdecken verwenden, aber dann muss man hinterher wieder den ganzen Garten nach den alten Pflanzenteilen des Chinaschilfs absuchen, falls etwas mehr Wind bläst.
Undercut unterm Jahr fürs Chinaschilf
2022 war das Chinaschilf besonders stark und dicht gewachsen und die äußerden Halme legten sich nach einem starken Regen um und lagen auf dem Rasen, was für die Personen, die den Rasen mähen, nervig ist. Ich überlegte, dass ein Undercut, wie es Friseure bei sehr üppigem Haar machen, eine Lösung sein könnte und probierte es aus: Ich schnitt im Sommer ringsherum die äußeren 10 bis 15 cm ewa 30 cm über dem Boden ab (der Horst hat inzwischen einen Durchmesser von mehr als 1 m). Die Maßnahme war nach ein paar Tagen überhaupt nicht mehr zu sehen, weil die Blätter immer etwas überhängen, und die Halmstoppeln stützten die verbliebenen langen Halme, so dass sie sich nicht mehr umlegten. Wer es ausprobieren möchte, sollte das vielleicht erst an einer weniger auffälligen Stelle tun, denn möglicherweise reagieren die verschiedenen Sorten und abhängig von den Standortverhältnissen unterschiedlich.
Werkzeuge zum Gräserschneiden
Das Lampenputzergras schnitt ich lange mit einer einfachen manuellen Rasenschere/Rasenkantenschere, die man normalerweise für Beetränder nimmt – da, wo man mit dem Rasenmäher nicht hinkommt. Bei nur einer einzigen Pflanze in einem Kübel, ist das kein Problem, auch wenn diese von Jahr zu Jahr kräftiger wird.Beim Chinaschilf habe ich die Halme bis 2019 mit einer kleinen Baumschere (zum Schneiden von Zweigen und dünneren Ästen) gekürzt, was mit dem Wachsen der Horste immer mühseliger wurde und immer mehr Zeit in Anspruch nahm.
Seit 2023 schneide ich sowohl das Lampenputzergras als auch das Chinaschilf mit der scharfen Japan-Klappsäge.
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Der Schnitt des Chinaschilfes im Spätwinter/Frühlingsanfang lässt den Garten kurzfristig wie ein Schlachtfeld aussehen (die Situation lässt sich etwas verbessern, wenn man den Horst vor dem Schneiden ordentlich mit Gurten zusammenbinden). Aber ein Teil der trockenen Pflanzenteile wird immer abfallen. Einen Teil davon verwende ich als Mulch im Staudenbeet (in der zweiten Reihe, wo man es nicht so sieht und von wo es nicht so leicht davongeblasen werden kann). Alle Schnittsünden werden von Miscanthus glücklicherweise schnell überwuchert. |
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Bis einschließlich 2019 habe ich den Chinaschilf-Horst komplett mit der kleinen Baumschere geschnitten, was sehr mühselig war. 2020 habe ich zum ersten Mal eine scharfe Säge ausprobiert und war mit ihr bisher sehr zufrieden: Ich habe weniger Zeit gebraucht und meine Sehnen und Gelenke wurden so gut wie gar nicht beansprucht. |
Auch 2021, 2022 und 2023 hat der Einsatz der scharfen Säge den Schnitt zu einer zügigen Angelegenheit gemacht. Die Gehölzschere kam nicht mehr zum Einsatz.
Ich schneide meine beiden Ziergräser, Chinaschilf und Lampenputzergras, seit ich sie 2012 gepflanzt habe, auf die beschriebene Weise. Sie haben mir bisher alles verziehen und sich im Laufe der Jahre sehr schön und gesund entwickelt. Auch 2020, 2021 und 2022 haben sie nach dem Schnitt wieder stark ausgetrieben. Schon nach kurzer Zeit war von den alten Halmen des Vorjahres nichts mehr zu sehen.
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So sah das Chinaschilf im Juli 2020 (im Hintergrund) aus. Das Kürzen der Halme mit der Säge hat ihm nicht geschadet. Der Neuaustrieb hat wie immer alte Pflanzenreste überwuchert. |
In Videos bei YouTube hatte ich den Schnitt von hohen Gräsern mit einer elektrischen Heckenschere/Akkuschere gesehen. Das sah zumindest im Video sehr einfach und zeitsparend aus. Beide Gärtnerinnen schnitten die Miscanthus-Horste wie ich im Frühjahr vor dem Austrieb, wenn die Halme vom Vorjahr strohig trocken sind. Die Techniken waren verschieden: Die eine Gärtnerin, deren Horst noch nicht sehr dicht und üppig war, schnitt die Halme etagenweise, oben beginnend, immer 20 bis 30 cm unter der aktuellen Höhe ab, bis sie nahe der Bodenoberfläche angelangt war. So konnte sie das Schnittgut gleich als Mulch verwenden. Eine andere mit mehreren, sehr großen Miscanthus-Horsten band die Horste von jeweils knapp 1 m Durchmesser zuerst mit einem Band fest zusammen, schnitt sie dann sehr tief unten mit einer elektrischen Heckenschere ab und transportierte das jeweilige große Bündel mit einer Schubkarre ab.
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Inspiriert von den beiden GärtnerInnen bei YouTube und einem Tweet von Tom im Garten bei Twitter (heute X - bin nicht mehr dort) hätte ich mir zwar gerne auch eine große Akku-Heckenschere gekauft, aber da ich praktisch nur einmal im Jahr einen großen und einen sehr kleinen Horst schneide, war mir das zu teuer. Allerdings sah ich beim Recherchieren Kombi-Sets, die aus einem Akkugerät, einem verkürzten Heckenschere-Aufsatz und einem Rasenkantenscheren-Aufsatz bestanden. Ich bin das Risiko eingegangen und habe mir ein sehr günstiges 2-in-1-Set von Shall bei Amazon.de* gekauft - zwei Fliegen mit einer Klappe, denn nicht nur das Chinaschilf-Schneiden, auch der Rasenkantenschnitt hat meine Sehnen und Gelenke immer recht mitgenomen - nicht sehr gut, wenn man von Berufs wegen auf die Hände angewiesen ist.
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SHALL Akku-Grasschere und Heckenschere: 2 in 1 plus Handschere*. Allzu viel darf man von einem solchen Mini-Kombi-Gerät natürlich nicht erwarten. Doch mir ist es eine große Hilfe - zum Teil beim Ziergräserschnitt im Frühjahr, beim Undercut im Sommer, aber noch mehr beim Rasenkantenschneiden. |
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