Für Bodenkundler ist der Boden die oberste, belebte Schicht der Erdkruste.
Für Gärtner und Landwirte, die im Boden anbauen, ist er, wie auch Luft und
Wasser, eine kostbare Ressource, auf die sie angewiesen sind - wir alle sind
es, denn der überwiegende Teil unserer Nahrung und des Tierfutters werden im
Boden angebaut. Böden sind aber kein unbelebter Stoff, an dem sich die Wurzeln
festkrallen, damit die Pflanzen nicht umfallen oder vom Wind weggeblasen
werden. Böden sind Ökosysteme und Lebensräume für Lebensgemeinschaften
(Biota), die dem Boden viele seine Funktionen wie Wasser- und
Nährstoffbereitstellung für die Pflanzen erst ermöglichen. Umweltforscher
stellen den Boden daher als "Ökosystemdienstleister" dar, um uns seinen Wert
besser begreiflich zu machen (wie man es auch bei
Bestäuber-Insekten
als Ökosystemdienstleiter inzwischen tut). (aktualisiert)
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Nicht jedes Bodenlebewesen ist im Garten gern gesehen. Aber auch
Wühlmäuse und Maulwürfe
gehören zum Ökosystem Boden. Als Futter für Eulen und andere Tiere
sind sie auch eine Schnittstelle zum oberirdischen Ökosystem.
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Die Bodenfruchtbarkeit ist für jeden Gärtner, Landwirt und alle anderen, die von
einem guten Pflanzenwachstum auf dem Boden abhängig sind, äußerst wichtig. Die
Bodenfruchtbarkeit hängt beispielsweise vom Ausgangsgestein, der
Körnungszusammensetzung, dem pH-Wert, von den organischen Bestandteilen, von der
Aktivität der Bodenlebewesen, von der Art der Bodenbearbeitung, der Bodennutzung
und vielem anderen ab. Die Bodenlebewesen haben dabei eine besondere Rolle: Sie
wandeln abgestorbenes organisches Material in verwertbaren Dünger sowie in
bodenverbessernden Humus und helfen der Pflanze, die Nährstoffe und Wasser
aufzunehmen. Für die Bodenfruchtbarkeit wichtiger als kleine Säugetiere wie
Wühlmäuse oder Maulwürfe sind Würmer, Insekten, Milben, Springschwänze und
andere Bodenlebewesen und Mikroorganismen. Wie wichtig genau die einzelnen und
sie alle als Gesamtheit sind (beispielsweise für die Bodenfruchtbarkeit, als
Futter für Vögel und andere Tiere etc.) und wie gefährdet sie sind, ist noch
weitgehend unerforscht.
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Bodenlebewesen wandern aber nicht einfach so durch die verschiedenen Böden und
Bodenschichten, sondern die für den jeweiligen Standort geeigneten bilden
zusammen ein Ökosystem, das unterschiedlich tief reicht und auch mit dem
oberirdischen Ökosystem zusammenwirkt.
Zwar kennt man viele der Bodenlebewesen, die miteinander und mit den Pflanzen
zusammen die Bodenfruchtbarkeit schaffen, aber in weiten Teilen sind die
Bodenbewohner, ihre Gemeinschaften und ihr Zusammenwirken relativ unbekannt.
Beunruhigende Erkenntnisse der Wissenschaft zum Artensterben im Boden
Wissenschaftler der Freien Universität Berlin (FUB) und des Berlin-Brandenburg
Instituts für Biodiversitätsforschung (BBIB) sowie der Universität Ioannina
(UoI, Griechenland) wollten wissen, was man überhaupt über die Ökosysteme im
Boden weiß und ob man die Auswirkungen eines eventuellen Artensterben im Boden
bewerten kann. Ihr Fazit: Das Risiko eines Artensterbens im Boden kann derzeit
überhaupt nicht seriös bewertet werden. Es bestehe dringender Forschungs- und
Handlungsbedarf!
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Die meisten Studien zum Artensterben befassen sich nämlich mit den Organismen
oberhalb des Bodens, die unterhalb der Bodenoberfläche werden meistens außer
Acht gelassen. Dabei spielen Bodenlebewesen eine Schlüsselrolle, wenn es darum
geht, den oberirdischen Teil der Ökosysteme am Leben zu erhalten.
Einige Studien zeigen, dass manche Bodenlebewesen – beispielsweise Baumpilz- und
Erdwurmarten bestimmter Regionen – bereits verschwunden sind. Ob und wie sich
deren Verschwinden oder das anderer Arten im Boden auswirkt, weiß man überhaupt
nicht, warnen Stavros D. Veresoglou (FUB/BBIB), John M. Halley (UoI) und
Matthias C. Rillig (FUB/BBIB) bei
nature.com.
Wenn überhaupt Fallstudien zu Böden gemacht würden, so beschränkten die sich
meist auf abgegrenzte Flächen, ausgewählte Arten oder sind reine Laborversuche –
alle wenig aussagekräftig für größere, erst recht globale Dimensionen. Es fehle
ein klares Bild über die verschiedenen Arten, Aufgaben, Hierarchien und
Abhängigkeiten der Lebewesen im Boden – vom Mikroorganismus bis zum Wurm.
Da ein großer Teil der weltweiten Ackerflächen in den letzten Jahrzehnten
verloren gegangen ist, muss herausgefunden werden, wie es um den verbleibenden
Rest der Böden steht und wie sich ein Aussterben von Arten auswirkt.
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Die Wissenschaftler raten daher dazu, die Grundlagenforschung und die angewandte
Forschung zum Artensterben zu verstärken und den Boden viel stärker
einzubeziehen, dabei neue Werkzeuge (beispielsweise DNS-basierte Identifizierung
von Mikroben) und Ansätze einzuführen, Aussterbeszenarien aus der oberirdischen
Welt auf unterirdische Ökosysteme zu übertragen, soweit sinnvoll, und neue
Szenarien sowie geeignete Modelle für unterirdische Ökosysteme zu entwickeln, wo
die Komplexität und die Bedeutung der Vielzahl an Mikroorganismen es notwendig
machen.
Wie beim oberirischen Artensterben dürften auch beim Boden die Hauptgründe der
Verlust von Lebensraum (beispielsweise durch Auslaugung/Auswaschung,
Bodenversalzung, Bodenversauerung, Wüstenbildung, Bodenverdichtung,
Bodenerosion, Versiegelung, sauren Regen, Bodenverschmutzung) und die
Einwanderung fremder Arten sein – für beide ist der Mensch meist direkt oder
indirekt verantwortlich.
Was können wir Hobbygärtner für das Bodenleben tun?
Wir können in unseren Gartenböden das Bodenleben bzw. Bodenorganismen
unterstützen, beispielsweise durch
-
Kompostierung
Mit der Kompostierung wird nicht nur ein nachhaltiger
Stoffkreislauf geschaffen, der Gartenabfälle in Humus und Dünger umwandelt,
mit dem wir den Boden verbessern und die Pflanzen düngen können. Sondern es
baut sich während der Kompostierung eine Belebung der Gartenabfälle durch
Bodenlebewesen auf. Siehe auch
Kompostierung von Gartenabfällen
-
Zufuhr von Humus und organischen Stoffen
Mit organischer Düngung
(statt mineralischer) - beispielsweise
Kompost ausbringen -, durch Mulchen mit (regionalem) organischem Material, Gründüngung
und ähnlichen Maßnahmen wird das Bodenleben angeregt.
-
Schonende Bodenbearbeitung
Wenn der Boden es zulässt (und das tun
organisch gut versorgte, humose Böden normalerweise) sollte man auf das
Pflügen beziehungsweise im Garten auf das tiefe Umgraben mit dem Spaten im
Herbst und eine Frostgare über den Winter verzichten - die zerfällt sowieso
meist mit dem ersten Regen wieder. Es ist besser, den Boden über den Winter
bedeckt zu halten, beispielsweise durch eine Gründüngung oder Mulchen, und
das Feld zur Bodenlockerung im Frühjahr zu grubbern und eventuell zu eggen -
das entspricht im Gartenbeet der Verwendung eines Sauzahns und anschließend
eines Handgrubbers (einfache Gartenwerkzeuge mit Stiel).
-
Verzicht auf Salze, Säuren und andere giftige Chemikalien
Viele
Stoffe können dem Bodenleben schaden. Dazu zählt neben vielen zugelassenen
Pflanzenschutzmitteln (Beipackzettel lesen oder gleich nicht kaufen) auch
Salz, das von manchen
gegen Schnecken
auf den Boden gestreut wird.
-
Verzicht auf betonierte Einfahrten, betonierte Gartenwege und andere totale
Bodenversiegelungen, besser sind Rasengittersteine oder Wege aus Holz oder
Stein mit durchlässigen Fugen.
-
Ameisen
umsiedeln, statt sie zu töten
Wir sind ein Teil des großen Ganzen und tragen Verantwortung, das dürfen wir
nicht vergessen.
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