Samstag, 12. September 2020

Hochbeet im Kübel

Ein großes Pflanzgefäß lässt sich wie ein Hochbeet nutzen, das heißt, man kann im Inneren Pflanzenreste verbergen und verrotten lassen und gleichzeitig oben drüber Pflanzen kultivieren, mit den Vor- und Nachteilen, die ein Hochbeet mit sich bringt. Im Frühjahr 2020 habe ich auf meiner Terrasse einen großen Kübel wie ein Hochbeet befüllt und auf der obersten Schicht, der Erdschicht, Gemüse angebaut. Das hat sich nun seit zwei Jahren bewährt. (aktualisiert am 18.10.2022)

Gemüseanbau im Hochbeet-Kübel
Gemüseanbau im "Hochbeet-Kübel"


Auf einer Terrasse oder einem Balkon hat man in der Regel nicht den Platz, ein Hochbeet zu bauen, schon gar nicht eines mit drei oder vier verschiedenen Schichten von (angerotteten) Pflanzenabfällen aus dem Garten sowie einer Erdschicht oben drauf, die diesen "Komposthaufen" versteckt und in der man Pflanzen anbauen kann. Um dies nachzubilden, habe ich dieses Jahr einen großen Kübel als Hochbeet umfunktioniert. Das gleiche kann man aber auch mit anderen hohen Pflanzgefäßen machen. (Die Hochbeete auf Stelzen, die der Gartenfachhandel anbietet, haben in der Regel nur kleine Pflanzwannen mit wenig Volumen, da passt außer der Pflanzerde gerade noch eine Drainage herein.)

Damit mein großer Kübel von mir auch noch bewegt werden kann, habe ich (ausnahmsweise statt Naturmaterial) einen sehr leichten PP-Kunststoffkübel ausgewählt - mit nasser Erde darin, würde er für mich noch schwer genug zu bewegen und damit für meine Zwecke ausreichend standfest sein.

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Hochbeet im Kübel - Vorbereitung

Mein PP-Kübel hat einen Außendurchmesser von 50 cm und eine Höhe von 39 cm. Er war offensichtlich als Übertopf für Innenräume gedacht, denn er hatte weder Abflusslöcher noch einen Überlauf. Bei mir sollte er jedoch im Freien ohne Regendach stehen.

Mit heißer Nadel und Schere bohre ich Löcher in den Boden vom PP-Kübel.
Jedes dem Regen ausgesetzte Pflanzgefäß im Freien benötigt einen guten Wasserablauf. Hier bohre ich Löcher mit heißen Nadeln in den Boden meines Pflanzkübels und weite sie anschließend mit einer Schere.



Der Kübel erhält nun seinen Platz und die Löcher werden von innen mit Tonscherben bedeckt. Nun werden grobe und feine Staudenabfälle in den Topf gegeben und festgestampft.



Über die Pflanzenabfälle wird etwa 20 cm torffreie Bio-Universalerde geschaufelt und dann ganz normal ausgesät und gepflanzt.


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Hochbeet im Kübel – Pflanzenentwicklung und Ernte.

Einige unserer Gartenvögel zeigten zwar an den frisch ausgesäten Samen Interesse, doch mit etwas Vlies und Pappe konnte ich sie gerade noch daran hindern, zu scharren und zu picken. Sie haben sich dann um die Blattläuse am Schmetterlingsflieder gekümmert.


Gekeimt: Schnittsalat, Zucchini; gepflanzt: veredelte Snack-Gurke
Schnittsalat und Zucchini sind gut gekeimt. Dazu wurde eine veredelte Snack-Gurke gepflanzt.



Der Schnittsalat war als erster erntefertig.




Zucchini (links unten) und Snack-Gurke(rechts oben) blühten bald danach.




Hier reift die erste Snack-Gurke.



Und bald ist auch die erste Zucchinifrucht erntefertig (gelbe, runde Sorte ‚Floridor‘).


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Das Prinzip Hochbeet im Kübel funktioniert.

Auf den letzten Bildern sieht man, wie weit die Topfbefüllung in den Sommermonaten zusammengesackt ist, weil sich die Gartenabfälle im Inneren zersetzt haben.

Der PP-Kübel hat sich bewährt, bis jetzt zeigt er keine Abnutzungserscheinungen. Wetterfest und lichtecht scheint er also zu sein. Ob er auch winterfest ist und Frost ohne Schäden übersteht, kann ich erst nächstes Jahr sagen (siehe dazu auch Winterfeste und frostsichere Pflanzgefäße). Möglicherweise ist er nach der Überwinterung zu spröde und bricht dann im Laufe des Sommers... Ich werde berichten. 

Nachtrag: Das Kübel-Hochbeet hat sich bewährt und der Topf hat inzwischen 2 Winter ohne Schaden überstanden, wir stehen kurz vor dem nächsten. Im letzten Winter konnte ich den ganzen Winter über Salatrauke ernten (ich wollte das dieses Jahr wiederholen, doch zuerst kamen hungrige Vögel und dann Renovierungsarbeiten an der Terrasse dazwischen). Natürlich fände ich einen Kübel aus einem Naturmaterial wie Terracotta schöner als diesen aus Kunststoff, wenn diese nur nicht so schwer und so teuer wären.

Buchtipp:
Flexibel und mobil gärtnern: Blumen, Gemüse & Kräuter, Stauden und Gehölze in Töpfen und anderen Pflanzgefäßen anbauen und so Balkone, Terrassen, Dachterrassen, Eingangsbereiche verschönern und/oder für den Selbstversorgeranbau nutzen. Standortgerecht Gartenträume wahrmachen - vom ansprechenden Eingangsbereich über Duft-, Bienen-, Künstlerbalkon bis zur Wohlfühloase und/oder Selbstversorgerterrasse auf dem Dach.

Gärtnern in Töpfen:*
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Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1. Auflage (2019)
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Mittwoch, 1. Juli 2020

Flora incognita, Pflanzenbestimmungs-App und Citizen-Science-Projekt

Nur was man kennt und schätzt, will man auch bewahren. Flora incognita ist nicht nur eine kostenlose App zur Pflanzenbestimmung, sondern ein Citizen-Science-Projekt, ein Projekt mit Bürgerbeteiligung, das beim Schutz der Artenvielfalt helfen soll. Ich habe sie ausprobiert und ... Spoiler: Ich finde die App sehr hilfreich und bin begeistert von dem Projekt.

Die Flora incognita, die Pflanzenbestimmungs-App, gibt es zwar schon seit zwei Jahren, aber ich habe sie vor ein paar Tagen zum ersten Mal angewendet. Und zwar nachdem ich stundenlang vergebens versucht hatte, eine Pflanze per Bestimmungsbuch, mit Hilfe von Suchmaschinen (siehe Pflanzenbestimmung mit der Bildersuche) und Wikipedia zu bestimmen. Die Pflanze war im Kübel meines Feigenbaums aufgegangen und wuchs sehr schnell. Ich wollte sie nicht einfach rausreißen, ohne zu wissen, um was es sich handelt, denn das hat sich schon manches Mal als Fehler erwiesen. Zum Glück fiel mir ein, dass ich vor nicht allzu langer Zeit die Flora-incognita-App auf mein Smartphone heruntergeladen und noch nicht ausprobiert hatte.
Die Nutzeroberfläche der Flora-incognita-App ist weitgehend selbst erklärend.
Meine Unbekannte hatte noch keine Blüten, was das Bestimmen so schwierig machte, denn die Bestimmungsbücher gehen sinnvollerweise nach den Blüten, aus denen sich dann ja auch die Familienzugehörigkeit ergibt. Und auch im Internet findet man, wenn man nach einer Pflanze sucht, von der man annimmt, dass sie es sein könnte, oft nur Bilder der Blüten und der oberen Blätter. Aber bei Pflanzen im Jungpflanzenstadium sieht man ja nur die Blätter, die später in Bodennähe sind und die oft ganz anders aussehen als die von älteren Pflanzen im Spitzenbereich in der Nähe der Blüten.

Es gefiel mir aber nicht, diese unbekannte wüchsige Konkurrenzpflanze neben meiner Feige "Violetta", deren Topf  eigentlich nur für sie und ein paar Hornveilchen als Fußschmuck reicht, zur Blüte kommen zu lassen. Und nicht nur das, sie könnte ja auch eine Giftpflanze oder eine allergieauslösende Pflanze sein. Ich war schon so weit, die Flora incognita, die unbekannte Pflanze, zu entfernen und zu vergessen, da fiel mir die Flora-incognita-Pflanzenbestimmung-App ein.

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Allerdings verflog meine Hoffnung, als ich die App auf dem Smartphone öffnete und von der App aufgefordert wurde, ein Foto von oben auf die Blüte oder auf den Blütenstand der Pflanze zu machen oder ersatzweise eines aus meinem Speicher hochzuladen. Meine Pflanze hatte bisher jedoch keine Blüte oder Blütenstand, lediglich die Andeutung einer Art Spitzenknospe, weswegen ich schon mit den Bestimmungsbüchern nicht weitergekommen war. Trotzdem wollte ich es versuchen und machte ein Bild von oben auf die Pflanze, die kurz davor war, ihren Blütenstand zu zeigen.

Überraschung: Wenige Sekunden, nachdem ich das Pflanzenfoto in die Bestimmungs-App geladen hatte, erhielt ich die Meldung, dass es sich mit 98 % Wahrscheinlichkeit um Großes Ammei, auch Große Knorpelmöhre (Ammi majus) genannt, handelt. Ich verglich die Beschreibung mit der Pfanze, guckte mir weitere Bilder, sowohl in der App als auch im Web an, und war nun auch zu 98 % sicher, dass das Ergebnis stimmte.

Flora incognita: Diese unbekannte Pflanze wuchs plötzlich im Kübel meines Feigenbaumes - und zwar sehr schnell und kräftig. Die Pflanzenbestimmungs-App identifizierte sie als Große Knorpelmöhre (Ammi majus).
So sah die Große Knorpelmöhre einige Tage später aus, bevor ich sie dann doch entfernte.
Gelegentlich säe ich ein paar Samen irgendwo dazu, mal ins Beet, mal in einen der Kübel, ohne zu kennzeichnen, dass und was ich ausgesät habe. Wenn ich mich dann im Herbst frage, wieso eigentlich diese oder jene Samen nicht aufgegangen sind, fällt mir ein, dass ich aufgelaufene Pflanzen mit unbekannten Blättern entfernt habe... Das sollte mir nicht wieder passieren, ich wollte jedes mir unbekannte Pflänzchen bestimmen. Und selbst wenn es sich um eine selbst angesiedelte und nicht eine ausgesäte Pflanze handelt, kann sie ja durchaus interessant genug sein, sie zu behalten.

Ich habe die App dann noch an einigen anderen Pflanzen ausprobiert. Beispielsweise an einem Blatt von einem Baum.
Dieses Blatt hat die App sofort als Blatt eines Berg-Ahorns (Acer pseudoplatanus) identifiziert.
Nicht bei allen Pflanzen war die Bestimmung so einfach, aber bei vielen und ich denke, wenn die Datenbank wächst und wächst, dann wird sie gewiss auch immer besser werden.

Wenn es eine App wäre, für die man bezahlen muss, dann würde man sich noch ein paar Filterfunktionen, eigene Listen , Personalisierungsmöglichkeiten und ähnliches wünschen, aber zur schnellen Pflanzenbestimmung auf einem Spaziergang oder im Garten, wenn man sich mal wieder wundert, was für eine Wildpflanze ("Unkraut") da im Beet oder Rasen blüht, ist sie völlig super. Mir persönlich macht es Spaß, die App zu nutzen, um Wildkräuter und allgemein Pflanzen zu bestimmen, und ich empfehle sie gerne weiter.

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Das Flora-incognita-Projekt

Fast ein Drittel der heimischen Wildpflanzen gelten als gefährdet. Das Flora incognita Projekt hat zum Ziel, das Bewusstsein für die Pflanzenvielfalt zu schaffen, indem jeder mit der App zur Pflanzenerkennung, Flora.incognita-App, ganz einfach unbekannte Pflanzen bestimmen und dann Informationen dazu anschauen kann. Zum anderen gelangt das Projekt durch die Speicherung der erkannten Arten und ihrer Standorte an für den Artenschutz auswertbare Datensätze.

Durchgeführt wird das Projekt von der Technischen Universität Ilmenau und vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie. Gefördert wird es von leben.natur.vielfalt (Bundesprogmm zur Biologischen Vielfalt), Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, vom Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz des Freistaates Thüringen sowie von der Stiftung Naturschutz Thüringen.

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Samstag, 30. Mai 2020

Huch: Meine dunkellaubige Süßkartoffel hat weiße Knollen!

Süßkartoffel Ipomoea batatas ´Sweet Caroline Purple´ im Kübel auf der Südterrasse - Erfahrungen und Ernte. (zuletzt bearbeitet 7. Juni 2024)

Meine Süßkartoffel Ipomoea batatas ´Sweet Caroline Purple´
In den Supermärkten bei uns werden die dicken, länglichen Knollen der Süßkartoffel zwar von manchen noch kritisch beäugt, aber weltweit gesehen ist die Batate Ipomoea batatas kein Exot, sondern eine bedeutende Nutzpflanze.

Die Süßkartoffel soll sich ursprünglich in Asien entwickelt haben, in Peru war sie jedoch angeblich schon 750 v Chr. bekannt und von den lateinamerikanischen Hochkulturen wurde sie als Kulturpflanze verwendet.

Vom südlichen Amerika aus ging die Verbreitung weiter (vor allem nachdem sich Columbus 1492 auf den amerikanischen Kontinent verirrt hatte und den Folgen daraus): Nicht nur auf dem amerikanischen Kontinent wurde sie zunehmend geschätzt, sie wurde auch in die Südsee, nach Afrika, Europa und auch andere Regionen der Welt gebracht.

Inzwischen ist die Volksrepublik China der größte Anbauer weltweit.

Mit der Kartoffel hat die Süßkartoffel - von der botanischen Systematik her betrachtet - wenig gemeinsam, denn sie gehört zu den Windengewächsen, während die Kartoffel ein Nachtschattengewächs ist. Aus diesem Grunde können von der Batate nicht nur die unterirdischen Speicherwurzeln, die "Knollen", gegessen werden - beispielsweise in Scheiben geschnitten und gebraten -, sondern auch die Blätter und Stiele. Bei Kartoffeln dagegen sind die Blätter und andere oberirdischen Pflanzenteile wegen des enthaltenen Solanins giftig.

Als ich herausfand, dass es bei den Süßkartoffeln auch solche mit dunklem Laub gibt und diese Sorten dann auch lavendel- bis violettfarbig blühen können, wollte ich unbedingt eine solche im Kübel auf meiner Terrasse anbauen. Zwar möchte ich keinen rein schwarzen Garten oder Topfgarten, aber dunkellaubige Pflanzen oder solche mit dunklen Blüten oder Früchten beleben eine Pflanzengesellschaft - nicht nur im Staudenbeet, sondern auch im Gemüsegarten, im gemischten Balkonkasten oder im Topfgarten.

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Gefunden habe ich die Süßkartoffel Ipomoea batatas ´Sweet Caroline Purple´ dann als "Blattschmuckpflanze" bei Olerum - das ist der Verband Deutscher Garten-Center (olerum.de). Sie schien allen meinen Wünschen zu entsprechen. Anfang Mai habe ich eine Jungpflanze bestellt und sie innerhalb weniger Tage erhalten. Ich pflanzte die gesunde, kräftige Pflanze in einen großen Kübel mit Bioerde und einem Rankgitter im hinteren Topfteil und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

Die Pflanze ist im Laufe des Sommers sehr gut gediehen. Sie bekam Wasser nach Bedarf und wurde von mir gelegentlich mit einem pflanzlichen, organischen Gemüsedünger gedüngt.

Die fleischigen Triebe sind zwar im Vergleich zu den Trieben von Stangenbohnen eher langsam gewachsen, aber die Pflanze wurde schnell dichter und üppiger. Sie ließ sich allerdings nur durch Aufbinden dazu bringen, an einem Gitter ein wenig in die Höhe zu wachsen. Das tief gelappte, dunkelgrüne bis auberginefarbige Laub war aber auch als Kübel-/Bodendecker sehr attraktiv.

Auf meiner trocken warmen Südseitenterrasse auf einem begrünten Tiefgaragendach traten keinerlei Krankheiten oder Schädlinge auf. Auch Ende Oktober wirkte die Pflanze noch frisch und gesund. Blüten entwickelte sie leider nicht. 

Ist doch schön, wenn eine Pflanze nicht nur optisch etwas hermacht, sondern auch Gutes zum Speisezettel beiträgt. Neben den Knollen sind auch Blätter und Triebe essbar.
Geerntet habe ich am 1. November, weil ich zu neugierig geworden war, was da die Erde von unten leicht aufwölbte. Tatsächlich fand ich beim Graben einige Knollen. Und Überraschung: Die Knollen meiner Süßkartoffelpflanze sind nicht orange, rot und/oder braun wie die im Supermarkt oder die von den grünlaubigen Pflanzen, sondern durch und durch weiß! Jetzt verstehe ich auch, warum einer der vielen Namen der Batate "Weiße Kartoffel" lautet. Allerdings gehört die Süßkartoffel Ipomoea batatas ´Sweet Caroline Purple´, so viel ich weiß, nicht zu den Sorten, die zur Nahrungsmittelproduktion angebaut wird.

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Grünlaubige Süßkartoffel*
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Übrigens war die Erde in besagtem Kübel am Ende der Kultur in bestem Zustand, schön locker und ohne jede Ablagerungen, so dass man sie auch nächstes Jahr wieder verwenden kann. Wegen der lockernden Wirkung und weil keine andere unserer Nutzpflanzen zu den Windengewächsen gehört, passt die Süßkartoffel sehr gut zur Erweiterung der Fruchtfolge.

Gelagert wird die Batatenknolle wie eine Kartoffel: kühl und dunkel. Ein bis zwei Knollen werde ich wohl braten, die anderen aber kühl lagern und später für das nächste Jahr vorziehen. Da möchte ich ausprobieren, wie sich die Süßkartoffel mit einer in die Höhe wachsenden Pflanze in einem Kübel verträgt - denn bei wenig Platz muss man auch die Vertikale ausnutzen.

Dünne Scheiben Süßkartoffel in der Pfanne angebraten und
mit Salz und Pfeffer gewürzt. Sehr lecker!
Nachtrag: Verwertung und Geschmack
Geschmeckt haben meine Süßkartoffeln sehr gut. Ich habe sie mit dem Kartoffelschäler geschält, in dünne Scheiben geschnitten und diese in Olivenöl in der Pfanne angebraten. Dann etwas Salz und Pfeffer drauf und schon war das Gericht fertig. Süßkartoffeln schmecken aber auch gut in Kombination mit Obst und Käse (zum Rezept Süßkartoffeln mit Birne und Blauschimmelkäse)

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Tischbeet mit Ablageboden*
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Geschmacklich habe ich kaum einen Unterschied zu einer guten, aromatischen Kartoffelsorte wahrgenommen. Meine "Chips" waren vielleicht ein klein wenig fester. Ich könnte mir vorstellen, dass etwas Rosmarin beim Braten gut dazu gepasst hätte, aber ich wollte beim ersten Probierversuch möglichst viel vom Eigengeschmack mitbekommen und schon das Olivenöl beeinträchtigt das Geschmackserlebnis - ich hatte nur kein neutrales Öl da.
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Ich erhielt/fand weitere Tipps und Rezepte zur Verwertung:

  • japanisch: Süßkartoffel in Scheiben in Sesamöl anbraten, mit Radieschenlaub servieren
  • thailändisch: gebacken als Beilage zu Thai-Curry
  • amerikanisch (traditionelle Thanksgiving-Beilage): Süßkartoffel als süßes Pürree oder süßer Auflauf (mit braunem Zucker oder Ahornsirup und Butter, eventuell Nüssen oder Erbsen)
  • mexikanisch: Süßkartoffel mit Rinderhackfleisch, Zucchini, Paprikaschoten, Zwiebeln, Erdnussbutter und Zimt
  • vegetarisch: pikanter, überbackener Gemüseauflauf mit Süßkartoffel, Lauch, Zucchini, Kurkumagewürz etc.
  • vegetarisch: Süßkartoffel-Gratin mit Walnüssen, Thymian, Sahne, Chili, Muskat und Käse
Wie aus unserer Speisekartoffel, die ursprünglich auch aus dem südlichen Amerika stammt, kann man auch aus der Süßkartoffeln viele interessante Gerichte zubereiten.

Mein Fazit: Durchaus empfehlenswert! Allerdings würde ich das nächste Mal versuchen, eine für den Gemüseanbau bestimmte Pflanze, am liebsten in Bioqualität, zu bekommen.

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Buchtipp:
Flexibel und mobil gärtnern: Blumen, Gemüse & Kräuter, Stauden und Gehölze in Töpfen und anderen Pflanzgefäßen anbauen und so Balkone, Terrassen, Dachterrassen, Eingangsbereiche verschönern und/oder für den Selbstversorgeranbau nutzen. Standortgerecht Gartenträume wahrmachen - vom ansprechenden Eingangsbereich über Duft-, Bienen-, Künstlerbalkon bis zur Wohlfühloase und/oder Selbstversorgerterrasse auf dem Dach.

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Donnerstag, 27. Februar 2020

Tomatensorten für Topf, Kübel oder Pflanzkiste

Fast alle Tomatensorten eignen sich auch für den Anbau im Pflanzgefäß - sei es im Topf, Kübel, in einer Pflanzkiste oder direkt in einem Sack mit Erde. Meine Erfahrungen mit Tomaten in Pflanzgefäßen. (aktualisiert 3/2020)

Kleine Tomatensorten kann man ins Topfregal stellen.
Die Größe des Pflanzgefäßes einer Tomatenpflanze richtet sich nach der Sorte. Je größer und schnellwüchsiger die Tomatensorte ist - und damit wasser- und nährstoffbedürftiger -, desto größer sollte auch das Pflanzgefäß sein. Statt eines Pflanzgefäßes kann man auch mit Erde befüllte Säcke bepflanzen.
Tomaten gedeihen auch, wenn sie einfach in die gekauften Pflanzenerdesäcke gepflanzt werden. (Weihenstephaner Gärten, 2014)
Sorten, die ein- oder zweitriebig sehr hoch werden (endlos wachsende, auch Stabtomaten genannt), bleiben meiner Erfahrung nach im Kübel kleiner, wenn man sie mehrtriebig zieht (also weniger ausgeizt, sondern einen Teil der Nebentriebe wachsen lässt) - ansonsten "köpft" man hohe Stabtomaten spätestens, wenn sie ihre Stützhilfe (Spiralstab, Spalier oder anderes) etwa 20 bis 30 cm überragen. Aber selbst, wenn sie nicht so hoch geworden sind, kappe ich Stabtomaten grundsätzlich Mitte bis Ende August, weil die danach gebildeten Blüten nicht mehr zu Früchten werden bzw. diese nicht mehr ausreifen können (als Futter für die Bienen habe ich genügend andere Blühpflanzen). Buschtomaten geize ich grundsätzlich nicht aus, entferne bei größeren Sorten jedoch Ende August ebenfalls neue Fruchtansätze. Bei kleinen Balkontomaten im Topf oder im Balkonkasten geize ich weder aus, noch köpfe ich sie. Lediglich kranke Blätter werden - wie bei allen Tomatensorten - regelmäßig entfernt.

Tomatensorten, die ich auf meiner Terrasse angebaut habe


Die folgenden Tomatensorten habe ich in den vergangenen Jahren angebaut (in alphabetischer Reihenfolge nach dem (deutschen) Sortenamen. Der Standort war eine Terrasse vor einer Südwand. Die kleinen Sorten wurden in einen Topf gepflanzt und zu den Kräutern in ein Topfregal gestellt, die großen wurden in Kübel gepflanzt - wegen Platzmangel teilweise mit anderen Pflanzen zusammen.

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Ananastomate
(gekauft online bei Gärtner Pötschke*)

Die Ananastomate wird am besten sofort verzehrt.
Die Ananastomate ist eine hoch wachsende, samenfeste Sorte, die große, schwere, hellrote Früchte bildet. Sie bekam bei mir auf der Terrasse einen großen Kübel für sich alleine, weil sie einen hohen Wasser- und Nährstoffbedarf hat.
Eigenschaften: Die Pflanze blieb bis zum Herbst frei von Krankheiten und Schädlingen. Wegen ihrer zarten Haut neigen die Früchte dieser Sorte zum Platzen.
Geschmack: Bei Vollreife sind die Früchte weich und schmecken mild süßlich, kräftiger und würziger sind sie, wenn zu Reifebeginn geerntet wird.
Lagerbarkeit: Die Früchte sind nicht lagerbar, man sollte sie sofort nach der Ernte verzehren. Die Engländer essen sie gerne als Sandwich-Belag, aber auch auf normalem Graubrot sind sie bei einigen Fans beliebt. Ich habe sie auf Baguette mit Salami, als Tomaten mit Mozzarella (etwas gesalzen) sowie auch gebraten zum Spiegelei mit einer Scheibe Käse und Brot geschätzt.

Funnyplums® Golden Orange F1
(zusammen mit der Sorte 'Tartufo', siehe unten, 2019 gekauft bei Baldur*)

Die kleine Tomatensorte 'Golden Orange' F1 hat (teilweise) spitz zulaufende Früchte. Hinsweis: Wer eine heiße Terrasse hat, wie ich, sollte den Topf nicht so klein wählen, außer man ist bereit mehrmals pro Tag zu gießen.
Die Früchte dieser kleinen Hybridsorte hatten bei mir teilweise eine dattelähnliche und teilweise eine spitz zulaufende Form. Sie färbten sich zur Reife goldgelb, fast orange. Sowohl die Form als auch die Farbe fand ich attraktiv (gerade auch in Kombination mit der schwarzen 'Tartufo' siehe unten) und auch geschmacklich war sie gut. Das Jahr 2019 war wegen Hagel, Kälteperiode und Phasen trockener Hitze auf meiner Südseitenterrasse schwierig. Die Sorte 'Golden Orange' F1 ist mit fast allem zurechtgekommen. Hätte ich ihr einen etwas größeren Topf spendiert, damit sie mehr Reserven bis zum nächsten Gießen hat, hätte ihr auch das Wüstenklima auf meiner Terrasse wahrscheinlich nichts ausgemacht.

Die Balkontomaten 'Tartufo' (schwarz-rot) und 'Golden Orange' (gelb-orange) pimpen jeden Salat oder die Käseplatte - wenn sie es bis in die Küche schaffen und nicht schon draußen vernascht werden.
Biotomate ohne Sortennamen
(gekauft im Gartencenter Dehner)
Fruchtfleisch und Schale dieser Biotomate waren fest.
Eigenschaften: Die Pflanze blieb bis zum Herbst frei von Krankheiten und Schädlingen, brach aber am Ende wegen Unterernährung mehr oder weniger zusammen - ich hatte sie zu wenig gedüngt, außerdem musste sie sich einen Kübel mit der grünen Tomate Physalis teilen. Die geernteten Früchte waren gleichmäßig rund, das Fruchtfleisch fest und die Haut eher hart. Zur Samenfestigkeit kann ich wegen fehlender Sortenangabe leider nichts sagen.
Geschmack: Obwohl die Früchte ein bisschen wir rote Tennisbälle aussehen, hatten sie einen guten Geschmack und ließen sich sehr gut schneiden. Sie eignen sich daher auch gut zur Dekoration, da sie nicht so schnell matschig werden.
Lagerbarkeit: Die Früchte ließen sich sehr gut lagern.

Primabell®


Primabell ist klein, aber bringt viele leckere Früchte hervor.
Die Mini-Tomatensorte Primabell® bleibt klein, aber bildet sehr viele aromatische, rote Früchte. Die Sorte ist für jeden zu empfehlen, der mit wenig Platz auskommen muss, für den Naschbalkon, für Kinder, als Mitbringsel.
Eigenschaften: Die Sorte soll samenecht sein, der Name ist aber geschützt.
Geschmack: sehr gut.
Lagerbarkeit: Da die Früchte der Primabell-Tomate ausreichend fest waren, hätte man sie ein paar Tage lagern können - wenn man sie nicht gleich gegessen hätte.

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Maglia Rosa
(Online-Kauf, Verkäufer-/Shopnamen weiß ich nicht mehr)

'Maglia Rosa' schmeckt am besten, wenn die Früchte
vor der Vollreife geerntet werden.
Die amerikanische Tomatensorte 'Maglia Rosa' ist eine samenfeste Buschtomate mit eher zarten Trieben und Blättern sowie zahlreichen, länglichen, hellrot geflammten Früchten (wie große Datteln), gezüchtet von Fred Hempel, vertrieben von Artisan Seeds. Bei mir im Kübel wurde die Pflanzen nur knapp einen Meter hoch - was aber zum Teil daran liegen kann, dass ich sie mit einer blaufrüchtigen Stangenbohne zusammengepflanzt hatte.
Eigenschaften: Die Tomatensorte 'Maglia Rosa' reagierte empfindlich auf die trockene Hitze auf meiner Terrasse. Deshalb spannte ich ihr Mittags einen Sonnenschirm auf.
Geschmack: Gute bis sehr gute Snacktomate, die man am besten vor der Vollreife erntet, weil dann der Geschmack (Zucker-/Säureverhältnis) besser ist.
Lagerbarkeit: Früh geerntet war sie einige Tage lagerbar.

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Schwarze Pflaume/Black Plum
(Online-Kauf, Verkäufer-/Shopnamen weiß ich nicht mehr)

Die Tomatensorte 'Schwarze Pflaume' hat optisch und geschmacklich überzeugt.
Außerdem war sie sehr reichtragend.
Ich habe die Tomatenpflanzen dieser samenfesten Tomatensorte mehrtriebig und relativ frei wachsen lassen. Sie wurden dabei etwas über einen Meter hoch (eintriebig erzogen wären sie sicher höher geworden..
Eigenschaften: Die Früchte der 'Schwarzen Pflaume' haben eine schöne längliche Form und makellose, glatte Haut. Sie färben sich von grün nach orange und schließlich dunkelrot. Trotz teilweise widrigem Wetter blieb die Pflanze frei von Kraut- und Braunfäule. Einige Früchte bekamen Symptome von Blütenendfäule - ein Zeichen von Kalziummangel bei ungleichmäßiger Wasserverfügbarkeit.
Geschmack: Der Geschmack der Früchte war recht gut, aber nicht herausragend für einen bleibenden Eindruck.
Lagerbarkeit: Die Tomate war gut lagerbar und die zahlreichen spätgebildeten Früchte konnte ich in der Küche alle noch nachreifen.

Tartufo
(gekauft bei Baldur*)
Die kleinbleibende schwarze Cocktailtomatensorte 'Tartufo' hielt sich trotz Phasen mit Extremwetter recht wacker.
Die schwarze Cocktailtomate 'Tartufo' hat sich bei mir 2019 als recht widerstandsfähig gegen Kälte, Hitze, Hagelunwetter und zeitweiser Vernachlässigung erwiesen. Sie wurde etwa 35 cm hoch (und war damit kleiner als das Strauchbasilikum dahinter). Der Fruchtansatz war gut, geschmacklich angenehm. Für den Anbau im Topf oder Balkonkasten finde ich sie empfehlenswert.

Tigerella
(gekauft bei Plant Theatre/Amazon*)

Die englische Tomatensorte 'Tigerella' mag es weder zu heiß, noch zu kühl.
Die Stabtomate 'Tigerella' habe ich aus gekauften Samen herangezogen. Dieser Samen stammte aus einer Packung Funky Veg Kit/Plant theatre. Ich habe direkt in den Endtopf gesät und auch noch ein paar Bohnenkeime der 'Blauhilde' gelegt. Die Pflanzen wuchsen zügig und bald wurden aus den Blüten erste Früchte.

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Eigenschaften: Die Früchte der 'Tigerella' waren groß und geflammt. Allerdings ließen Fruchtbildung und Wachstum der samenfesten Tomatensorte in diesem extrem heißen Sommer und auf der heißen Terrasse bald zu wünschen übrig. Erst Ende des Sommers erholten sich die Pflanzen - aber das war zu spät.
Geschmack: Der Geschmack der geernteten Früchte war überzeugend fruchtig und tomatig.
Lagerbarkeit: Die Tomate war gut lagerbar und die zahlreichen spätgebildeten Früchte konnte ich in der Küche alle noch nachreifen.

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Dienstag, 14. Januar 2020

Buchtipp: Tomaten, Paprika & Chili für Garten und Balkon

Tomaten, Paprika und Chili gehören zu vielen köstlichen Gerichten. Aus eigener Ernte schmecken diese gesunden Fruchtgemüse am besten. Aber wie baut man Tomaten, Paprika & Chili auf dem Balkon und im Garten an und wie macht man sie nach der Ernte haltbar oder zaubert daraus köstliche Gerichte? Das und viel mehr findet man im Buch Tomaten, Paprika & Co. für Garten und Balkon: Richtig anbauen und frisch genießen *, das gerade von mir im Verlag Eugen Ulmer erschienen ist.

Tomaten, Paprika & Co. für Garten und Balkon: Richtig anbauen und frisch genießen* ist gerade im Verlag Eugen Ulmer erschienen.
 
Es gibt von mir schon Bücher über TOMATEN sowie über CHILI, PAPRIKA & CO. mit Wissenswertem, Sortentipps, Anzuchtanleitungen, Anbautipps für Balkon und Garten und mit ausgewählten Rezepten zum jeweiligen Fruchtgemüse. Nun gibt es im Ulmer Verlag auch diese Kombi-Ausgabe über beide meiner Lieblingsfruchtgemüse.

Wenn Sie also handlich serviert bekommen möchten, wieso Tomaten so gesund sind, welche Sorten empfehlenswert sind, was Chili scharf schmecken lässt und wie man die Früchte im Notfall entwaffnen kann, aber vor allem WIE MAN DIESE FRUCHTGEMÜSE ERFOLGREICH ANBAUT, erntet, haltbar macht oder köstlich frische Gerichte daraus zaubert, dann sollten sie hier zugreifen.

Das Buch

Tomaten, Paprika & Co. für Garten und Balkon: *
Richtig anbauen und frisch genießen
Eva Schumann
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 16. Januar 2020
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Sonntag, 5. Januar 2020

Artensterben - Bodenleben in Gefahr?

Für Bodenkundler ist der Boden die oberste, belebte Schicht der Erdkruste. Für Gärtner und Landwirte, die im Boden anbauen, ist er, wie auch Luft und Wasser, eine kostbare Ressource, auf die sie angewiesen sind - wir alle sind es, denn der überwiegende Teil unserer Nahrung und des Tierfutters werden im Boden angebaut. Böden sind aber kein unbelebter Stoff, an dem sich die Wurzeln festkrallen, damit die Pflanzen nicht umfallen oder vom Wind weggeblasen werden. Böden sind Ökosysteme und Lebensräume für Lebensgemeinschaften (Biota), die dem Boden viele seine Funktionen wie Wasser- und Nährstoffbereitstellung für die Pflanzen erst ermöglichen. Umweltforscher stellen den Boden daher als "Ökosystemdienstleister" dar, um uns seinen Wert besser begreiflich zu machen (wie man es auch bei Bestäuber-Insekten als Ökosystemdienstleiter inzwischen tut). (aktualisiert)

Nicht jedes Bodenlebewesen ist im Garten gern gesehen. Aber auch Wühlmäuse und Maulwürfe gehören zum Ökosystem Boden. Als Futter für Eulen und andere Tiere sind sie auch eine Schnittstelle zum oberirdischen Ökosystem.
Die Bodenfruchtbarkeit ist für jeden Gärtner, Landwirt und alle anderen, die von einem guten Pflanzenwachstum auf dem Boden abhängig sind, äußerst wichtig. Die Bodenfruchtbarkeit hängt beispielsweise vom Ausgangsgestein, der Körnungszusammensetzung, dem pH-Wert, von den organischen Bestandteilen, von der Aktivität der Bodenlebewesen, von der Art der Bodenbearbeitung, der Bodennutzung und vielem anderen ab. Die Bodenlebewesen haben dabei eine besondere Rolle: Sie wandeln abgestorbenes organisches Material in verwertbaren Dünger sowie in bodenverbessernden Humus und helfen der Pflanze, die Nährstoffe und Wasser aufzunehmen. Für die Bodenfruchtbarkeit wichtiger als kleine Säugetiere wie Wühlmäuse oder Maulwürfe sind Würmer, Insekten, Milben, Springschwänze und andere Bodenlebewesen und Mikroorganismen. Wie wichtig genau die einzelnen und sie alle als Gesamtheit sind (beispielsweise für die Bodenfruchtbarkeit, als Futter für Vögel und andere Tiere etc.) und wie gefährdet sie sind, ist noch weitgehend unerforscht.

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Bodenlebewesen wandern aber nicht einfach so durch die verschiedenen Böden und Bodenschichten, sondern die für den jeweiligen Standort geeigneten bilden zusammen ein Ökosystem, das unterschiedlich tief reicht und auch mit dem oberirdischen Ökosystem zusammenwirkt.

Zwar kennt man viele der Bodenlebewesen, die miteinander und mit den Pflanzen zusammen die Bodenfruchtbarkeit schaffen, aber in weiten Teilen sind die Bodenbewohner, ihre Gemeinschaften und ihr Zusammenwirken relativ unbekannt.

Beunruhigende Erkenntnisse der Wissenschaft zum Artensterben im Boden

Wissenschaftler der Freien Universität Berlin (FUB) und des Berlin-Brandenburg Instituts für Biodiversitätsforschung (BBIB) sowie der Universität Ioannina (UoI, Griechenland) wollten wissen, was man überhaupt über die Ökosysteme im Boden weiß und ob man die Auswirkungen eines eventuellen Artensterben im Boden bewerten kann. Ihr Fazit: Das Risiko eines Artensterbens im Boden kann derzeit überhaupt nicht seriös bewertet werden. Es bestehe dringender Forschungs- und Handlungsbedarf!

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Die meisten Studien zum Artensterben befassen sich nämlich mit den Organismen oberhalb des Bodens, die unterhalb der Bodenoberfläche werden meistens außer Acht gelassen. Dabei spielen Bodenlebewesen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, den oberirdischen Teil der Ökosysteme am Leben zu erhalten.

Einige Studien zeigen, dass manche Bodenlebewesen – beispielsweise Baumpilz- und Erdwurmarten bestimmter Regionen – bereits verschwunden sind. Ob und wie sich deren Verschwinden oder das anderer Arten im Boden auswirkt, weiß man überhaupt nicht, warnen Stavros D. Veresoglou (FUB/BBIB), John M. Halley (UoI) und Matthias C. Rillig (FUB/BBIB) bei nature.com.

Wenn überhaupt Fallstudien zu Böden gemacht würden, so beschränkten die sich meist auf abgegrenzte Flächen, ausgewählte Arten oder sind reine Laborversuche – alle wenig aussagekräftig für größere, erst recht globale Dimensionen. Es fehle ein klares Bild über die verschiedenen Arten, Aufgaben, Hierarchien und Abhängigkeiten der Lebewesen im Boden – vom Mikroorganismus bis zum Wurm.

Da ein großer Teil der weltweiten Ackerflächen in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen ist, muss herausgefunden werden, wie es um den verbleibenden Rest der Böden steht und wie sich ein Aussterben von Arten auswirkt.

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Die Wissenschaftler raten daher dazu, die Grundlagenforschung und die angewandte Forschung zum Artensterben zu verstärken und den Boden viel stärker einzubeziehen, dabei neue Werkzeuge (beispielsweise DNS-basierte Identifizierung von Mikroben) und Ansätze einzuführen, Aussterbeszenarien aus der oberirdischen Welt auf unterirdische Ökosysteme zu übertragen, soweit sinnvoll, und neue Szenarien sowie geeignete Modelle für unterirdische Ökosysteme zu entwickeln, wo die Komplexität und die Bedeutung der Vielzahl an Mikroorganismen es notwendig machen.

Wie beim oberirischen Artensterben dürften auch beim Boden die Hauptgründe der Verlust von Lebensraum (beispielsweise durch Auslaugung/Auswaschung, Bodenversalzung, Bodenversauerung, Wüstenbildung, Bodenverdichtung, Bodenerosion, Versiegelung, sauren Regen, Bodenverschmutzung) und die Einwanderung fremder Arten sein – für beide ist der Mensch meist direkt oder indirekt verantwortlich.

Was können wir Hobbygärtner für das Bodenleben tun?

Wir können in unseren Gartenböden das Bodenleben bzw. Bodenorganismen unterstützen, beispielsweise durch
  • Kompostierung
    Mit der Kompostierung wird nicht nur ein nachhaltiger Stoffkreislauf geschaffen, der Gartenabfälle in Humus und Dünger umwandelt, mit dem wir den Boden verbessern und die Pflanzen düngen können. Sondern es baut sich während der Kompostierung eine Belebung der Gartenabfälle durch Bodenlebewesen auf. Siehe auch Kompostierung von Gartenabfällen  
  • Zufuhr von Humus und organischen Stoffen
    Mit organischer Düngung (statt mineralischer) - beispielsweise Kompost ausbringen -, durch Mulchen mit (regionalem) organischem Material, Gründüngung und ähnlichen Maßnahmen wird das Bodenleben angeregt. 
  • Schonende Bodenbearbeitung
    Wenn der Boden es zulässt (und das tun organisch gut versorgte, humose Böden normalerweise) sollte man auf das Pflügen beziehungsweise im Garten auf das tiefe Umgraben mit dem Spaten im Herbst und eine Frostgare über den Winter verzichten - die zerfällt sowieso meist mit dem ersten Regen wieder. Es ist besser, den Boden über den Winter bedeckt zu halten, beispielsweise durch eine Gründüngung oder Mulchen, und das Feld zur Bodenlockerung im Frühjahr zu grubbern und eventuell zu eggen - das entspricht im Gartenbeet der Verwendung eines Sauzahns und anschließend eines Handgrubbers (einfache Gartenwerkzeuge mit Stiel). 
  • Verzicht auf Salze, Säuren und andere giftige Chemikalien
    Viele Stoffe können dem Bodenleben schaden. Dazu zählt neben vielen zugelassenen Pflanzenschutzmitteln (Beipackzettel lesen oder gleich nicht kaufen) auch Salz, das von manchen gegen Schnecken auf den Boden gestreut wird. 
  • Verzicht auf betonierte Einfahrten, betonierte Gartenwege und andere totale Bodenversiegelungen, besser sind Rasengittersteine oder Wege aus Holz oder Stein mit durchlässigen Fugen. 
  • Ameisen umsiedeln, statt sie zu töten
Wir sind ein Teil des großen Ganzen und tragen Verantwortung, das dürfen wir nicht vergessen.

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